Wie ermittelt man im Darknet, Frau Cyberstaatsanwältin?
Jan 3, 2025
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Jana Ringwald, Deutschlands bekannteste Cyberstaatsanwältin, diskutiert über ihre Erfahrungen bei der Bekämpfung der Internetkriminalität. Sie teilt faszinierende Einblicke in den Fall Wall Street Market und erklärt, wie innovative Ermittlungen im digitalen Zeitalter möglich sind. Themen wie Ransomware, die Nutzung von Künstlicher Intelligenz durch Kriminelle und die Herausforderungen für Unternehmen stehen im Fokus. Ringwald gibt auch wertvolle Tipps, wie sich Privatpersonen und Firmen vor Cyberangriffen schützen können.
Cyberkriminalität betrifft alle Unternehmen, die oft unvorbereitet auf ständige Angriffe reagieren müssen, was dringende Sicherheitsmaßnahmen erfordert.
Die Ermittlungen im Darknet sind herausfordernd, da Täter anonym agieren und moderne Technologien zur Verschleierung nutzen, was die Strafverfolgung erschwert.
Eine proaktive Strategie zur Cyber-Sicherheit, einschließlich Mitarbeiterschulungen und Notfallplänen, ist entscheidend, um Angriffe zu verhindern und effektiv zu reagieren.
Deep dives
Die Bedrohung der Cyberkriminalität
Cyberkriminalität ist in der heutigen Zeit allgegenwärtig und gefährdet Unternehmen jeder Größe, unabhängig von ihrer Branche. Ransomware-Attacken haben in den letzten Jahren zugenommen, wobei Täter Unternehmen mit verschlüsselten Daten erpressen und Lösegeldforderungen stellen, meist in Form von Kryptowährungen wie Bitcoin. Eine bemerkenswerte Erkenntnis ist, dass fast alle Unternehmen im Laufe ihrer Geschäftstätigkeit bereits angegriffen wurden oder dies in der Zukunft erwarten müssen. Die Tatsache, dass viele Unternehmen nicht ausreichend auf solche Angriffe vorbereitet sind, zeigt die Dringlichkeit, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und sich den Risiken bewusst zu werden.
Innovative Ermittlungsansätze
Die Ermittlung von Cyberkriminalität erfordert neue Ansätze, da viele der Straftaten mit Technologien durchgeführt werden, die erst seit kurzem verbreitet sind. Die Polizei nutzt Daten als primäre Beweismittel, um Täter zu identifizieren und deren Spuren zurückzuverfolgen. Beispielsweise sind Cyberangriffe oft mit spezifischen Datenspuren verbunden, die von einem betroffenen Unternehmen hinterlassen werden, wie IP-Adressen und Transaktionsdaten. Zudem ist die Fähigkeit, mit Technologien zur Anonymisierung und Verschlüsselung umzugehen, für Ermittler unerlässlich geworden, um in dieser sich schnell verändernden Landschaft effektiv zu arbeiten.
Das Darknet und seine Herausforderungen
Das Darknet bietet eine Plattform für illegale Aktivitäten und ist aufgrund seiner Anonymität besonders für Cyberkriminalität attraktiv. Kriminelle kaufen und verkaufen dort Produkte und Dienstleistungen, die von Drogen bis hin zu Waffen reichen. Die Nutzung von speziellen Browsern, wie dem Tor-Browser, ermöglicht den Betreibern, ihre Identität zu verschleiern, was die Arbeit von Ermittlern erschwert. Auch die Organisiertheit der Täter, die häufig technologisch versiert sind und clever agieren, stellt eine große Herausforderung für die Strafverfolgung dar.
Die Rolle von Kryptowährungen in der Kriminalität
Kryptowährungen spielen eine zentrale Rolle in modernen Cyberkriminalitätsfällen, insbesondere bei Lösegeldforderungen. Täter bevorzugen Bitcoin, da es relativ leicht nachverfolgt werden kann, während anonymere Währungen wie Monero weniger häufig verwendet werden. Diese Zahlungsform ermöglicht es den Tätern, Geld schnell zu transferieren, ohne dass eine physische Übergabe notwendig ist, was die Erpressung erleichtert. Ermittler müssen ständig neue Wege finden, um Transaktionen zu verfolgen und die Identität der Täter zu ermitteln, da viele Unternehmen oft nicht wissen, wie sie im Falle eines Angriffs agieren sollen.
Die Bedeutung der Aufklärung und Prävention
Um sich effektiv gegen Cyberkriminalität zu schützen, ist Aufklärung unerlässlich. Unternehmen sollten nicht nur im Notfall wissen, wie sie reagieren, sondern proaktiv Sicherheitsstrategien entwickeln und implementieren. Maßnahmen wie Schulungen für Mitarbeiter in Bezug auf Cyber-Sicherheit und das Aufstellen von Notfallplänen sind entscheidend, um Angriffe zu minimieren und schnell darauf zu reagieren. Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Strafverfolgungsbehörden ist ebenfalls essenziell, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und das Risiko zukünftiger Angriffe zu verringern.
Jana Ringwald ist Deutschlands wohl bekannteste Cyberstaatsanwältin. Sie hat Betreiber von illegalen Marktplätzen hochgenommen, Hackerangriffe aufgeklärt und erbeutete Cryptocoins in dreistelliger Millionenhöhe sichergestellt.
In einer neuen Folge von Handelsblatt Disrupt spricht Handelsblatt KI-Chefin Larissa Holzki mit Ringwald über Straftaten und Ermittlungen, die ohne das Internet und Künstliche Intelligenz nicht möglich wären.
Dabei geht es etwa um den berühmten Fall der Plattform Wall Street Market, auf der Drogen, gefälschte Dokumente und geklaute Zugangsdaten gehandelt wurden. Es geht um Betrüger, die sich erst vor Gericht mit Vor- und Zunamen kennenlernen – und um die digitalen Spuren, die auch die gewieftesten Coder hinterlassen.
Außerdem hat die Cyberstaatsanwältin einige Tipps für Unternehmen und Privatmenschen, die sich und ihre Firma vor Verbrechen im Internet schützen wollen. Über Hackerangriffe sagt Ringwald: "Täglich, also hundertfach im Jahr geschieht das deutschen Unternehmen und Institutionen. Und zwar nicht nur den kleinen, die nicht aufpassen, oder den besonders großen, bei denen es lukrativ ist." Sie mahnt: Die gesamte Wirtschafts- und Behördenlandschaft sei "im Fokus solcher Angriffe".
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