Nachhaltig konsumieren - Einkaufslust und Klimaschutz
Aug 23, 2024
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Oliver Büttner, Wirtschaftspsychologe an der Universität Duisburg-Essen, erforscht, warum nur wenige Menschen nachhaltig konsumieren. Er diskutiert psychologische Faktoren, die unser Einkaufsverhalten beeinflussen, und stellt Strategien zur Konsumreduzierung vor. Besonders interessant ist die Analyse der Konsumverhaltenslücke und der Auswirkungen von Fast Fashion. Zudem beleuchtet Büttner die Rolle von Emotionen beim Impulskauf und die gesellschaftliche Verantwortung für nachhaltige Entscheidungen.
Das Konsumverhalten hat einen direkten Einfluss auf den Klimawandel und erfordert bewusstere Entscheidungen von den Verbrauchern.
Psychologische Theorien wie die Theorie des geplanten Verhaltens erklären, warum Menschen trotz umweltbewusster Einstellungen nicht immer nachhaltig handeln.
Konsumreduktion wird zunehmend als Lebensstil angenommen, wobei viele den Materialismus reduzieren, um Lebensqualität und Zeit mit der Familie zu steigern.
Deep dives
Einkaufsverhalten und Klimawandel
Das Einkaufsverhalten hat einen direkten Einfluss auf den Klimawandel, da jeder Konsument durch seine Kaufentscheidungen zur globalen Situation beiträgt. Professor Oliver Büttner hebt hervor, dass trotz des allgemeinen Bewusstseins für nachhaltiges Verhalten viele Menschen nicht in der Lage sind, dies im Alltag umzusetzen. Die Vorstellung, dass der persönliche Konsum in einem Großteil der Bevölkerung mit einem leichten positiven Wandel verbunden ist, wird noch oft durch kulturelle Normen und tief verwurzelte Werte behindert. Die Herausforderungen, die ein häufiges Einkaufen mit sich bringt, werden häufig durch regionale Gegebenheiten wie das Wetter weiter verstärkt, was die Bildung nachhaltiger Verhaltensabsichten erschwert.
Strategien für nachhaltigen Konsum
Um nachhaltiges Konsumverhalten zu etablieren, können verschiedene Strategien verfolgt werden, die in Effizienz, Konsistenz und Suffizienz unterteilt werden. Effizienzstrategie zielt darauf ab, Ressourcen besser zu nutzen, während die Konsistenzstrategie den Einsatz umweltfreundlicher Technologien unterstützt. Die Suffizienzstrategie hingegen fokussiert sich auf eine allgemeine Reduktion des Konsums, um ökologische und ökonomische Beschränkungen zu adressieren. Büttner diskutiert, dass staatliche und strukturelle Maßnahmen sowie Informationskampagnen notwendig sind, um der Bevölkerung nachhaltigere Kaufentscheidungen näher zu bringen.
Die Rolle psychologischer Theorien
Psychologische Theorien bieten verschiedene Perspektiven darauf, wie nachhaltiges Verhalten gefördert werden kann. Die Theorie des geplanten Verhaltens beispielsweise zeigt auf, dass Einstellungen, subjektive Normen und Wahrnehmungen von Verhaltenskontrolle die Kaufentscheidungen maßgeblich beeinflussen. Eine weitere relevante Theorie ist die Wert-Belief-Theorie, die verdeutlicht, dass tief verwurzelte Werte das nachhaltige Verhalten beeinflussen und zwischen biologischen, altruistischen und egoistischen Werten unterscheidet. Solche Theorien helfen zu verstehen, warum Menschen trotz positiver Einstellungen nicht immer nachhaltig handeln.
Konsumreduktion als Lebensstil
Der Lebensstil der Konsumreduktion zeigt, dass immer mehr Menschen versuchen, ihr Konsumbewusstsein zu schärfen und ihren Materialismus bewusst zu reduzieren. Verschiedene Bewegungen, wie der Minimalismus oder das Konzept der freiwilligen Einfachheit, zeigen, dass es durchaus Menschen gibt, die sich aktiv für den Verzicht auf materiellen Überfluss entscheiden. Diese Entscheidung für Konsumreduktion kommt nicht immer nur aus einem nachhaltigen Gedankengut, sondern oft aus einem Wunsch nach mehr Lebensqualität und Zeit mit der Familie. Trotz dieser positiven Tendenzen bleibt die Konsumreduktion jedoch weitgehend ein Nischenphänomen in der Gesellschaft.
Umsetzung und Wissensverhaltenslücke
Die häufige Diskrepanz zwischen Wissen über Nachhaltigkeit und tatsächlichem Verhalten wird als Wissensverhaltenslücke bekannt. Viele Verbraucher sind sich der Umweltauswirkungen ihrer Konsumgewohnheiten bewusst, doch diese Einsichten führen nicht immer zu veränderten Handlungen. Faktoren wie strukturelle Barrieren, Gewohnheiten und impulsive Kaufverhalten beeinflussen diese Lücke. Büttner hebt hervor, dass es wichtig ist, Verhaltensänderungen zu fördern, indem man sich nicht nur auf die Schaffung von Wissen konzentriert, sondern auch darauf, wie Menschen bei der tatsächlichen Umsetzung ihrer sozialen Verantwortung unterstützt werden können.
Ein Vortrag des Wirtschaftspsychologen Oliver Büttner Moderation: Hans-Jürgen Bartsch
Über Klimaschutz zu sprechen ist einfacher, als etwas dafür zu tun. Der Wirtschaftspsychologe Oliver Büttner forscht zur Psychologie des nachhaltigen Konsums und sagt: nur eine Minderheit tut wirklich was sie sagt. In seinem Vortrag erklärt er, was uns dabei hilft kann und was uns davon abhält.
Oliver Büttner arbeitet als Wirtschaftspsychologe an der Fakultät für Informatik der Universität Duisburg-Essen. Seinen Vortrag "Nachhaltiger Konsum und Konsumreduktion - eine psychologische Perspektive" hat er am 6. Juni 2024 im Rahmen der Ringvorlesung "Wir wandeln uns! Klimawandel verstehen und gemeinsam handeln" gehalten, die die universitäre Aktionsgruppe UDE4future veranstaltet hat, die sich an der Universität Duisburg-Essen für Klima- und Umweltschutz und Nachhaltigkeit einsetzt.
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