Zum 8. März: Was tun gegen Gewalt an Frauen?- #1104
Mar 8, 2024
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Alma Zadić, die österreichische Justizministerin der Grünen, diskutiert mit Birgitt Haller, einer Konfliktforscherin, sowie Andrea Brem von den Wiener Frauenhäusern und Alexander Haydn, einem Psychotherapeuten, über die alarmierende Zunahme von Gewalt gegen Frauen und Femizide in Österreich. Sie beleuchten die Rolle der Justiz, die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen und die Herausforderungen bei der Unterstützung gefährdeter Frauen. Die Diskussion reicht von patriarchalen Strukturen bis hin zu dringend benötigten Verbesserungen in der Gewaltprävention.
Die alarmierende Femizidwelle in Österreich erfordert umfassende präventive Maßnahmen und frühzeitige Unterstützungsangebote für gefährdete Frauen.
Die Rolle der Männerberatungsstellen ist entscheidend für die Gewaltprävention, die eine gesamtgesellschaftliche Lösung zur Förderung von Gleichheit anstrebt.
Deep dives
Gewalt gegen Frauen als gesellschaftliches Problem
Die hohe Zahl von Frauenmorden in Österreich wird als alarmierendes Zeichen patriarchaler Strukturen und Frauenfeindlichkeit erkannt. Ministerin Alma Sadic betont, dass die schockierenden Vorfälle ein Weckruf für die Gesellschaft sein müssen und zeigt auf, dass trotz bereits ergriffener Maßnahmen stets weitere Schritte notwendig sind. Eine Studie zeigt, dass viele Frauen, die an Gewalt sterben, vorher bereits Misshandlungen erlebt haben, was die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen unterstreicht. Daher wird gefordert, Unterstützung für Frauen so früh wie möglich anzubieten, um einer Eskalation von Gewalt entgegenzuwirken.
Rolle der Justiz und präventive Maßnahmen
Die Justiz kann erst intervenieren, wenn es zu Gewalttaten gekommen ist, weshalb eine frühzeitige Prävention betont wird. Ministerin Sadic erklärt, dass es wichtige Schritte erfordere, um Frauen vor Gewalt zu schützen und die Prozessbegleitung zu erweitern. Dazu gehört auch, dass Kinder, die Zeugen häuslicher Gewalt werden, als Opfer anerkannt werden und psychosoziale Unterstützung erhalten. Ziel ist es, durch umfassende Maßnahmen zur Gewaltprävention und interministerielle Zusammenarbeit den Einstieg in eine Hilfestellung für Frauen zu erleichtern.
Niedrigschwellige Ansätze zur Erreichung von betroffenen Frauen
Die Berichterstattung über Frauenmorde führt oft zu einem Anstieg der Hilfegesuche, was auf ein Bedürfnis nach Unterstützung hinweist. Vielerorts wird jedoch kritisiert, dass viele Frauen nicht zu den Behörden oder Frauenhäusern kommen, wegen Scham oder Unkenntnis über die Hilfsangebote. Es wird gefordert, die Zugänge zu Unterstützungsangeboten zu erleichtern, indem beispielsweise anonymisiertes Beraten ohne Nennung des Namens ermöglicht wird. Auch die Schulung von Pflegepersonal, um frühzeitig Gewaltsituationen zu erkennen, wird als wichtiger Schritt zur Prävention angesehen.
Männerberatung und Gewaltprävention
Die Männerberatungsstellen spielen eine entscheidende Rolle in der Gewaltprävention und sollten stärker gefördert werden. Es wird festgestellt, dass viele Täter zuvor unauffällig waren und keine Gewaltanzeichen zeigten, was einen höheren Bedarf an präventiven Beratungen suggeriert. Es wird angeregt, eine koordinierte Stelle für Gewaltprävention einzurichten, die nicht nur auf Angriffssituationen reagiert, sondern schützend wirkt, insbesondere bei Männern mit Migrationshintergrund und relevanten kulturellen Herausforderungen. Die Idee ist, eine gesamtgesellschaftliche Lösung anzustreben, die sowohl Männer als auch Frauen in den Fokus nimmt und die Wertschätzung von Gleichheit fördert.
Justizministerin Alma Zadić (Grüne) über die Femizidwelle in Österreich. Mit ihr diskutieren: Gewaltforscherin Birgitt Haller, Andrea Brem (Wiener Frauenhäuser) und Alexander Haydn (Dachverband Männerarbeit Österreich, Männerberatung Wien)