Die Post: Die Geschichte einer Schweizer Institution
Dec 20, 2024
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Michael Feller, BZ/Bund-Redaktor und stellvertretender Leiter des Ressorts Kultur, taucht in die faszinierende Geschichte der Schweizer Post ein. Er beschreibt, wie die Post seit 1849 die Gesellschaft kittete, als sie zerstritten war. Nostalgische Erinnerungen an den Postschalter werden geteilt, während er auf die aktuellen Herausforderungen eingeht, wie die Schließung von Filialen in ländlichen Gebieten. Was passiert, wenn die Post sich aus dem Alltag zurückzieht? Feller diskutiert die Folgen für die Menschen und das kollektive Selbstverständnis der Schweiz.
Die Post war über Jahrzehnte nicht nur ein Dienstleister, sondern auch eine wichtige soziale Institution, die die Gesellschaft zusammenhielt.
Die Schließung von Filialen, insbesondere in ländlichen Gebieten, gefährdet die soziale Vernetzung und Identität der dort lebenden Menschen.
Deep dives
Die Bedeutung der Post im Alltag
Die Post spielte über viele Jahrzehnte eine zentrale Rolle im täglichen Leben der Menschen, nicht nur als Dienstleister für Briefe und Päckchen, sondern auch als finanzielle Anlaufstelle. Erinnerungen an Einzahlungen mit einem Postbüchlein oder an den Geruch der Postfilialen sind Beispiele für die tief verwurzelte Verbindung, die die Bevölkerung zur Post hatte. Diese Funktion wird durch den Rückgang öffentlicher Postfilialen gefährdet, insbesondere in ländlichen Regionen, in denen jeder fünfte Standort geschlossen werden soll. Der Verlust solcher Filialen hat weitreichende Folgen für die Selbstständigkeit und die Vernetzung der Dorfbewohner und zeigt, wie wichtig die Post für die soziale Infrastruktur war und immer noch ist.
Die historische Entwicklung der Schweizer Post
Die Schweizer Post wurde 1849 gegründet und war eine der ersten großen Institutionen des neu entstandenen Bundesstaates. Beginnend als kantonal organisierter Dienst, entwickelte sich die Post zu einer zentralen Kommunikationsstelle, die auch die Versorgung mit Bargeld sicherte und über Jahrzehnte eine weitreichende Abdeckung in der Schweiz ermöglichte. Diese Entwicklung war entscheidend für die Integration und Identität des Landes, da die Postverbindungen dazu beitrugen, dass Informationen gleichmäßig verteilt werden konnten. Besonders in der Anfangszeit war die Post eine tragende Säule für den Austausch zwischen den Gemeinden, und die Pöstler wurden als Symbol für den Staat und seine Organisation wahrgenommen.
Zukünftige Herausforderungen und Anpassungen der Post
Die Post steht heute vor Herausforderungen durch die Digitalisierung und einen zunehmend wettbewerbsorientierten Markt, was zu einem Rückgang traditioneller Dienstleistungen wie dem Versand von Briefen führt. Mit der Schließung von Filialen verfolgt die Post eine Strategie, um die Produktivität zu steigern und sich in einer sich verändernden Landschaft zu behaupten. Dennoch bleibt die Post ein unverzichtbarer Dienstleister, insbesondere im Bereich der Paketlieferung, was zeigt, dass trotz der Veränderungen weiterhin eine wichtige Funktion besteht. Die Identität und die Verbindung zur Bevölkerung sind nach wie vor präsent und erfordern eine Anpassung an moderne Bedürfnisse, während historische Elemente und nostalgische Erinnerungen nicht verloren gehen sollten.
Seit Anfang der modernen Eidgenossenschaft gehört die Post zur Schweiz. Sie ist sogar älter als der Schweizer Franken. Über Jahrzehnte war sie ein wichtiger und selbstverständlicher Teil des Alltags von Schweizerinnen und Schweizern. Sie kittete die Gesellschaft, als diese zerstritten war. Am Postschalter wurden nicht nur Briefe und Pakete aufgegeben, sondern auch Einzahlungen gemacht und «Schwätzchen» gehalten. Die Post verteilte die AHV, Pöstler waren mit Ski und Fahrrad unterwegs.
Heute ist das «Postbüchli» fast vergessen. Immer mehr Filialen schliessen, gerade in ländlichen Gebieten – 170 weitere Filialen werden in den nächsten vier Jahren verschwinden.
Was fehlt, wenn die Post sich aus dem Alltag verabschiedet? Was bedeutet es für die Menschen, die in abgelegenen Gebieten wohnen? Und was für das Selbstverständnis der Schweiz? Davon erzählt in einer neuen Folge des täglichen Podcasts «Apropos» BZ/Bund-Redaktor Michael Feller.