Gesundheitsstadtrat Peter Hacker will „Wien nicht zudrehen“ – #304
Mar 25, 2020
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Peter Hacker, der Wiener Gesundheitsstadtrat der SPÖ und pragmatische Stimme in der Corona-Krise, spricht über die Herausforderungen, die Wien während der Pandemie bewältigen muss. Er diskutiert die Wirksamkeit von Schnelltests und kritisiert die bestehenden Regierungsentscheidungen zur Virusbekämpfung. Hacker hebt die wirtschaftlichen Schwierigkeiten für kleine Unternehmen hervor und betont die Notwendigkeit, Gesundheitsschutz und wirtschaftliche Interessen auszubalancieren. Zudem gewährt er Einblicke in die Struktur des Krisenstabs und die Wichtigkeit des Meinungsaustausches.
Peter Hacker beschreibt Covid-19 als unvermeidliches Naturereignis, dessen Ausbreitung zwar nicht abwendbar, aber steuerbar ist.
Die Wiener Stadtregierung verfolgt das Ziel, essenzielle Dienstleistungen aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Ansteckungen zu minimieren.
Die finanziellen Unterstützungsmaßnahmen sind entscheidend, um kleine und mittlere Unternehmen während der Pandemie vor dem Ruin zu bewahren.
Deep dives
Die globale Ausbreitung des Coronavirus
Das Coronavirus hat weltweit zu einem Stillstand vieler Städte geführt, einschließlich Wien, wo das öffentliche Leben stark eingeschränkt ist. Die Situation ist das Ergebnis einer Pandemie, die nicht nur Einzelpersonen, sondern ganze Bevölkerungen betrifft. Der Gesundheitsstadtrat Peter Hacker beschreibt dieses Ereignis als Naturereignis, das voraussichtlich unvermeidlich ist, was bedeutet, dass die Ausbreitung des Virus nicht abwendbar ist, sondern lediglich deren Zeitpunkt und Ausmaß beeinflusst werden können. Viele Menschen hegen die Hoffnung, dass bei strikten Maßnahmen die Krise schnell vorbei sein könnte, was jedoch eine fatale Fehleinschätzung darstellt, da die Realität der Pandemie komplexer ist und sich über längere Zeit erstrecken kann.
Die Rolle der Wiener Stadtregierung
Während der gegenwärtigen Krise hat die Wiener Stadtregierung umfassende Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und den Druck auf das Gesundheitssystem zu verringern. Peter Hacker betont, dass das Ziel dieser Maßnahmen nicht nur die Minimierung von Ansteckungen, sondern auch die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit der Stadt ist. Dies umfasst die entscheidende Notwendigkeit, medizinisches Personal zu schützen und gleichzeitig sicherzustellen, dass essentielle Dienstleistungen wie Wasser, Strom und Lebensmittelversorgung aufrechterhalten werden. Hacker ist sich bewusst, dass langfristige Ausgangsbeschränkungen nicht haltbar sind, insbesondere für Menschen, die in Wohnungen ohne Garten leben.
Krisenmanagement und die Notwendigkeit der Zusammenarbeit
Die Koordination zwischen der Wiener Stadtregierung und der Bundesregierung spielt eine zentrale Rolle im Krisenmanagement. Hacker hebt hervor, dass in Krisenzeiten schnelle, militärisch strukturierte Entscheidungen erforderlich sind, und dass diese nicht immer durch die Regierung beschlossen werden können. Viele Maßnahmen werden im Rahmen von Krisenstäben getroffen, die eine Vielzahl von Experten und Behörden einbeziehen, um gezielte Aktionen durchzuführen. Dennoch ist es eine Herausforderung, alle Interessen und Perspektiven in die Planung einzubeziehen, was gelegentlich zu Spannungen zwischen den verschiedenen Entscheidungsträgern führen kann.
Wirtschaftliche Folgen und Unterstützung
Die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus haben erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere auf kleine und mittlere Unternehmen (KMUs). Hacker warnt, dass viele Geschäfte aufgrund der bestehenden Beschränkungen nicht über lange Zeit überleben werden, wenn sie keine finanziellen Hilfen erhalten. Es ist entscheidend, dass die Stützungsmaßnahmen sowohl Liquidität als auch direkte finanzielle Hilfen bieten, um den Unternehmern zu helfen, ihre Mitarbeiter zu halten und den Betrieb aufrechtzuerhalten. In dieser Notlage ist es ein Balanceakt, zuverlässige wirtschaftliche Unterstützung bereitzustellen, während gleichzeitig die gesundheitlichen Risiken gemanagt werden müssen.
Zukünftige Herausforderungen im Gesundheitswesen
Hacker warnt davor, dass die Medizin in Wien vor einer übermäßigen Belastung stehen könnte, wenn die Pandemie nicht rechtzeitig unter Kontrolle gebracht werden kann. Die Ansteckungsrate des Virus ist höher als die der Grippe und erfordert eine angemessene Vorbereitung des Gesundheitssystems auf einen möglichen Anstieg schwerer Fälle. Dazu gehören unter anderem die Notwendigkeit eines ausreichenden Bestands an medizinischen Vorräten und die Sicherstellung, dass genügend Personal zur Verfügung steht. Angesichts der Ungewissheit über den Verlauf der Pandemie wird es wichtig sein, sowohl die Behandlungs- als auch die Kapazitätsstrategien der Krankenhäuser ständig zu evaluieren.
Dem FALTER gab der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ein ungewöhnlich freimütiges Interview, was es bedeutet, die Millionenstadt darauf vorzubereiten, dass Covid-19 zuschlägt. Der Sozialdemokrat Hacker gilt nicht als großer Freund der Maßnahmen, das pulsierende Leben der Stadt herunterzufahren. Das Gespräch führten FALTER-Redakteurin Eva Konzett und Chefredakteur Florian Klenk.
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