Trump: Hoffnungsträger im Ukraine-Krieg? (Tag 1024 mit Markus Reisner)
Dec 13, 2024
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Markus Reisner, Militärexperte und Oberst des österreichischen Bundesheeres, spricht über die prekäre Lage der ukrainischen Streitkräfte und die Hoffnungen, die einige Ukrainer in Donald Trump setzen. Er äußert vorsichtigen Optimismus bezüglich eines möglichen Friedensdeals während Trumps Amtszeit, warnt jedoch vor einer Eskalation durch Putin. Reisner beleuchtet auch die internationalen Fragestellungen im Kontext von Friedenstruppen und analysiert die geopolitischen Implikationen der Entwicklungen in Syrien und der Ukraine.
Die kritische Lage der ukrainischen Streitkräfte ist geprägt von Personalproblemen und einer sinkenden Moral aufgrund unerträglicher Bedingungen im Militär.
Viele Menschen in der Ukraine sehen den neuen US-Präsidenten Trump als Hoffnungsträger, da sie von einer möglichen Friedenslösung durch Verhandlungen träumen.
Die Diskussion um eine Friedenstruppe in der Ukraine wirft zentrale Fragen zu ihrem Mandat und ihrer Effektivität bei der Konfliktlösung auf.
Deep dives
Aktuelle Lage der Ukraine
Die ukrainische Gesellschaft und die Streitkräfte befinden sich in einer kritischen Phase, geprägt von einem Mangel an Ressourcen und hoher Belastung. In Gesprächen mit Soldaten wurde deutlich, dass Probleme wie Fahnenflucht und unerlaubtes Fernbleiben zunehmen, was die Moral der Truppe stark beeinträchtigt. Ein Soldat, der fünf Jahre gedient hat, erzählt von seiner Flucht aufgrund der unerträglichen Bedingungen im Militär. Diese Kombination aus Personalproblemen, erschöpfter Gesellschaft und abnehmender internationaler Unterstützung könnte zu einer Wendepunkt-Situation für die Ukraine im kommenden Jahr führen.
Internationale Politik und Trump
Ein wichtiger Warteraum in der Ukraine ist der 20. Januar, an dem Donald Trump möglicherweise wieder Präsident der USA wird. Für viele in der Ukraine wird Trump als Hoffnungsträger wahrgenommen, da sie glauben, dass von ihm entscheidende Weichenstellungen abhängen. Der Militärexperte Markus Reisner äußert eine vorsichtige Optimismus hinsichtlich der potenziellen Politik Trumps, betont jedoch auch das Risiko von Eskalationen, wenn Verhandlungen scheitern. Die geopolitische Dynamik zeigt, dass Trump bereit sein könnte, mit Russland über einen Deal zu verhandeln, was sowohl Chancen als auch Gefahren birgt.
Russische Angriffe und ukrainische Verteidigung
Die militärische Situation in der Ukraine ist weiterhin angespannt, mit zahlreichen russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur des Landes, die während des Winters verheerende Auswirkungen haben. Präsident Zelensky berichtet von schweren Bombenangriffen, bei denen eine Vielzahl von Raketen und Drohnen eingesetzt wird, obwohl ein erheblicher Teil dieser Angriffe durch die ukrainischen Streitkräfte abgefangen wird. Die ukrainische Armee steht unter Druck, da Berichte über Fortschritte der russischen Truppen in strategisch wichtigen Regionen wie Donetsk und Pokrovsk die Defensive gefährden. Trotz dieser Herausforderungen gibt es Initiativen zur Winterhilfe, die in Form mobiler Heizkraftwerke und Reparaturequipment aus Deutschland bereitgestellt werden.
Winterhilfe aus Deutschland
Das deutsche Winterpaket beinhaltet eine Unterstützung in Höhe von etwa 90 Millionen Euro, das darauf abzielt, die ukrainische Bevölkerung in der kalten Jahreszeit zu unterstützen. Die Bundesentwicklungsministerin übergibt mobile Blockheizkraftwerke, die schnell Strom und Wärme in abgeriegelten Regionen bereitstellen sollen, um die von Russland zerstörte Energieinfrastruktur zu reparieren. Diese Maßnahmen sollen nicht nur die Lebensbedingungen verbessern, sondern auch den betroffenen Menschen eine Perspektive im Winter bieten. Gleichzeitig wird jedoch berichtet, dass Russland seine Energiepartnerschaft mit Indien ausbaut, um finanziellen Rückhalt für den Krieg zu erhalten, was die Lage weiter kompliziert.
Zukünftige Strategien und europäische Friedensmissionen
Die Diskussion um eine mögliche Friedenstruppe in der Ukraine könnte neue diplomatische Wege eröffnen, ist jedoch noch lange nicht ausgereift. Es ist entscheidend, welches Mandat diese Streitkräfte haben und ob sie robust genug ausgestaltet sind, um tatsächlich Einfluss auf das Geschehen nehmen zu können. Die Politik in Europa zeigt bereits gespaltene Meinungen, ob und wie eine solche Truppe aufgestellt werden könnte, wobei auch historische Beispiele als Vorbilder dienen könnten. Letztlich hängt die Zukunft der Friedenssuche von den Verhandlungsergebnissen und dem Willen beider Konfliktparteien ab, tragfähige Lösungen zu finden.
An der östlichen Front verschlechtert sich die Lage der Ukrainer weiter, das Militär hat mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. ARD-Korrespondentin Rebecca Barth berichtet, dass für einige Menschen in der Ukraine der neue US-Präsident Trump ein Hoffnungsträger ist. Mit Blick auf dessen am 20. Januar beginnende Amtszeit zeigt sich der Militärexperte und Oberst des österreichischen Bundesheeres Markus Reisner im Gespräch mit Host Anna Engelke vorsichtig optimistisch. Trump wolle einen „Deal“ haben. Auf der einen Seite stehe eine mögliche Einigung im Raum, die dazu führen könne, den Krieg so einzufrieren, dass es keine weiteren Toten und Verletzten gibt. Auf der anderen Seite sieht Reisner aber auch das Potenzial einer massiven Eskalation. Bis zum Amtsantritt von Trump muss man laut Oberst Reisner davon ausgehen, dass Putin versucht, so viel ukrainisches Gebiet wie möglich zu besetzen. Ein Einsatz von Friedenstruppen bei einem Waffenstillstand ist für den Militärexperten mit vielen Fragen verbunden. Etwa, welches Mandat die Soldaten haben und welches Land bereit ist, sie zu entsenden. In Syrien hat Russland aus Sicht des Experten einen Rückschlag erlitten. „Dieser ist aber nicht so entscheidend, dass er das Hauptschwergewicht der russischen Angriffsbemühungen in der Ukraine wirklich verändern wird.“ Einen Überblick über die Lage in Syrien nach dem Sturz von Machthaber Assad liefert Carsten Schmiester. Er fasst die Planungen der von den Islamisten eingesetzten Übergangsregierung und den Besuch von Verteidigungsminister Boris Pistorius in der Region zusammen. Und er berichtet über die russisch-indische Energiepartnerschaft, die beide Länder offenbar massiv ausbauen wollen.
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