Armin Wolf, ein führender österreichischer Journalist und Moderator der ZiB2, offenbart die Geheimnisse seiner beeindruckenden Interviewtechnik. Er diskutiert die Herausforderungen und Entscheidungen, die er in über 3000 Interviews getroffen hat. Besonders spannend sind seine Analysen von skandalösen Gesprächen, wie mit Erwin Bröll. Wolf betont die Bedeutung von Respekt und Professionalität, während er den Einfluss sozialer Medien auf die Interviews beleuchtet. Zudem gibt er Einblicke in die Kunst des politischen Interviews und wie man kritischen Fragen begegnet.
Eine gründliche Vorbereitung auf die Hintergründe der Gäste ist entscheidend für den Erfolg politischer Interviews.
Aktives Zuhören stellt eine große Herausforderung dar, da der Interviewer das Gleichgewicht zwischen Fragen und Zuhörerschaft halten muss.
Die Rolle von Social Media verändert die Art der Interviews, indem sie erfordert, dass Interviewer schnell auf Antworten reagieren und deren Wirkung berücksichtigen.
Deep dives
Bedeutung der Vorbereitung
Eine gründliche Vorbereitung ist entscheidend für erfolgreiche politische Interviews. Die Interviewer müssen sich umfassend über die Hintergründe ihrer Gäste und deren Einstellungen informieren, um auf widersprüchliche Antworten schnell reagieren zu können. Dies stellt sicher, dass alle wichtigen Themen und kritischen Fragen abgedeckt werden können. Ohne ausreichende Vorbereitung kann es schwierig werden, schlüssige und relevante Fragen zu stellen, was das Interview weniger informativ und spannend macht.
Herausforderungen des Zuhörens
Das aktive Zuhören während eines Interviews ist eine der größten Herausforderungen für jeden Interviewer. Man muss die Aufmerksamkeit zwischen dem Gesprächsverlauf und den eigenen Fragen balancieren, ohne die Zuschauer aus den Augen zu verlieren. Ein Interviewer muss oft sofort entscheiden, ob er nachfragen oder das Thema wechseln soll, abhängig davon, ob die Zuschauer dem Gespräch folgen können. Dieses Gleichgewicht ist besonders schwer in kurzen, live übertragenen Interviews, wo jede Sekunde zählt.
Emotionale und sachliche Ebenen verstehen
Interviews bestehen aus beiden Ebenen: der sachlichen und der emotionalen. Wenn ein Interviewer die emotionale Ebene verliert, kann das Publikum die sachlichen Informationen möglicherweise nicht mehr gut aufnehmen. Ein Beispiel ist das Interview mit einem Politiker, der emotional reagiert; wenn der Interviewer ebenfalls emotional wird, verliert dies die Objektivität und das Ziel des Gesprächs. Es ist wichtig, dass Interviewer trotz kontroverser Themen sachlich bleiben und die Zuschauer mit Fakten versorgen.
Der Umgang mit unkooperativen Gästen
Ein Interview kann herausfordernd sein, wenn Gäste nicht bereit sind, Fragen zu beantworten oder stattdessen ablesen. Ein Beispiel ist Frank Stronach, der eine lange, vorbereitete Antwort auf eine einfache Frage gab, wodurch die Dynamik des Interviews gestört wurde. Der Interviewer muss seine Position bewahren, oft den Gesprächsfluss steuern und gleichzeitig höflich bleiben, selbst wenn die Situation frustrierend ist. Solche Momente sind entscheidend, um den echten Charakter des Gastes zu zeigen und sind oft maßgeblich für den Eindruck, den das Interview beim Publikum hinterlässt.
Einfluss von Social Media auf Interviews
Die Rolle von Social Media hat die Art und Weise, wie Interviews geführt werden, stark verändert. Interviewer müssen jetzt nicht nur in Echtzeit auf Antworten reagieren, sondern auch bedenken, dass kurze Ausschnitte auf Plattformen viral gehen können und aus dem Kontext gerissen werden. Dies erfordert eine noch gründlichere Vorbereitung und ein schärferes Bewusstsein für das, was gesagt wird und wie es interpretiert werden könnte. Der Interviewer muss sich bewusst sein, dass Gerüchte und fehlerhafte Darstellungen in sozialen Medien die Wahrnehmung des Interviews beeinflussen können.
Armin Wolf ist der beste politische Interviewer im deutschsprachigen Raum. Wie arbeitet er? Das schauen wir uns anhand seiner berühmt gewordenen Skandal-Interviews mit Frank Stronach und Erwin Pröll Schritt für Schritt an.
🙆 Armin Wolf ist Journalist und Moderator der ZiB2. Er ist außerdem stv. Chefredakteur der ORF-Fernsehinformation.
Ein TV-Interview ist kein normales Gespräch. Die Leute, mit denen Armin spricht, kommen nicht zu ihm, weil sie sich mit ihm unterhalten wollen. Sondern weil sie sein Publikum von 700.000 oder 800.000 Menschen erreichen wollen. Es reden also nicht zwei Leute, sondern das Publikum sitzt quasi immer als dritter und eigentlicher Gesprächspartner dabei.
Das Zuhören ist das Schwerste. Armin muss in kurzer Zeit entscheiden, ob er unterbricht, nachfragt, bei einem Thema bleibt, wie er jetzt auf das Publikum wirkt und ob man dem Gespräch noch folgen kann, wenn man nicht tief im Thema drinnen ist. Das ist eine enorme Herausforderung, mit Erfahrung wird es aber einfacher.
TV-Interviews sind fair. Bei Armin sind Menschen zu Gast, die Macht und Einfluss haben. Seine Aufgabe ist es, ihnen kritische Fragen zu stellen. Fair ist das deshalb, sagt Armin, weil sie erstens wissen, worauf sie sich einlassen, und zweitens auch live die Möglichkeit haben, zu reagieren.
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