Kommt der Krieg in die EU – oder ist er schon da? - #1376
Apr 26, 2025
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Franz-Stefan Gady, Militärexperte und Militäranalyst, diskutiert die wachsende Wahrscheinlichkeit von Kriegen in Europa. Er erklärt, warum der Mensch trotz technologischer Fortschritte im Zentrum der Kriegsführung bleibt. Ein bewegender Blick auf die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine verdeutlicht die Herausforderungen für Zivilisten. Gady thematisiert auch, wie KI und Biotechnologie die Kriegsführung verändern und betont die Notwendigkeit einer starken europäischen Verteidigungspolitik, um zukünftigen Konflikten proaktiv zu begegnen.
Kriege sind zunehmend dämpfungsstrategisch motiviert, wobei persönliche Ambitionen und Ehre eine entscheidende Rolle bei militärischen Entscheidungen spielen.
Die Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit in Europa ist unerlässlich, um zukünftigen Konflikten durch eine ausgewogene Kombination aus Diplomatie und militärischer Stärke entgegenzuwirken.
Deep dives
Die Gründe für zukünftige Kriege
Kriege werden zunehmend als legitime Mittel zur Fortsetzung politischer Ziele betrachtet, was zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von militärischen Konflikten in der Zukunft führt. Der Militäranalyst betont, dass die Ursachen für Kriege in den letzten Jahrzehnten oft missverstanden wurden, wobei wirtschaftliche Interessen nicht die alleinige treibende Kraft sind. Zusätzliche Faktoren wie persönliche Ambitionen, Ehre und Angst beeinflussen die Entscheidungen von Staatsführern und können zu unvorhergesehenen militärischen Auseinandersetzungen führen. Dies verdeutlicht die Herausforderungen, die bei der Analyse und Vorhersage von Konflikten auftreten, wie am Beispiel des Übergriffs Russlands auf die Ukraine gezeigt wird, der keinen klaren wirtschaftlichen Vorteil versprach, aber dennoch stattfand.
Technologischer Optimismus und seine Gefahren
Der Einfluss technologische Entwicklungen auf die Kriegsführung führt oft zu Fehleinschätzungen über die Möglichkeiten und Grenzen militärischer Technologien. Der Militäranalyst warnt davor, dass ein übermäßiger Glaube an technologische Lösungen, wie Künstliche Intelligenz oder neue Waffentechnologien, das Verständnis für die Realität militärischer Konflikte verzerren kann. Ein Beispiel hierfür ist der Angriff der Hamas auf Israel, wo ein übertriebener technologischer Optimismus zu einer falschen Einschätzung der Sicherheitslage führte. Der Analyst legt nahe, dass nicht alle Probleme militärisch-technologisch lösbar sind und dass ein realistisches Verständnis der geopolitischen Situation unabdingbar ist.
Die Notwendigkeit einer robusten Verteidigungspolitik
Um in einem neuen Zeitalter möglicher militärischer Konfrontationen gewappnet zu sein, ist es entscheidend, die Verteidigungsfähigkeit in Europa wiederherzustellen. Eine ausgewogene Sicherheitsstrategie, die sowohl diplomatische als auch militärische Stärke umfasst, ist von zentraler Bedeutung, um potenzielle Konflikte erfolgreich abzuschrecken. Der Analyst hebt hervor, dass Streitkräfte eher als Versicherung gegen Konflikte fungieren sollten, was eine gut ausgestattete militärische Präsenz erfordert. Gleichzeitig ist es wichtig, dass europäische Länder bereit sind, an diplomatischen Verhandlungen festzuhalten und gegebenenfalls militärische Optionen in Betracht zu ziehen, um Aggressoren abzuschrecken.
Die Kriege in der Ukraine und in Nahost sind Symptom einer Zeitenwende: Der Militärexperte Franz-Stefan Gady beschreibt, warum Kriege in naher Zukunft immer wahrscheinlicher sind, warum der Mensch trotz aller technischen Dimensionen immer im Zentrum der Kriegsführung stehen wird und wie wir uns auf kommende Konflikte vorbereiten können − falls wir sie nicht verhindern können. Aufgezeichnet im Rahmen einer FALTER Arena vom 24.4. im Stadtsaal Wien.