In dieser Folge sprechen Sabine Kropp und Michael Koß, beide Professoren für Politikwissenschaft, über die Herausforderungen und Chancen von Koalitionen in Deutschland. Sie analysieren die Rolle der FDP als Königsmacherin und die historische Entwicklung von Koalitionen von der Weimarer Republik bis heute. Die Experten diskutieren die Bedeutung der Fünf-Prozent-Hürde und beleuchten, wie gesellschaftliche Konflikte neue politische Bewegungen hervorbringen. Außerdem thematisieren sie die Fragmentierung des Parteiensystems und die Zukunft von Regierungskoalitionen.
Die Geschichte politischer Koalitionen in Deutschland zeigt, dass Kompromissbereitschaft eine grundlegende Voraussetzung für stabile Regierungsführung ist.
Die Fragmentierung des Parteienspektrums führt zu neuen Herausforderungen und erfordert eine Anpassung der Zusammenarbeit zwischen den Parteien.
Deep dives
Instabilität der Ampelkoalition
Die Diskussion über die Ampelkoalition zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen den Parteien in der aktuellen politischen Landschaft schwierig ist. Eindeutig ist, dass die Grünen als unzuverlässiger Partner wahrgenommen werden, was zu einem Gefühl der Unsicherheit führt. Eine mögliche Koalition zwischen FDP und Grünen wird als unrealistisch angesehen, insbesondere aufgrund der Migrationsfrage, die als ein bedeutendes Hindernis betrachtet wird. Die Verfestigung von Bereichsinteressen innerhalb der Koalitionsparteien hat es nicht ermöglicht, eine konstruktive Zusammenarbeit zu etablieren.
Geschichte politischer Koalitionen
Die Wurzeln politischer Koalitionen in Deutschland reichen zurück in die Weimarer Republik, wo gemeinsame Regierungsführung notwendig wurde, um politisch stabil zu sein. Historisch gesehen zeigen frühere Koalitionen, wie SPD und FDP, dass politische Allianzen nicht immer konfliktfrei sind, was häufig zu Regierungswechseln führte. Diese frühen Erfahrungen prägen das heutige Verständnis von politischer Zusammenarbeit in Deutschland und die Notwendigkeit, Kompromisse zu finden. Im Kontext von stabilen und instabilen Regierungssystemen wird immer wieder die Bedeutung von Koalitionen als grundlegendes Element der Parlamentarischen Demokratie betont.
Lehren aus der Weimarer Republik
Die Weimarer Republik bot wichtige Lektionen über die Herausforderungen, die mit politischen Koalitionen verbunden sind, insbesondere in Krisenzeiten. Eine Analyse zeigt, dass die instabile politische Kultur und das Fehlen eines starken Vertrauens in demokratische Institutionen zu einem Scheitern der Koalitionen führten. Als die politischen Akteure nicht in der Lage waren, Kompromisse zu finden, kam es zu einer Selbstentmachtung des Parlaments, was zur Errichtung der Präsidialkabinette führte. Diese historische Rückschau hilft, das heutige politische Geschehen besser zu verstehen und herauszufinden, wie Kompromissbereitschaft und Vertrauen in die Demokratie gefördert werden können.
Zukunft der Koalitionen in Deutschland
Die Fragmentierung des Parteienspektrums stellt die politische Landschaft in Deutschland vor neue Herausforderungen, die zu häufigeren Koalitionen aus mehreren Parteien führen könnten. Diese neuen politischen Bündnisse erfordern eine Veränderung in der Herangehensweise an Kompromisse und das Vertrauen innerhalb der Koalitionen. Es wird argumentiert, dass die politischen Akteure bereit sein müssen, die Bedürfnisse und Positionen anderer Parteien zu berücksichtigen, um handlungsfähig zu bleiben. In Anbetracht der zunehmenden ideologischen Vielfalt ist es entscheidend, dass die Parteien ihre Strategien anpassen, um weiterhin effektiv zusammenarbeiten zu können.
Im Wahlkampf stehen sich die Parteien erbittert gegenüber, nach der Wahl müssen manche von ihnen dann doch zusammenarbeiten: Koalitionsregierungen sind in der Bundesrepublik der Normalfall – und in der Geschichte waren sie oft auch ein Glücksfall.
Das erwartet Euch in dieser Folge:
(02:03) 1982: Die sozialliberale Koalition scheitert, Helmut Kohl wird Bundeskanzler (04:30) Die kleine FDP als Königsmacherin (07:00) Der Ursprung politischer Koalitionen (08:44) Die „Weimarer Koalition“ (13:30) Scheitern der Koalitionen in der Weimarer Republik (18:40) Neuanfang in der Bundesrepublik: Adenauer schmiedet eine Koalition (22:10) Lehre aus Weimar: Einführung der Fünf-Prozent-Klausel 1953 (26:11) Die große Koalition 1966 und eine winzige parlamentarische Opposition (29:11) DDR: Weder Koalitionen noch Machtwechsel (32:00) Neue Themen bringen neue Parteien hervor (37:25) Bündnisse mit mehr als zwei Parteien werden häufiger (40:00) Starke Ränder rechts und links erschweren die Koalitionsbildung
Unsere Gäste in dieser Folge:
Sabine Kropp, Professorin für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Forschung und Veröffentlichungen u.a. zum politischen System der Bundesrepublik.
Michael Koß, Professor für das Politische System der Bundesrepublik und der EU an der Leuphana Universität Lüneburg. Forschung u.a. zu Volksparteien und zum Regierungssystem der Bundesrepublik.
Die Macherinnen und Macher dieser Folge:
Host: Anh Tran Autorin: Anja Reinhardt Regie und Produktion: Carina Schroeder Redaktion: Monika Dittrich
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