Wie die AfD die Landtagswahlen im Osten vorbereitet
Jul 1, 2024
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Ann-Kathrin Müller ist SPIEGEL-Redakteurin und beobachtet den AfD-Parteitag in Essen. Sie berichtet von einem zunehmend professionelleren Auftreten der AfD, das jedoch von internen Konflikten überschattet wird. Massive Proteste mit 70.000 Menschen zeigen den Widerstand gegen die Partei. Müller analysiert die Machtstrukturen und regionalen Einflüsse innerhalb der AfD und diskutiert die strategischen Ansätze für die bevorstehenden Landtagswahlen im Osten. Der Spannungsbogen zwischen Professionalisierung und interner Uneinigkeit ist besonders aufschlussreich.
Die AfD verfolgt strategisch ein geschlossenes Auftreten vor den Landtagswahlen, um ihre Machtbasis in Ostdeutschland zu festigen.
Massive Proteste gegen die AfD zeigen den breiten Widerstand der Gesellschaft gegen Rassismus und die zunehmende politische Präsenz der Partei.
Deep dives
Proteste und Demonstrationen gegen die AfD
Vor dem AfD-Bundesparteitag in Essen kam es zu beeindruckenden Protesten, bei denen sich circa 70.000 Menschen versammelten, um gegen die AfD zu demonstrieren. Diese Gegendemonstrationen waren besonders bedeutend, da sie als die größte, die die Autorin bis jetzt erlebt hat, beschrieben wurden und friedliche Protestformen wie Tanzevents und Sitzblockaden umfassten. Viele Teilnehmer wollten ein Zeichen gegen Rassismus und Rechtsextremismus setzen und die AfD daran hindern, ihren Parteitag pünktlich zu beginnen. Trotz der massiven Protestaktion verzögerte sich der Parteitag lediglich um eine halbe Stunde, wodurch die Demonstranten allerdings deutlich auf die ablehnende Haltung gegenüber der AfD hinwiesen.
Machtkämpfe innerhalb der AfD
Trotz der landläufigen Erwartungen eines Machtkampfes während des Parteitags stellte sich heraus, dass die AfD nach außen hin geschlossen erschien und die Parteivorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla in ihren Ämtern bestätigt wurden. Es gab jedoch interne Spannungen und Unzufriedenheit bezüglich des Wahlkampfes, die Chancen Truppallas und das handliche Vorgehen in der Organisation wurden kritisiert. Ungeachtet dieser Bedenken war die Rückendeckung für Truppalla stärker als erwartet, was ihm etwa 83 Prozent der Stimmen einbrachte. Das kann darauf zurückgeführt werden, dass die Berichterstattung über interne Probleme beide Vorsitzende eher zusammengeschweißt hat, da die Mitglieder die Notwendigkeit erkannten, den vorderen Zugang zur politischen Macht in den anstehenden Wahlen zu bewahren.
Die Zukunft der AfD und ihre Wahlen
Mit Blick auf die bevorstehenden Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen wird erwartet, dass die AfD insbesondere in diesen Regionen starke Ergebnisse erzielen wird. Der Trend zeigt, dass die AfD in den östlichen Bundesländern bereits eine bedeutende politische Rolle spielt und das Potenzial hat, sich weiter zu festigen. Die Partei strebt offenbar an, ein Mindestziel von 33 Prozent der Stimmen zu erreichen, um Einfluss auf die politische Agenda ausüben zu können und um eventuell Koalitionspartner zu finden. Die gesamte strategische Ausrichtung der AfD zielt darauf ab, die politische Landschaft zu verändern und eine Annäherung an die Macht zu erreichen, was für die etablierten Parteien einen signifikanten Druck bedeutet.
Weniger Streit, mehr Professionalität – so wollte sich die AfD vor den Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg zeigen. SPIEGEL-Redakteurin Ann-Katrin Müller hat hinter die Kulissen des Parteitags geschaut.
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