Assads Sturz - Niederlage für Putin (Sonderfolge mit Nico Lange)
Dec 8, 2024
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Nico Lange, Politikwissenschaftler und Senior Fellow bei der Münchner Sicherheitskonferenz, diskutiert den überraschenden Sturz von Assad in Syrien und die damit verbundenen geopolitischen Auswirkungen. Er betont, dass Russlands militärische Stärke nicht unendlich ist und dass die Ereignisse Putins Ansehen stark geschädigt haben. Lange warnt vor der Möglichkeit, dass Russland Truppen aus Syrien in die Ukraine umdisponiert, was die Situation dort weiter destabilisieren könnte. Die komplexen Machtverhältnisse in Syrien erfordern verstärkt europäische Aufmerksamkeit.
Der Sturz von Assad bringt sowohl Jubel als auch Unsicherheit für die syrische Bevölkerung und erfordert eine stabile Regierungsbildung der Oppositionsgruppen.
Russlands strategische Verwundbarkeit und die mögliche Umverteilung von Truppen aus Syrien in die Ukraine zeigen die Herausforderungen für Putins geopolitische Position.
Deep dives
Der Sturz von Assad und seine Auswirkungen
Der jüngste Sturz des syrischen Diktators Bashar al-Assad hat weitreichende politische und militärische Konsequenzen sowohl für Syrien als auch für Russland. Die Kontrolle über Damaskus durch die Aufständischen markiert das Ende einer mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Herrschaft, was sowohl Jubel als auch Unsicherheit in der Bevölkerung ausgelöst hat. Dabei bleibt die Frage offen, wie die zukünftige Regierungsführung in Syrien aussehen wird und inwieweit verschiedene Oppositionsgruppen Einigkeit finden können, um eine stabile Regierung zu bilden. Diese Entwicklung wird auch die geopolitische Landschaft im Nahen Osten, einschließlich der Rolle Russlands als Schutzmacht, erheblich verändern, da Moskau offenbar nicht in der Lage war, seinen Verbündeten zu unterstützen.
Russlands Reaktion auf die Veränderungen in Syrien
Die Reaktionen Russlands auf den Sturz von Assad sind zurückhaltend und zeigen eine gewisse Ernüchterung über die eigene militärische Stärke. Der russische Außenminister bestätigte lediglich, dass Assad das Land verlassen hat, ohne detaillierte Informationen zu liefern, was auf Unklarheiten innerhalb der russischen Führung hinweist. Diese Entwicklung fördert Diskussionen über die strategische Verwundbarkeit Russlands und dessen Fähigkeit, andere Länder wie Iran militärisch zu unterstützen, während sich der Fokus gleichzeitig auf den Krieg in der Ukraine richtet. Der Verlust der Kontrolle über Syrien könnte sich nachhaltig auf die russische Geopolitik auswirken, insbesondere hinsichtlich ihrer militärischen Präsenz und der Absicherung ihrer Interessen im Mittelmeerraum.
Internationale Reaktionen und Herausforderungen für Syrien
Die internationalen Reaktionen auf den Sturz von Assad sind gemischt, wobei die meisten westlichen Staaten das Ereignis als positiv bewerten. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete den Sturz als gute Nachricht für die syrische Bevölkerung, während Außenministerin Annalena Baerbock vorsichtiger darauf hinwies, dass das Land nicht in die Hände anderer radikaler Kräfte fallen dürfe. Inmitten dieser Unsicherheiten müssen die Millionen syrischer Flüchtlinge und Binnenvertriebenen entscheiden, ob sie in ihre Heimat zurückkehren wollen, was angesichts der instabilen Lage noch ungewiss bleibt. Es stehen bedeutende Herausforderungen vor dem Land, darunter die Notwendigkeit, eine neue, inklusive Regierung zu etablieren und die dringend benötigte humanitäre Hilfe zu leisten.
In Syrien haben Aufständische die Macht übernommen. Die Ereignisse nach dem Sturz von Diktator Assad sind so umwälzend, dass Kai Küstner und Carsten Schmiester sich am Sonntag entschieden haben, eine Sonderfolge von „Streitkräfte und Strategien“ aufzunehmen. Sie stellen dabei auch die Frage, welche Auswirkungen dies auf Assads Schutzmacht Russland und den Krieg in der Ukraine haben könnte. Putin hatte bislang in Syrien eine Luftwaffenbasis und einen Mittelmeerhafen. Dass nun unklar ist, ob er diese halten kann, ist für Russland „eine echte Niederlage“. So sieht es der Politikwissenschaftler Nico Lange, Senior Fellow bei der Münchner Sicherheitskonferenz, im Gespräch mit Kai Küstner. Die Ereignisse in Syrien zeigen: „Russland ist nicht unendlich stark. Wenn andere agieren, muss auch Russland sich zurückziehen.“ Putins Nimbus der Unbesiegbarkeit habe stark gelitten, so Lange. Ob die Ereignisse in Syrien die Ukraine dem Frieden näherbringen, so wie der künftige US-Präsident Trump es sich wünscht, ist unklar. Es bestehe die Gefahr, dass Russland Truppen aus Syrien nun in der Ukraine einsetzt und dort seine Position militärisch stärkt, warnt Nico Lange.