Robert Habeck, Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister der Grünen, reflektiert über politische Fehler und die Herausforderungen seiner Karriere. Er spricht über den Zustand der liberalen Demokratie und die Wichtigkeit von Fehlerakzeptanz in der Politik. Zudem thematisiert er sein Verhältnis zu Olaf Scholz und die Migrationspolitik seiner Partei. Seine Faszination für das Buch "Nexus" von Yuval Harari und die Herausforderungen im Umgang mit Plagiatsvorwürfen sorgen für spannende Einblicke in die moderne Politik.
Robert Habeck hebt die Bedeutung von Anlässen und Traditionen in der politischen Kultur hervor, um besondere Gäste zu würdigen.
Er betont den Mangel an sozialen Werten bei der Jugend und die Notwendigkeit, Verantwortung durch Erfahrungen außerhalb von Beruf und Ausbildung zu fördern.
Habeck betrachtet emotionale Intelligenz und Authentizität als entscheidend, um Vertrauen während schwieriger politischer Entscheidungen zu gewinnen.
Die geopolitischen Herausforderungen erfordern eine Neubewertung der Rolle der Bundeswehr und ein Umdenken hinsichtlich militärischer Verantwortung und Sicherheit.
Habeck reflektiert die Entwicklungen der Grünen als transformierte Partei und fordert eine kontinuierliche Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen, um relevant zu bleiben.
Deep dives
Der besondere Gast
Robert Habeck war der erste und hundertste Gast in diesem Podcast, was eine besondere Verbindung zu der Plattform herstellt. Dies wurde mit einer fröhlichen Atmosphäre gefeiert, einschließlich Luftballons und Kuchen. Der Podcast betont die Bedeutung von Anlässen und die Tradition, außergewöhnliche Gäste willkommen zu heißen. Der Humor und die Leichtigkeit des Einstiegs setzen den Ton für die tiefere Auseinandersetzung mit politischen Themen.
Die Rolle der Jugend heute
Habeck äußert die Meinung, dass die heutige Jugend Werte wie Zucht und Ordnung oft vermissen lässt. Er stellt in Frage, ob diese Jugendlichen in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen, ohne die 'schwirrenden' und oft unmutigen Stimmen der älteren Generation zu hören. Den jungen Leuten, die aus seiner Sicht von dem hedonistischen Lebensstil geprägt sind, fehlt es möglicherweise an einer stärkeren sozialen Einbindung und einem Sinn für die Gemeinschaft. Er glaubt, dass es für die Jugend wichtig ist, Lebenserfahrungen nicht nur in Form von Ausbildung oder Beruf zu machen, sondern auch durch soziale Dienste.
Politik und Menschlichkeit
In der Diskussion um die politische Verantwortung wird betont, dass Politiker emotional und menschlich sein sollten. Details wie Empathiefähigkeit sind für Habeck entscheidend, um das Vertrauen der Bürger zu gewinnen, auch während schwieriger Entscheidungen. Politiker sollten in der Lage sein, eigene Unzulänglichkeiten zu reflektieren und weiterhin authentisch zu kommunizieren, besonders in herausfordernden Zeiten. So wird die Politik nicht nur als strategisches Spiel, sondern auch als menschliche Interaktion betrachtet.
Zukunft der Bundeswehr und Militärdienst
Habeck betrachtet die Rolle der Bundeswehr in der gegenwärtigen geopolitischen Lage als essenziell. Er glaubt, dass die Realität heute eine Neudefinition der militärischen Verantwortung und der Sicherheitsstruktur erfordere. Er gibt zu, dass er den Wehrdienst nicht mehr verweigern würde, weil die Bedrohungen und Herausforderungen sich geändert haben. Diese Einsicht reflektiert eine Reifung in seinem Denken über Sicherheitspolitik und den Wert von militärischem Engagement.
Ernst der Lage in der Ukraine
Die Erfahrungen, die Habeck in der Ukraine gemacht hat, spiegeln ein tiefes Verständnis für die Tragik und den Mut des ukrainischen Volkes wider. Er beschreibt eindrücklich, wie die Menschen für ihre Freiheit kämpfen und betont das Gefühl der Verpflichtung, sie nicht im Stich zu lassen. Habeck hebt hervor, dass Deutschland und Europa eine Verantwortung haben, die Ukraine zu unterstützen, während die Bevölkerung unter enormen Verlusten leidet. Diese persönlichen Begegnungen mit Betroffenen hinterlassen einen bleibenden Eindruck und verstärken seinen Wunsch nach leidenschaftlichem politischem Handeln.
Fehler und politische Verantwortung
Habeck spricht offen über politische Entscheidungen, die sich im Nachhinein als fehlerhaft herausgestellt haben. Er betont, dass das Eingeständnis von Fehlern wichtig ist, um Vertrauen in der Bevölkerung zu schaffen. Er will keinen undifferenzierten Zustand herbeiführen, in dem alles falsch gemacht wird, sondern eine Balance finden, um zu zeigen, dass Lernprozesse auch in der Politik wichtig sind. Der Umgang mit Fehlern wird als Teil eines transparenten und verantwortungsvollen politischen Diskurses dargestellt.
Der Einfluss der sozialen Medien
Habeck reflektiert die Rolle der sozialen Medien und deren Einfluss auf die politische Kommunikation. Er stellt die These auf, dass digitale Plattformen sowohl transparente Diskussionen als auch Fehlinterpretationen fördern können. Die Diskussion um die Rolle der sozialen Medien wirft Fragen auf, wie sie das politische Klima und die Meinungsbildung beeinflussen können. Diese Herausforderungen erfordern eine bewusste und adaptive Herangehensweise an die Vermittlung politischen Wissens.
Die Bedeutung der Demokratie
Habeck äußert Besorgnis über die gegenwärtigen Herausforderungen für die Demokratie weltweit. Die Spaltung der Gesellschaften, wie etwa das Aufkommen des Rechtspopulismus, zeigt, dass demokratische Werte nicht selbstverständlich sind. Er fordert eine klare Positionierung und aktive Verteidigung demokratischer Prinzipien, um die Abschottungstendenzen zu bekämpfen. In der Betrachtung von Demokratien und deren Qualität geht Habeck so weit zu sagen, dass das Verständnis für das, was Demokratie bedeutet, entscheidend ist, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
Politische Identität der Grünen
Habeck beschreibt die Entwicklung der Grünen von einer Protestbewegung hin zu einer etablierteren Politikpartei. Er sieht die Herausforderung, die Ansprüche der verschiedenen Parteiströmungen in Einklang zu bringen, um Mehrheiten zu gewinnen. Die Identität und das Profil der Grünen aktualisieren sich mit den gesellschaftlichen Herausforderungen und er ermutigt die Partei, sich weiter zu entwickeln und anzupassen. Diese Fähigkeit, die eigene Position zu überdenken, wird als wichtig erachtet, um in der vorherrschenden politischen Landschaft relevant zu bleiben.
Er ist Vizekanzler, Bundeswirtschaftsminister und Kanzlerkandidat der Grünen: Robert Habeck ist als bisher einziger Gast bereits zum zweiten Mal bei "Alles gesagt?" – im Rahmen der Sonderfolgen des unendlichen Podcasts mit Spitzenpolitikern vor der Bundestagswahl. Habeck war im Jahr 2018 der erste Gast des Podcasts – und ist nun, rein zufällig, auch der hundertste. Diese Folge wurde am 14. Februar 2025 aufgenommen.
Robert Habeck spricht über seine politischen Fehler, seine schwankende Popularität, das Scheitern der Ampelregierung, über den Zustand der liberalen Demokratie und die historische Entwicklung der Grünen, über die Themen Migration, Sicherheit und Wirtschaft.
Er erzählt von seinem Verhältnis zu Olaf Scholz und Annalena Baerbock und über seine enge Beziehung zu Wolodymyr Selenskyj, spricht über seinen Umgang mit der Heizungsgesetzdebatte und mit den Plagiatsvorwürfen zu seiner Doktorarbeit.
Robert Habeck wurde 1969 in Lübeck geboren, nach seinem Studium veröffentlichte er gemeinsam mit seiner Frau Andrea Paluch Kinderbücher und Theaterstücke. Von 2012 bis 2018 war er stellvertretender Ministerpräsident in Schleswig-Holstein, von 2018 bis 2022 gemeinsam mit Annalena Baerbock Parteivorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen.
Seit 2021 ist er Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland und Bundeswirtschaftsminister.
Im Gespräch mit Jochen Wegner und Christoph Amend spricht Robert Habeck über seine Faszination für das Buch "Nexus" des Bestsellerautors Yuval Harari, über die neue Techoligarchie in den USA – und über die Frage, ob man in der Politik schneller altert. Nach 2 Stunden und 22 Minuten beendet Robert Habeck das Gespräch, denn das kann bei "Alles gesagt?" seit der ersten Folge nur der Gast.
Den ersten Auftritt von Robert Habeck bei "Alles gesagt?" aus dem Jahr 2018 können Sie hier nachhören (Z+).
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