Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen im Gespräch – #63
Jun 8, 2018
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Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler an der Universität Tübingen, diskutiert über sein Buch 'Die große Gereiztheit', das die Herausforderungen der gesellschaftlichen Kommunikation beleuchtet. Er thematisiert den Einfluss von Donald Trump auf die Medienlandschaft und die Gefahr der Bescheidwisser im digitalen Zeitalter. Pörksen betont die Bedeutung von Medienmündigkeit und Bildung, um zwischen Fakten und Fake News zu unterscheiden. Zudem reflektiert er die ethischen Herausforderungen der Technologie und worauf es im Qualitätsjournalismus ankommt.
Medienmündigkeit ist entscheidend für die Stabilität liberaler Demokratien, da sie eine informierte und skeptische Öffentlichkeit fördert.
Der Einfluss sozialer Medien auf die Meinungsbildung und die Verbreitung von Falschinformationen erfordert neue Maßstäbe für Medienkompetenz.
Der Journalismus muss transparenter werden und aktiv das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückgewinnen, um seiner Rolle als kritische Instanz gerecht zu werden.
Deep dives
Medienmündigkeit als Lebensfrage für Demokratien
Die Diskussion betont, dass Medienmündigkeit eine entscheidende Rolle für die Stabilität liberaler Demokratien spielt. In der heutigen Gesellschaft ist die Fähigkeit, Informationen zu bewerten und kritisch zu hinterfragen, unerlässlich geworden. Das Bewusstsein darüber, dass jeder Nutzer eines Smartphones auch als Sender agieren kann, führt zu einer massiven Verantwortung im Umgang mit Medien. Diese Entwicklung zeigt, dass eine informierte und skeptische Öffentlichkeit dringend notwendig ist, um Desinformation und Manipulation zu begegnen.
Der Einfluss von Donald Trump und den neuen Medien
Donald Trump wird als Beispiel für die Wechselwirkungen zwischen traditionellen und sozialen Medien vorgestellt. Sein Aufstieg während des Wahlkampfs profitierte stark von seiner Präsenz in sozialen Medien, die es ihm ermöglichten, direkt mit seinen Anhängern zu kommunizieren. Die Diskussion hebt hervor, dass Trumps Wahlsieg im Kontext der veränderten Medienlandschaft betrachtet werden muss, in der Fake News und emotionale Mobilisierung eine große Rolle spielten. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, neue Maßstäbe für Medienkompetenz und kritisches Denken zu schaffen.
Die Herausforderungen für den Journalismus
Traditionelle Journalisten erleben einen Machtverlust und müssen sich neuen Formen des Gatekeeping anpassen. Statt nur als Torwächter zu agieren, wird von Journalisten verlangt, transparent über ihre Arbeitsweise zu kommunizieren und das Publikum aktiv einzubeziehen. Der Dialog zwischen Journalisten und Lesern wird als entscheidend erachtet, um Vertrauen zurückzugewinnen und die Glaubwürdigkeitskrise zu überwinden. Die Notwendigkeit einer offenen und kritischen Auseinandersetzung mit eigenen Fehlern und der Qualität von Informationen wird ebenfalls betont.
Die Rolle der sozialen Medien im Modernen Diskurs
Soziale Medien haben die Art und Weise, wie Informationen verbreitet werden, dramatisch verändert und herausfordernde Kommunikationsdynamiken hervorgebracht. Dies führt zu einer Radikalisierung von Meinungen und verstärkt emotionale Reaktionen in der Öffentlichkeit. Kritische Beispiele zeigen, wie schnell sich Falschinformationen verbreiten können, was oft zu negativen Konsequenzen für Einzelpersonen führt. Die Diskussion verdeutlicht die Wichtigkeit, den Einfluss sozialer Medien auf die Gesellschaft und das Kommunikationsklima zu verstehen und zu regulieren.
Die Zukunft des Qualitätsjournalismus
Die Diskussion ruft dazu auf, die Grundlagen des Qualitätsjournalismus zu stärken und innovative Finanzierungsmodelle zu entwickeln. In Zeiten von Krise und Skepsis wird die menschliche Neigung zur Bestätigung von Vorurteilen als risikohaft identifiziert. Der Journalismus muss ein Bildungsauftrag übernehmen, um den Menschen den Umgang mit Informationen zu lehren. Die Vorstellung einer 'redaktionellen Gesellschaft', in der verantwortungsvoller Journalismus zur Allgemeinbildung gehört, wird als langfristiges Ziel formuliert.
Bernhard Pörksen ist Medienwissenschaftler und lehrt an der Universität Tübingen. Sein Buch "Die große Gereiztheit. Wege aus der kollektiven Erregung" erschien dieses Jahr. Im Wiener Stadtgespräch vom 15. Mai diskutiert er seine zentralen Thesen mit Peter Huemer: Welche Probleme in der gesellschaftlichen Kommunikation gibt es und warum gefährden sie die Substanz unserer Demokratie?
Das FALTER Radio bringt das Stadtgespräch exklusiv in voller Länge.