Können höhere Verteidigungsausgaben das Wirtschaftswachstum in Europa ankurbeln?
Feb 21, 2025
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Die Diskussion beleuchtet die geopolitische Lage und die Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft. Experten hinterfragen, ob höhere Verteidigungsausgaben das wirtschaftliche Wachstum in Europa tatsächlich fördern können. Es werden ineffiziente Rüstungsstrukturen und die Notwendigkeit einer harmonisierten Verteidigungspolitik diskutiert. Zudem wird erörtert, wie geopolitische Herausforderungen die Zusammenarbeit zwischen den EU-Staaten beeinflussen und welche Rolle militärische Investitionen dabei spielen. Ein positiver Ausblick auf die zukünftige Einheit Europas wird ebenfalls angedeutet.
Die wachsende Distanz zwischen den USA und Europa erfordert von den Europäern, verstärkt in die eigene Verteidigung zu investieren, um unabhängig zu werden.
Höhere Verteidigungsausgaben könnten langfristig das Produktionspotenzial steigern, jedoch besteht die Gefahr, dass andere wichtige Forschungsfelder vernachlässigt werden.
Deep dives
Transatlantische Beziehungen und politische Herausforderungen
Die gegenwärtige geopolitische Lage zeigt eine wachsende Kluft zwischen den USA und Europa, insbesondere Deutschland. Kritische Äußerungen von US-Vertretern, die die EU und ihre Demokratie in Frage stellen, verdeutlichen eine Verschiebung von der transatlantischen Partnerschaft hin zu politischer Rivalität. Dies wird besonders im Kontext des Ukraine-Konflikts sichtbar, wo diplomatische Initiativen ohne europäische Einbindung erfolgen könnten. Trotz dieser Herausforderungen bleibt Deutschland die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, was zeigt, dass die europäische Wirtschaft nach wie vor bedeutend ist.
Militärausgaben und Wirtschaftswachstum
Die Diskussion über die Erhöhung der Militärausgaben in Deutschland wird durch eine Studie des Kieler Instituts befeuert, die besagt, dass solche Ausgaben langfristig positive Effekte auf das Produktionspotenzial haben könnten. Diese Argumentation basiert auf der Annahme, dass Forschungs- und Entwicklungsausgaben für militärische Innovationen auch Spillover-Effekte für die Zivilwirtschaft erzeugen könnten. Es gibt jedoch Bedenken, dass der Fokus auf militärische Forschung den Druck von anderen wichtigen Forschungsfeldern wegnehmen könnte. Historisch betrachtet war die wirtschaftliche Leistung Russlands im Militärsektor beachtlich, jedoch zeigte sich, dass dies nicht zu längerfristigem Wohlstand führte.
Zukunft der europäischen Verteidigungszusammenarbeit
Die Diskussion über eine verstärkte Rüstungskooperation innerhalb der EU, möglicherweise in Form einer gemeinsamen europäischen Armee, wird als notwendig erachtet. Die Vielzahl von unterschiedlichen Waffensystemen in Europa im Vergleich zu den USA stellt eine ineffiziente Struktur dar, die harmonisiert werden sollte. Ein Kerneuropa könnte eine Führungsrolle in dieser Zusammenarbeit übernehmen, während kleinere Staaten von einer solchen Integration profitieren würden. Trotzdem bleibt die Herausforderung bestehen, nationale Interessen mit einem gemeinsamen europäischen Verteidigungsansatz in Einklang zu bringen.
Der Vorstoß des US-Präsidenten Donald Trump, ein mögliches Ende des Ukraine-Krieges zuerst mit dem russischen Präsidenten Putin zu verhandeln – ohne die Ukraine oder die Europäer – und auch die vielbeachtete Rede des US-Vizepräsidenten J.D. Vance auf der Münchener Sicherheitskonferenz haben deutlich gemacht: Die Europäer können in Zukunft bei den Themen Sicherheit und Verteidigung weniger auf US-amerikanische Unterstützung hoffen. „Ich konnte mich nicht des Eindruckes erwehren, dass aus der früheren transatlantischen Freundschaft mittlerweile eine politische Gegnerschaft geworden ist“, sagt Handelsblatt-Chefökonom Bert Rürup. Eine Konsequenz davon ist, dass die Europäer nun vermutlich mehr Geld in die eigene Verteidigung und damit in die Rüstungsindustrie investieren werden.
Deshalb diskutieren Bert Rürup und Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, in der aktuellen Episode von Economic Challenges, ob höhere Militärausgaben nicht nur kurzfristige positive Nachfrageeffekte generieren, sondern auch langfristig das Produktionspotenzial erhöhen würden. Können höhere Verteidigungsausgaben das Wirtschaftswachstum in Europa ankurbeln? Anlass gibt eine aktuelle Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, die zu diesem Ergebnis kommt. Doch Rürup und Hüther haben Zweifel daran.
Welchen Effekt höhere Rüstungsausgaben auf die europäischen Volkswirtschaften haben, insbesondere auf die deutsche, und wie die beiden Diskutanten das veränderte Verhältnis von Europa und den USA bewerten, hören Sie in der aktuellen Folge Economic Challenges.
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