Martin Mutschlechner, ein Historiker mit Expertise in Schönbrunn, taucht in die überraschende Realität des kaiserlichen Lebens ein. Er beleuchtet, wie Kaiser Franz Joseph trotz seines majestätischen Schlosses ein bescheidenes und eher karges Dasein führte. Technische Rückständigkeit, ungemütliche Wohnverhältnisse und ein kompliziertes Essenssystem prägten seinen Alltag. Spannungen zwischen ihm und seiner Frau Elisabeth zeigen die Unterschiede in ihren Lebensstilen. Mutschlechner bietet faszinierende Einblicke in die verborgenen Seiten von Schönbrunn.
Franz Josephs Vorliebe für Tradition zeigt sich in seiner aufwendigen Badegewohnheit trotz moderner Annehmlichkeiten im Schloss Schönbrunn.
Die bescheidenen Wohnverhältnisse und die eingeschränkte Dienstbotenunterbringung verdeutlichen die Diskrepanz zwischen dem kaiserlichen Status und dem tatsächlichen Lebensstil.
Deep dives
Das Badezimmer des Kaisers
Franz Joseph lebte in einer Zeit, in der moderne Einrichtungen bereits verfügbar waren, entschied sich jedoch trotz der vorhandenen Badezimmer im Schloss Schönbrunn dafür, kein eigenes zu haben. Stattdessen nahm er fast täglich ein Wannenbad, wobei das Personal mühsam warmes Wasser in Kübeln in sein Schlafzimmer transportierte und eine Kautschukbadewanne aufbaute. Diese aufwendige Routine war für ihn zur Gewohnheit geworden und er sah keinen Anlass, sie zu ändern, obwohl es technisch einfacher möglich gewesen wäre. Diese Gewohnheit zeigt seine Vorliebe für Tradition und Routine, selbst wenn es viel Aufwand erforderte, um seine Bedürfnisse zu erfüllen.
Der persönliche Lebensraum des Kaisers
Das eigene Appartement von Franz Joseph im Schloss Schönbrunn bestand nur aus vier Zimmern, die im Vergleich zur restlichen Pracht des Schlosses als bescheiden angesehen werden konnten. Diese Räume waren stark eingeschränkt, nur nach Norden ausgerichtet und boten einen Blick auf den Vorhof, nicht auf die Gartenanlagen. Der Servicebereich für das Personal war ebenfalls klein, was bedeutete, dass die Kammerdiener sehr flexibel sein mussten und oft in beengten Verhältnissen arbeiteten. Diese Spartenstruktur zeigt die Diskrepanz zwischen der öffentlichen Wahrnehmung des Kaisers und seinem tatsächlichen Lebensstil.
Routine und Disziplin im Alltag
Der Tagesablauf von Franz Joseph war äußerst strukturiert und reglementiert, was seine Vorliebe für Routine widerspiegelt. Er begann seinen Tag gewöhnlich um 3:30 Uhr, wobei sein Kammerdiener ihn aufweckte und sofort nach dem Wetter fragte, was den Start seiner täglichen Verpflichtungen einleitete. Im Laufe des Tages widmete er sich meist bürokratischen Aufgaben, mit Aktenbergen, die ihm zugewiesen wurden, während er Mahlzeiten oft am Schreibtisch zu sich nahm. Seine Disziplin erstreckte sich auch auf seine Essgewohnheiten, da er nicht erlaubte, außerhalb der regulären Essenszeiten zu essen, und die Hofköche vor unvorhersehbaren Anforderungen schützen wollte.
Prachtvoll stellt man sich das Leben in einem Schloss wie Schönbrunn vor – doch die Wirklichkeit war eine andere. Gerade die kaiserliche Wohnung von Franz Joseph war technisch rückständig und durch die zugigen Fenster ungemütlich. Obwohl es im Schloss bereits Wasserklosetts und Badezimmer gab, ließ sich der Kaiser den Leibstuhl und die Wanne hereintragen, die Kübel für Kübel befüllt wurde. Elektrisches Licht ließ der Monarch bei sich ebenfalls erst sehr spät zu. Das Essen wurde über weite Wege hingebracht, die Küchenangestellten schliefen in Feldbetten am Gang vor der kaiserlichen Wohnung. Selbst Adelige schüttelten den Kopf darüber, wie archaisch Schloss Schönbrunn damals funktionierte. Ein Podcast von Mariella Gittler mit dem Schönbrunner Historiker Martin Mutschlechner.
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