Putins Truppen rücken vor (Tag 884 mit Franz-Stefan Gady)
Jul 26, 2024
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Franz-Stefan Gady, ein Experte für Militärstrategien, warnt vor den kritischen Wochen für die Ukraine, da russische Truppen an Boden gewinnen. Er betont, dass Russland nicht an Verhandlungen interessiert ist. Die geplante Stationierung von US-Raketen in Deutschland wird als entscheidend für die NATO-Strategie angesehen, wobei Gady eine fehlende Kommunikation der Politik kritisiert. Außerdem wird die militärische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Japan thematisiert, die Chinas Besorgnis weckt.
Die militärische Lage in der Ukraine verschärft sich, wobei Russland in der Donbass-Region stetig Geländegewinne verzeichnet, während die Ukraine mit Personalmangel kämpft.
Die Chancen auf einen zeitnahen Friedensschluss scheinen gering, da Russland weiterhin an seinen militärischen Zielen festhält, während diplomatische Lösungen kompliziert bleiben.
Die geplante Stationierung von US-Raketen in Deutschland wird als kritisch für die NATO-Sicherheit betrachtet, jedoch mangelt es an klarer Kommunikation über die Hintergründe und Risiken dieser Entscheidung.
Deep dives
Kamala Harris und die US-Politik zur Ukraine
Kamala Harris hat auf der Münchner Sicherheitskonferenz betont, dass die USA sich für internationale Standards und Demokratie stark machen müssen. Im Vergleich zu JD Vance, dem republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten, der Isolationismus predigt, zeigt Harris eine klare Position zur Unterstützung der Ukraine. Sie argumentiert, dass das Versagen, auf Aggression zu reagieren, zu einer Bedrohung für ganz Europa führen könnte. Dies weist auf die grundlegende Differenz zwischen den politischen Lagern in den USA hin, besonders im Hinblick auf die Unterstützung der Ukraine und wie diese das europäische Sicherheitsgefüge beeinflusst.
Militärische Lage in der Ukraine
Die militärische Situation in der Ukraine ist angespannt, da die russische Armee langsam Gebietsgewinne erzielt, insbesondere in der Region Donbass. Ein erheblicher Mangel an Infanterie auf ukrainischer Seite hat die Verluste erhöht, während die russischen Streitkräfte ihre Angriffe verstärken. Analytiker weisen darauf hin, dass die kommenden Wochen entscheidend sein könnten, da mögliche ukrainische Verstärkungen an die Front geschickt werden. Ein Rückzug oder eine Änderung der Verteidigungsstrategie könnte nur notwendig werden, wenn die russischen Truppen weiterhin Druck ausüben.
Diplomatie und Friedensgespräche
Die kürzliche Reise des ukrainischen Außenministers nach China wirft Fragen über die Möglichkeiten von Friedensgesprächen auf. Während Russland weiterhin militärischen Druck ausübt und an seinen Kriegszielen festhält, ist der Begriff der Diplomatie jedoch sehr komplex. Der Militäranalyst unterstreicht, dass Verhandlungen zwar angestrebt werden müssen, die gegenwärtigen Bedingungen jedoch wenig optimistisch erscheinen. Es wird deutlich, dass ein Friedensschluss nicht sofort durchsetzbar ist, sondern ein langwieriger Prozess sein könnte.
US-Raketenstationierung und Deutschlands Rolle
Die geplante Stationierung von US-Raketen in Deutschland hat eine intensive Debatte ausgelöst, in der es um die Notwendigkeit von Abschreckung und Sicherheit geht. Der Bundeskanzler hat die Wichtigkeit dieser Stationierung hervorgehoben, um dem Potenzial eines Angriffes durch Russland entgegenzuwirken. Gleichzeitig gibt es Bedenken, dass diese Entscheidungen in der Öffentlichkeit unklar kommuniziert werden und Ängste vor einer nuklearen Eskalation schüren. Experten betonen, dass Deutschland sich darauf vorbereiten muss, NATO-Verbände im Falle eines Konflikts zu unterstützen und gleichzeitige Eskalationsszenarien vermeiden sollte.
Der Blick auf Japan und den Indo-Pazifik
Die militärische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Japan hat sich in den letzten Jahren intensiviert, besonders angesichts der geopolitischen Spannungen in der Region. Die gemeinsamen Übungen mit deutschen Eurofightern in Japan spiegeln die wachsende Besorgnis über die Bedrohung durch China wider, während Japan sein Verteidigungsbudget erheblich erhöht hat. Die japanische Regierung sucht nach Partnerschaften, um militärische Fähigkeiten auszubauen und eine breitere Unterstützung im Falle einer Krise in der Taiwanstraße zu gewährleisten. Dies unterstreicht die Notwendigkeit für europäische Länder, sich aktiv an Sicherheitspolitiken im indo-pazifischen Raum zu beteiligen.
Der US-Wahlkampf beherrscht die Schlagzeilen. Was etwas davon ablenkt, dass die russischen Truppen im Osten der Ukraine stetig Geländegewinne erzielen. "Die nächsten Wochen werden sehr kritisch für die Ukraine", warnt der Militäranalyst Franz-Stefan Gady. Russland versuche, den derzeitigen Personalmangel der Ukrainer auszunutzen und werde seine Offensive in den kommenden Tagen noch verschärfen, so der Politikberater im Gespräch mit Host Kai Küstner.
Trotz der China-Reise des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba - die Chancen auf einen baldigen Verhandlungsfrieden schätzt Gady als eher gering ein: "Russland hat kein Verlangen nach Verhandlungen", so der Experte. Moskau glaube weiter daran, seine Ziele auf dem Schlachtfeld erreichen zu können. Und auch bei China dürfe man nicht naiv sein: Peking habe kein Interesse daran, den Konflikt zu beenden.
Auch über die geplante Stationierung von US-Raketen in Deutschland spricht Kai Küstner ausführlich mit Franz-Stefan Gady: Der beklagt eine "fehlende Kommunikation" der Politik zu dem Thema und erläutert, warum die Stationierung für die Pläne der NATO und der USA eine so wichtige Rolle spielen.
Schließlich berichtet Korrespondent Andreas Schmidt von der gemeinsamen Übung deutscher Eurofighter mit japanischen Kampfjets in Fernost. Und beantwortet die Frage, warum China von diesem Manöver ganz und gar nicht begeistert ist.
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