Teresa Bücker, Journalistin und Autorin aus Berlin, beleuchtet die Krise der Zeit in unserem Leben. Sie warnt vor den Folgen der ständigen Überlastung auf Freundschaften und die Demokratie. Die Autorin spricht sich für Viertagewochen aus und erklärt, warum Zeit Macht hat. Außerdem wird die Ungleichheit in der Freizeitgestaltung zwischen den Geschlechtern thematisiert. Bücker diskutiert kritisch die Illusion der Zeitarmut und plädiert für gesellschaftliche Ansätze zur Krisenbewältigung, um das Bewusstsein für den Umgang mit unserer Zeit zu schärfen.
Die Wahrnehmung von Zeitknappheit beeinflusst sowohl das individuelle Wohlbefinden als auch die gesellschaftliche Teilhabe und das politische Engagement.
Überlastung und unbezahlte Überstunden sind weit verbreitet, was auf eine tief verwurzelte Kultur der Arbeitsverdichtung hinweist.
Eine gerechte Verteilung von Zeit und eine grundlegende Änderung in der Zeitpolitik sind entscheidend, um soziale und ökologische Herausforderungen zu bewältigen.
Deep dives
Die gesellschaftliche Bedeutung der Zeit
Der Podcast behandelt die Herausforderungen, die sich aus der Wahrnehmung von Zeitknappheit ergeben. Viele Menschen erleben einen erhöhten Zeitdruck, und dies betrifft nicht nur Berufstätige, sondern auch höher gebildete, gut verdienende Personen, die oft glauben, dass ihre Freizeit weniger wertvoll sei, wenn sie nicht mit Arbeit gefüllt ist. Diese Zeitarmut beeinflusst nicht nur das individuelle Lebensgefühl, sondern hat auch gesellschaftliche Auswirkungen, da eine Überlastung das Engagement in politischen und sozialen Aktivitäten verringert. Die Diskussion über Zeit wird somit zu einer zentralen Frage der Gerechtigkeit, die die Verteilung von Ressourcen und Möglichkeiten innerhalb der Gesellschaft betrifft.
Überstunden und hybride Beschäftigung
Statistiken zeigen, dass Vollzeitbeschäftigte in Deutschland im Durchschnitt mehr Stunden arbeiten als vertraglich vereinbart, was auf eine Kultur der unbezahlten Überstunden hinweist. Insbesondere die Zunahme von hybrider Beschäftigung, wo Menschen sowohl angestellt als auch freiberuflich tätig sind, führt dazu, dass diese Gruppen überproportional hohe Arbeitszeiten aufweisen. Diese Entwicklung trägt zu einem Gefühl von Überlastung und Zeitknappheit bei und steht im Widerspruch zu den wachsenden Diskussionen über Freizeit. Um die damit verbundenen Probleme zu adressieren, müssen nicht nur individuelle Strategien entwickelt, sondern auch strukturelle Veränderungen in der Arbeitsorganisation angestrebt werden.
Zeitarmut als soziale Frage
Zeitarmut wird nicht nur als individuelles Phänomen, sondern auch als soziale Ungerechtigkeit betrachtet, die Menschen aus unterschiedlichen Einkommensklassen betrifft. Untersuchungen zeigen, dass selbst wohlhabendere und besser ausgebildete Personen unter Zeitarmut leiden, da sie ihre Zeit oft mit zahlreichen Aufgaben überladen, die sie nicht abgeben können. Diese Situation stört nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern mindert auch die gesellschaftliche Teilhabe. Ein bewusster Umgang mit der Zeit und eine Neuverteilung der Verantwortlichkeiten stehen daher im Mittelpunkt der Diskussion über Gerechtigkeit.
Die Rolle von politischem Engagement
Ein zentraler Punkt der Diskussion ist, dass politisches Engagement oft von der verfügbaren Zeit abhängt, was bedeutet, dass Menschen mit weniger Freizeit seltener an politischen Aktivitäten teilnehmen. Die aktuelle gesellschaftliche Debatte über Reformen, wie z.B. die Erhöhung der Arbeitszeitverkürzung, könnte helfen, mehr Zeit für politisches Engagement zu schaffen. Am Beispiel der politischen Diskussion in Deutschland wird deutlich, dass ein aktives Mitwirken in sozialen Bewegungen immer stärker zur Frage des Zeitmanagements wird. Insgesamt zeigt dies, wie wichtig eine faire Verteilung von Zeit für die aktive Teilnahme am demokratischen Leben ist.
Zukunftsorientierte Zeitpolitik
Der Beitrag thematisiert die Notwendigkeit einer grundlegenden Änderung in der Zeitpolitik und der Gesellschaftsorganisation, um den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft gerecht zu werden. Es wird darauf hingewiesen, dass eine andere Zeitkultur, die sowohl Produktion als auch Konsum hinterfragt, entscheidend für die Bewältigung der Klimakrise ist. Studien belegen, dass Menschen, die über mehr Freizeit verfügen, tendenziell umweltfreundlicher leben und weniger konsumieren. Diese Erkenntnisse verdeutlichen die Zusammenhänge zwischen Zeitpolitik, sozialer Gerechtigkeit und ökologischen Herausforderungen und erfordern breit angelegte gesellschaftliche Diskussionen.
Überstunden, Familien-Arbeit, Freizeitstress – viele Menschen haben kaum noch Platz im eigenen Kalender. Darunter leiden Freundschaften, Vereine und Parteien. Und deswegen geht es längst nicht mehr nur um ein privates Problem: Wenn sich nämlich keiner mehr engagiert, funktioniert auch die Demokratie nicht. Trotzdem wird die Zeit-Krise bislang vor allem persönlich verhandelt: im Sinne von Effizienztipps und Kalender-Hacks. Die Buchautorin Teresa Bücker findet das falsch. Sie preist im Podcast die Viertagewochen. Und erklärt, warum Zeit Macht ist – und damit hochpolitisch.
In jeder Folge von Auch das noch – der freundliche Krisenpodcast sprechen ZEIT-Politikredakteurin Petra Pinzler und Wissenschaftsredakteur Stefan Schmitt über eine Krise der Gegenwart: Es geht um die Klimakrise, das Artensterben, die Energiekrise und Kriege. Jedes Mal hilft eine Expertin oder ein Experte dabei zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Nicht um zu verzweifeln, sondern weil Verstehen der erste Schritt zur Lösung ist. Und um Lösungen geht es natürlich auch.
Per Mail erreichen Sie das Team unter krisen@zeit.de. Alle Folgen des Podcasts finden Sie hier.
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