Alles Gute, Armin Thurnher! Ein Gespräch zum 75er - #1094
Feb 21, 2024
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Armin Thurnher, Herausgeber und Mitbegründer des FALTER Magazins, spricht mit den Redakteurinnen Katharina Kropshofer und Lina Paulitsch über seine beeindruckende Karriere im Journalismus. Sie thematisieren die Anfänge des FALTER und beleuchten die Herausforderungen der Medienpolitik heute. Thurnher reflektiert über Identitätspolitik, die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf unabhängige Medien und die Kunst des Schreibens. Zudem teilt er persönliche Erlebnisse über Trauer und den kreativen Prozess, inklusive seiner Liebe zur Sprache.
Armin Thun reflektiert über die Gründung des Falter, die aus kreativen Diskussionen unter Studenten und Künstlern entstand, die gesellschaftliche Unzufriedenheit ansprachen.
Die Arena-Besetzung in Wien wurde als Wendepunkt betrachtet, der kulturelle Unruhen sichtbar machte und einen neuen gesellschaftlichen Bewusstseinsprozess einleitete.
Thun betont die Herausforderungen der modernen Medienlandschaft und die Notwendigkeit für Journalisten, Verantwortung in der Aufklärung über komplexe Themen zu übernehmen.
Deep dives
Die Anfänge des Falter
Die Gründung des Falter entstand aus der Idee einiger Theaterwissenschaftsstudenten, eine Stadtzeitung zu erstellen, inspiriert von ähnlichen Projekten in anderen Ländern. Ursprünglich wollte Armin Thun nicht teilnehmen, doch durch den Einfluss seiner Kommilitonen und den Wunsch, sich von einer unterdrückenden akademischen Umgebung zu distanzieren, fand er schließlich doch den Weg zur Zeitung. Der Prozess der Gründung war geprägt von kreativen Diskussionen und der Zusammenkunft von Künstlern und Studenten in einer Wohnung, wo die ersten Ideen konkretisiert wurden. Diese ersten Schritte legten den Grundstein für den Falter als unabhängige und kulturell engagierte Zeitung in Wien, die auf eine breitere Unzufriedenheit in der Gesellschaft reagierte.
Der Einfluss der Arena-Besetzung
Die Arena-Besetzung in Wien stellte einen Wendepunkt dar, indem sie ein vielfältiges Publikum mobilisierte und die kulturelle Unzufriedenheit in der Bevölkerung sichtbar machte. Diese Ereignisse waren sowohl ein Zeichen der politischen Unruhe als auch ein Ausdruck des wachsenden Interesses an einer kulturellen Identität, die oft ausgegrenzt wurde. Armin Thun reflektiert darüber, wie diese Besetzung als eine Art österreichische Variante der 68er-Bewegung diente und das bestehende politische System hinterfragte. Die Besetzung zeigte, dass es ein großes Potenzial für Veränderungen gab und dass die kulturellen Ausdrucksformen zu einer breiteren sozialen Bewegung gehören konnten.
Kollektivität im Journalismus
Im Falter arbeitete das Team zunächst in kollektivistischen Strukturen, was bedeutete, dass Entscheidungen gemeinschaftlich getroffen wurden und Autoritarismus abgelehnt wurde. Diese Kollektivität half, die Ideen aller Mitglieder zu integrieren und einen Raum für kreative Entfaltung zu schaffen, der in der damaligen Nachkriegsgesellschaft neuartig war. Thun betont, dass es nicht nur um die Inhalte des Journalismus ging, sondern auch darum, wie das Team organisiert war und wie Einfluss und Macht verteilt wurden. Diese Struktur hatte jedoch auch ihre Grenzen, als das Wachstum des Falters schließlich zu hierarchischen Systemen und internen Konflikten führte.
Aktivismus und Journalismus
Armin Thun diskutiert die Beziehung zwischen Journalismus und Aktivismus und betont, dass Journalisten sich engagieren dürfen, ohne ihre professionellen Standards zu gefährden. Diese Sichtweise schließt nicht aus, dass Journalisten ihre Meinungen äußern und sich zu Themen positionieren, die für sie wichtig sind. Der Falter betrachtet sich als politische Zeitung, die daran interessiert ist, Missstände aufzudecken, jedoch auch die Wichtigkeit von Neutralität und journalistischer Integrität hochhält. Diese Balance zwischen persönlicher Meinung und Pflichtbewusstsein gegenüber den Fakten ist entscheidend für die Wahrnehmung des Falters als vertrauenswürdiges Medium.
Der Wandel des Mediensystems
Thun beobachtet, dass sich das Mediensystem mit dem Aufkommen digitaler Technologien erheblich verändert hat, was auch die journalistische Landschaft beeinflusst. Die Herausforderungen moderner Medien mit politischen Strömungen wie Populismus und der Fragmentierung der Gesellschaft stellen neue Anforderungen an Journalisten und deren Berichterstattung. Diese Veränderungen erfordern von den Medien eine stärkere Verantwortung in der Aufklärung der Öffentlichkeit über komplexe gesellschaftliche Themen. Thun plädiert dafür, auch in diesem neuen Kontext relevante Informationen transparent und verständlich zu präsentieren, während gleichzeitig die Integrität und das Vertrauen in den Journalismus gewahrt bleibt.
Der FALTER-Herausgeber und Mitbegründer feiert Geburtstag und spricht mit den jungen Redakteurinnen Katharina Kropshofer und Lina Paulitsch über Medienpolitik einst und jetzt, anstandslose Politiker und seine unaufhaltsamen Schreibambitionen. Das Gespräch wurde am 20.02.2024 aufgezeichnet.
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