#188 Erklär mir das Grundeinkommen, Christoph Badelt
Oct 12, 2021
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Christoph Badelt ist ein renommierter Ökonom und Präsident des Fiskalrats mit umfangreicher Erfahrung in Sozialpolitik. Im Gespräch thematisiert er das Grundeinkommen und beleuchtet die damit verbundenen moralischen und praktischen Herausforderungen. Er erklärt, warum er zwei Hauptgründe gegen die Einführung sieht und diskutiert die Auswirkungen auf die Arbeitsmotivation und soziale Ungleichheiten. Zudem analysiert er die Zukunft der Arbeit in einer von Maschinen dominierten Welt und die Notwendigkeit einer verlässlichen sozialen Absicherung.
Das Grundeinkommen könnte in wirtschaftlich unsicheren Zeiten mehr Freiheit bieten, birgt aber moralische Fragen zur individuellen Verantwortung.
Kritiker argumentieren, dass die finanzielle Machbarkeit und die Streichung anderer sozialer Leistungen die Realisierbarkeit eines Grundeinkommens gefährden könnten.
Deep dives
Die Idee des Grundeinkommens
Das Grundeinkommen ist ein Konzept, das darauf abzielt, jedem Bürger ein sicheres Einkommen zu garantieren, unabhängig von seiner Erwerbstätigkeit. Diese Idee wird besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten und hoher Arbeitslosigkeit relevant, da sie den Menschen mehr Freiheit bietet, Entscheidungen über ihre Lebensweise zu treffen, ohne existenzielle Ängste. Kritiker argumentieren jedoch, dass ein solches Grundeinkommen moralische Probleme aufwirft, da es die Verantwortung des Einzelnen in Frage stellt, aktiv zur Gesellschaft beizutragen. Das Verständnis, dass jeder Mensch einen Beitrag zur Schaffung von Werten leisten sollte, liegt dem Argument der Befürworter von Arbeitsplätzen zugrunde, die für den Wohlstand der Gesellschaft notwendig sind.
Moralische und praktische Einwände
Der moralische Einwand gegen das Grundeinkommen basiert auf der Überzeugung, dass es ungerecht wäre, von der Gemeinschaft zu leben, ohne einen eigenen Beitrag zu leisten. Außerdem wird argumentiert, dass es die soziale Solidität gefährden könnte, wenn Menschen sich darauf verlassen, dass andere für ihren Lebensunterhalt sorgen. Praktisch gesehen wird die Realisierbarkeit eines Grundeinkommens in Frage gestellt, insbesondere wenn es um die finanzielle Machbarkeit geht. Hohe Steuern und die mögliche Streichung anderer sozialer Leistungen stehen im Raum, was zu einer ineffizienten Umverteilung von Ressourcen führen könnte.
Die Zukunft der Arbeit und des Sozialstaates
Die Diskussion um das Grundeinkommen wird auch von der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung beeinflusst, die die Arbeitswelt verändern könnte. Kritiker warnen, dass durch diese Entwicklungen die Notwendigkeit menschlicher Arbeit abnehmen könnte, was ein Grundeinkommen notwendig machen würde, um wirtschaftliche Sicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig wird betont, dass es keine Garantie dafür gibt, dass der Arbeitsmarkt weniger Bedarf an menschlicher Arbeit haben wird, da durch Innovationen neue Tätigkeiten entstehen können. Anstatt ein Grundeinkommen zu implementieren, zeigen Experten auf, dass die Arbeitsbedingungen und Rahmenbedingungen für bestehende Berufe verbessert werden sollten, um den Bedürfnissen der Menschen besser gerecht zu werden.
1.000 Euro für jede:n. Ohne, etwas dafür tun zu müssen. Ist das fair? Ökonom Christoph Badelt erklärt das Grundeinkommen und warum für ihn zwei triftige Gründe gegen eine Einführung sprechen.
Christoph Badelt ist Ökonom, hat viel zu Sozialpolitik geforscht und war Rektor der Wirtschaftsuni Wien und Chef des Wifo, des größten Wirtschaftsforschungsinstituts in Österreich. Jetzt leitet er den Fiskalrat.
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