Stefan Thurner, theoretischer Physiker und Präsident des Complexity Science Hub Vienna, erklärt, wie komplexe Datenanalysen gegen Drogenhandel und Steuerbetrug eingesetzt werden. Er betont die Chancen der Datenanalyse im Klimaschutz ohne wirtschaftliche Schäden. Zudem reflektiert er die Herausforderungen bei der Bekämpfung von Verbrechen im Dark Web und die Verantwortung von Plattformen. Thurner zeigt auf, wie ein verantwortungsbewusster Umgang mit Daten den gesellschaftlichen Nutzen steigern kann und zugleich Diskussionen über Polarisierung fördern kann.
Die Datenanalyse bietet effektive Methoden zur Verfolgung illegaler Aktivitäten im Darknet, was zur Verbesserung der gesellschaftlichen Sicherheit beiträgt.
Ein interdisziplinärer Ansatz zur Datenanalyse ermöglicht es, wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen, die sowohl CO2-Emissionen reduzieren als auch Arbeitsplätze sichern.
Deep dives
Die Verbindung zwischen Komplexität und Krisen
Komplexität spielt eine zentrale Rolle in der Analyse der heutigen Welt, da alles in einem Netzwerk miteinander verwoben ist. Diese Verknüpfungen deuten darauf hin, dass Probleme nicht isoliert betrachtet werden können, sondern oft mehrere Krisen gleichzeitig auslösen. Ein Beispiel dafür ist die Polykrise, wo unterschiedliche Herausforderungen wie der Klimawandel und der Artenverlust miteinander verknüpft sind. Dieser interdisziplinäre Ansatz hilft, Lösungen zu finden, die über spezifische Probleme hinausgehen und ein ganzheitliches Verständnis fördern.
Daten und deren Bedeutung für die Gesellschaft
Daten werden als Rohstoff für sinnvolle Erkenntnisse angesehen, die der Gesellschaft zugutekommen können. Diese Einsichten erfordern jedoch eine intelligente Herangehensweise und klärende Fragen, um aus den gesammelten Daten Wissen zu generieren. Der Complexity Science Hub illustriert dies an realen Problemen wie Steuerbetrug oder CO2-Reduzierung, wo Datenanalysen helfen, betriebliche Effizienz zu steigern und gleichzeitig gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen. Durch die sinnvolle Nutzung von Daten können Fortschritte erzielt werden, die das Wohlergehen der Bevölkerung unterstützen.
Klimaschutzstrategien basierend auf Datenanalysen
Ein Beispiel für die Anwendung von Datenanalyse im Bereich Klimaschutz ist die gezielte Reduzierung von CO2-Emissionen, ohne massive Arbeitsplatzverluste zu verursachen. Durch die Analyse von Netzwerken innerhalb der Wirtschaft können Unternehmen identifiziert werden, deren Schließung eventuell wenig negative Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft hätte, während gleichzeitig signifikante CO2-Einsparungen erzielt werden. Auf diese Weise können kluge wirtschaftliche Entscheidungen getroffen werden, die sowohl den Klimazielen als auch der Arbeitsplatzsicherung dienen. Somit zeigt sich, wie wichtig eine datengestützte Herangehensweise ist, um Entscheidungsprozesse in der Politik zu unterstützen.
Datenanalyse im Dark Web zur Bekämpfung von Kriminalität
Die Analyse von Zahlungsflüssen im Dark Web zeigt, dass es möglich ist, auch kriminelles Verhalten zu verfolgen und zu reduzieren. Durch die Untersuchung von Bitcoin-Transaktionen kann aufgedeckt werden, welche Nutzer möglicherweise an illegalen Aktivitäten beteiligt sind. Diese Methodik bietet ein effektives Werkzeug, um die Kriminalität im Dark Web zu bekämpfen und die Täter zu identifizieren. Die Anwendung solcher Techniken verdeutlicht das Potenzial von Datenanalysen zur Verbesserung der gesellschaftlichen Sicherheit und zum Schutz vulnerabler Gruppen.
Anonyme Geldtransfers durch das Darknet verfolgen und damit Drogen oder Waffenhandel aufdecken. Lieferketten verfolgen und milliardenschweren Mehrwertsteuerbetrug unterbinden. Das Klima besser schützen, ohne zugleich die Wirtschaft zu ruinieren. Was fantastisch klingt, ist für Stefan Thurner Alltag, denn ihm gelingt all das durch die Analyse komplexer von Daten. Der Chef des Wiener Complexity Science Hub warnt aber auch vor deren Missbrauch – und er weiß, was dagegen hilft.
In jeder Folge von "Auch das noch – der freundliche Krisenpodcast" sprechen ZEIT-Politikredakteurin Petra Pinzler und Wissenschaftsredakteur Stefan Schmitt über eine Krise der Gegenwart: Es geht um die Klimakrise, das Artensterben, die Energiekrise und Kriege. Jedes Mal hilft eine Expertin oder ein Experte dabei, zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Nicht um zu verzweifeln, sondern weil Verstehen der erste Schritt zur Lösung ist. Und um Lösungen geht es natürlich auch.
Das Team von "Auch das noch?" erreichen Sie unter krisen@zeit.de.