René Pfister, Bürochef des SPIEGEL in den USA, beleuchtet das historische TV-Duell zwischen Trump und Harris. Er diskutiert Harris' diffuses Auftreten und vergleicht sie mit der ehemaligen Kanzlerin Merkel. Pfister stellt fest, dass Harris medientechnisch wenig präsent ist, was ihrer Wahlkampfstrategie schaden könnte. Zudem wird die mögliche Wahl von Trump und ihre Auswirkungen auf die Ukraine thematisiert, sowie die entscheidende Rolle solcher Duelle bei der Beeinflussung von Wählermeinungen.
Kamala Harris konnte im Duell durch ihre Beherztheit und Strategie Donald Trump provozieren, was ihre Stärken als Kandidatin hervorhob.
Donald Trumps Nutzung unbegründeter Lügen und wiederholter Narrative minderte seine Glaubwürdigkeit trotz seiner inhaltlichen Aussagen während der Debatte.
Deep dives
Der Einfluss der Debatte auf Kamala Harris
Kamala Harris trat in der Debatte selbstbewusst auf und übertraf die Erwartungen vieler, was ihre Vorbereitung und Leistung angeht. Während die skurrilen Aussagen von Donald Trump über Migranten, die angeblich Katzen und Hunde essen, für viel Aufmerksamkeit sorgten, wurde Harris als ernstzunehmende Kontrahentin erkannt. Ihre Fähigkeit, Trump zu provozieren und ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, verdeutlichte ihre Stärke und Strategie während des Duells. Es war beispielhaft, wie sie die Gelegenheit nutzte, um sich dem amerikanischen Volk zu präsentieren, trotz der Unsicherheiten, die mit ihrer Wahrnehmung verbunden sind.
Die strategischen Fehler von Donald Trump
Donald Trump lieferte während der Debatte viel Inhalt, welcher jedoch häufig von unbegründeten und offensichtlichen Lügen begleitet war, was seinen Gesamteindruck minderte. Seine Weigerung, klare Positionen zu schwierigen Fragen einzunehmen, wie etwa dem Konflikt in der Ukraine, ließ Fragen zu seiner Glaubwürdigkeit offen. Trump versuchte, seine Sichtweise durch zu wiederholende Narrative zu untermauern, schwächte jedoch seine Argumente durch seine Unfähigkeit, sich zu entschuldigen oder Fehler anzuerkennen. Das führte dazu, dass seine Anhänger, obwohl sie zu Protokoll gaben, dass er gut abgeschnitten hatte, letztlich dennoch verunsichert schienen über seinen Auftritt.
Kamala Harris' wechselnde Positionen und Herausforderungen
Kamala Harris' Anpassungen ihrer politischen Positionen, wie etwa ihre Haltung zum Fracking, wurden in der Debatte nicht ausreichend thematisiert, was eine verpasste Gelegenheit für Trump darstellt. Diese Unsicherheiten und die mangelnde Klarheit über ihre tatsächlichen politischen Überzeugungen nährten bei den Wählern Verwirrung und Skepsis gegenüber ihrer Kandidatur. Sie zeigte zwar eine gewisse Befähigung, aber ihre zurückhaltende Medienpräsenz und die fehlende direkte Kommunikation schränkten ihre Möglichkeit ein, sich effektiv zu präsentieren. Ein offenes Bedürfnis der Wähler, sie besser kennenzulernen, steht ihrer Strategie der Unklarheit gegenüber und könnte letztendlich ihren Wahlkampf beeinträchtigen.
Es war ein historisches TV-Duell. Aus verschiedenen Gründen. Zum ersten Mal gab es in einem US-Wahlkampf ein zweites TV-Duell, in dem der demokratische Kandidat aus dem ersten Duell ausgetauscht wurde. Zum ersten Mal debattierte eine schwarze Frau. Zum ersten Mal sprach einer der Kandidaten, in diesem Fall Donald Trump, über das Verspeisen von Hunden.
In dieser Folge von »Acht Milliarden« spricht Host Juan Moreno mit René Pfister, SPIEGEL-Bürochef in den USA.
Moreno erinnert Harris' Neigung, oft im Ungefähren zu bleiben, sich ins Unkonkrete zu flüchten, an die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel. Pfisters Einschätzung: »Ich glaube, es gibt zu der Frage zwei Erklärungen. Die erste ist: Es gibt die ganz erkennbare Strategie von Harris und ihrem Team, inhaltlich möglichst diffus zu bleiben. Und Punkt zwei ist, ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals einen Präsidentschaftskandidaten gab, der so wenig Interviews gegeben hat, also der so wenig präsent ist in den Medien.«
Was heißt das für Harris' weiteren Wahlkampf? Und was würde eine weitere Trump-Präsidentschaft für die Ukraine bedeuten?
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