Franziska Davies, eine Münchner Osteuropahistorikerin und engagierte Unterstützerin der Ukraine, spricht mit der Publizistin Cathrin Kahlweit über den aktuellen Krieg in der Ukraine. Sie erörtern die geopolitische Lage, die Rolle der USA und die notwendigen Optionen für Kiew und Europa. Die beiden thematisieren auch die ideologischen Verbindungen zwischen Trump und Putin und warnen vor den Folgen einer veränderten internationalen Friedensordnung. Zudem wird die Notwendigkeit einer starken europäischen Verteidigungsstruktur betont.
Die Unterstützung der Ukraine im Verteidigungskrieg bleibt trotz geopolitischer Veränderungen entscheidend für die Sicherheit Europas.
Die asymmetrische Behandlung nicht-westlicher Staatsoberhäupter zeigt die Herausforderungen der internationalen Diplomatie und dessen Auswirkungen auf die Souveränität osteuropäischer Staaten.
Deep dives
Chancen auf einen Waffenstillstand
Ein kürzliches Waffenstillstandsangebot zwischen der Ukraine und den USA steht im Mittelpunkt internationaler Diplomatie. Der russische Präsident Putin stellt Bedingungen, die einer Kapitulation der Ukraine gleichkommen, und zeigt damit, dass er von seinem Kriegsziel, die Souveränität der Ukraine zu vernichten, nicht abweichen will. In diesem Kontext ist die Frage, welche Optionen der ukrainischen Regierung bleiben, um ihre Unabhängigkeit zu verteidigen und gleichzeitig die Unterstützung von Europa zu sichern. Die Diskussion dreht sich auch darum, wie die EU auf Putins Gryff nach Europa reagieren kann und was dies für die zukünftige Sicherheit in Mittel- und Osteuropa bedeutet.
Der Besuch Zelenskys im Oval Office
Der prägnante Besuch des ukrainischen Präsidenten Selenskyj im Oval Office hat viel Aufsehen erregt, insbesondere durch die öffentliche Demütigung, der er durch Donald Trump ausgesetzt war. Diese Situation verdeutlicht die langanhaltenden Sympathien Trumps für Diktatoren, insbesondere Putin, und die Gefahr einer zukünftigen Abkehr der USA vom transatlantischen Bündnis. Experten debattieren, ob der Besuch als strategischer Fehler von Selenskyj oder als zynischer politischer Plan von Trump zu betrachten ist. Das Gespräch zeigt auf, wie die Wahrnehmung und Behandlung von Staatsoberhäuptern aus nicht-westlichen Ländern durch die westliche Politik asymmetrisch sein kann.
Verhandlungen und die Realität des Krieges
Die Vorstellung, dass Verhandlungen mit Russland zu einem Frieden führen könnten, wird in der Diskussion oft als unrealistisch dargestellt, insbesondere wenn die Kriegsziele Russlands unverändert bleiben. Es wird betont, dass jegliche Gespräche über Waffenruhen oder politische Lösungen ohne eine klare Sicherheitsgarantie für die Ukraine gefährlich sein könnten, da sie Russland nur Zeit geben würden, sich militarisch neu zu formieren. Gleichzeitig wird die Rolle der ukrainischen Armee als entscheidend hervorgehoben, die trotz erheblicher Verluste und der Notwendigkeit von Unterstützung weiterhin stark bleibt. Der Konflikt stellt nicht nur die Existenz der Ukraine in Frage, sondern auch die Grundprinzipien der internationalen Friedensordnung.
Die geopolitischen Implikationen der aktuellen Situation
Die aktuelle geopolitische Landschaft zeigt eine verstärkte Bedrohung für die Souveränität vieler mittel- und osteuropäischer Staaten, da sie sich angesichts einer möglichen Abkehr der USA von ihrer Schutzrolle in der NATO unsicher fühlen. Historische Parallelen werden gezogen, um zu verdeutlichen, wie Staaten in der Vergangenheit im Stich gelassen wurden und welche Ängste dies heute wieder aufwirft. Die erlebte Behandlung von osteuropäischen Ländern in der internationalen Politik wird als symptomatisch für eine breitere Ignoranz gegenüber ihren Anliegen verstanden. Dies wirft Fragen auf, wie sich Europa kollektiv auf die Herausforderungen der Sicherheit und Verteidigung einstellen kann und ob die NATO in ihrer gegenwärtigen Form noch in der Lage ist, den erforderlichen Schutz zu bieten.
Die deutsche Historikerin Franziska Davies plädiert im Gespräch mit der Journalistin Cathrin Kahlweit dafür, den Verteidigungskrieg der Ukraine trotz des Seitenwechsels der USA weiter zu unterstützen.
Was Donald Trump mit Wladimir Putin eint, ist das Bestreben, das Schicksal der Völker durch starke Männer in mächtigen Staaten zu entscheiden. Ein Gespräch über die Optionen der Regierungen in Kiew, Brüssel und den Europäischen Hauptstädten.
Das Gespräch zwischen Franziska Davies und Cathrin Kahlweit wurde im Bruno Kreisky Forum Wien aufgezeichnet.