Markus Gabriel, Professor für Philosophie an der Universität Bonn, plädiert für einen ethischen Kapitalismus, der sowohl Profit als auch soziale Verantwortung vereint. Er analysiert die Schwächen des bestehenden Kapitalismus und die Herausforderungen der Klimakrise. Gabriel beleuchtet die moralische Relevanz wirtschaftlicher Entscheidungen und spricht über die ambivalente Rolle von Persönlichkeiten wie Elon Musk. Er diskutiert die Notwendigkeit von Reformen hin zu nachhaltigen Geschäftsmodellen und die Verantwortung von Unternehmern und Konsumenten für eine gerechtere Zukunft.
Markus Gabriel schlägt einen ethischen Kapitalismus vor, der profitables Wirtschaften mit der Verantwortung für gesellschaftliche und ökologische Belange verbindet.
Die Diskussion über die Rolle der Konsumenten und Unternehmer betont, dass ethisches Handeln in den Märkten aktiv gefördert werden muss.
Gabriel fordert eine Reform des Kapitalismus, um soziale Ungleichheiten und Umweltprobleme anzugehen, ohne das gesamte System revolutionär umzugestalten.
Deep dives
Der ethische Kapitalismus als Transformation
Ein ethischer Kapitalismus wird als möglicher Weg präsentiert, der den bestehenden Kapitalismus nicht abschaffen, sondern transformieren möchte. Markus Gabriel argumentiert, dass es möglich ist, profitabel zu wirtschaften und gleichzeitig objektiv Gutes zu tun, ohne die ethischen Werte zu opfern. Diese Perspektive stellt einen Gegensatz zur Kritik dar, die den Kapitalismus pauschal als schädlich betrachtet. Anhand des Beispiels von Elon Musk wird verdeutlicht, wie Investitionen in Technologien wie E-Mobilität und Satellitennetzwerke als Versuche angesehen werden können, positive gesellschaftliche Veränderungen zu schaffen.
Märkte als moralische Verhandlungsorte
Gabriel betont, dass Märkte als Verhandlungsorte gelten, an denen moralische Entscheidungen getroffen werden müssen und daher nicht als rein amoralisch betrachtet werden können. Diese Moral wird durch die Kaufentscheidungen der Konsumenten und das Angebot der Produzenten geprägt. Ein Beispiel wird gegeben, indem erklärt wird, dass die Kaufentscheidung für bestimmte Produkte nicht nur wirtschaftliche, sondern auch moralische Implikationen hat. Diese Theorie widerspricht der traditionellen Sichtweise, dass Märkte ausschließlich auf Quantität abzielen und ignoriert, wie Werturteile das wirtschaftliche Handeln beeinflussen.
Der Reformbedarf des Kapitalismus
Markus Gabriel identifiziert systemische Mängel im real existierenden Kapitalismus und plädiert für eine notwendige Reform, um soziale Ungleichheiten und Umweltprobleme anzugehen. Er betont, dass ein Update des Kapitalismus erforderlich sei, aber nicht durch eine revolutionäre Umgestaltung, sondern durch gezielte Anpassungen innerhalb des bestehenden Systems. Gabriel kritisiert die gegenwärtigen Bedingungen, unter denen Monopole und soziale Ungleichheit gedeihen, und sieht einen Zusammenhang zur Notwendigkeit, Fortschritte in der Wertschöpfung zu erzielen. Die Argumentation wird durch historische Beispiele untermauert, die zeigen, dass auch kapitalistische Praktiken umwelt- und sozialverträglich gestaltet werden müssen.
Individuelle Verantwortung und unternehmerische Ethik
Die Verantwortung für ethisches Handeln wird nicht nur und ausschließlich auf die Konsumenten, sondern vor allem auf die Unternehmer übertragen. Gabriel argumentiert, dass es nicht ausreicht, die moralische Verantwortung auf den Einzelnen abzuwälzen. Stattdessen sollten Unternehmen proaktiv Lösungen entwickeln, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch nachhaltig sind. Dies impliziert, dass Unternehmer die Motivation haben sollten, durch innovative Angebote Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen.
Die Rolle der Moral in der Wirtschaft
Die Diskussion umfasst auch die Notwendigkeit, moralische Werte stärker in den Mittelpunkt der wirtschaftlichen Praxis zu rücken. Gabriel vertritt die Ansicht, dass Profit nicht nur als monetärer Gewinn betrachtet werden sollte, sondern auch im Hinblick auf sein langfristiges, nachhaltiges Potential bewertet werden muss. Beispiele wie die Verantwortung von Unternehmen, schädliche Produkte und Praktiken zu vermeiden, zeigen, wie Moral in finanziellen Entscheidungen integriert werden kann. Diese Überlegungen führen zu der Schlussfolgerung, dass der Kapitalismus eine ethische Dimension nicht nur annehmen, sondern auch aktiv gestalten sollte.
Der Kapitalismus hat zu Wohlstand, Gesundheit, Freiheit, Demokratie geführt - und zu Problemen wie der Klimakrise. Wie können wir damit umgehen? Der Philosoph Markus Gabriel plädiert im Gespräch mit Jürgen Wiebicke für einen ethischen Kapitalismus, der seiner Verantwortung gerecht wird.
Markus Gabriel (*1980) ist Professor für Philosophie an der Universität Bonn. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie unser Kapitalismus reformiert werden müsste, damit nachhaltig gewirtschaftet wird.
Ethischer Kapitalismus: In das objektiv Gute investieren – ohne selbst ein moralisch guter Mensch sein zu müssen (01:47)
Die Mängel des real existierenden Kapitalismus – und warum Unternehmen philosophisches Denken brauchen (09:54)
Warum nicht jedes Wachstum Umweltressourcen verbraucht (22:30)
Kein ethischer Kapitalismus ohne staatliche Regulierung (28:12)
Verantwortung der Produzenten: Warum moralisch gute Produkte besser sein müssen als moralisch schlechte (31:50)
Warum wir einen radikalen Bewusstseinswandel brauchen – aber keine Revolution (39:13)
Der Fluch des schnell erwirtschafteten Profits (43:25)
Beispiel Bäcker: Wie philosophisch grundierte Unternehmensberatung konkret aussehen kann (50:42)
Literatur Markus Gabriel (2024): Gutes tun. Wie der ethische Kapitalismus die Demokratie retten kann. Berlin: Ullstein Verlag. 272 Seiten. 22,99 Euro. ISBN 978-3550203114.
Philosophieren Sie mit über die großen Themen unserer Zeit. Lassen Sie uns gemeinsam nachdenken über KI und Klimawandel, über Einsamkeit und Zusammenhalt, über Glück und Glaube. Das philosophische Radio mit Jürgen Wiebicke immer montags um 19:04 Uhr live in WDR 5. https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/philosophisches-radio/index.html
Im nächsten Podcast sprechen wir mit Rainer Schäfer über ewigen Frieden.
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Unser Podcast-Tipp: Bei "Kaffee, extra schwarz" sprechen die Hosts Mansour und Mayer-Rüth über das, was Deutschland bewegt: Polarisierung, Kriminalität, Krieg, Migration, Leistungsbereitschaft, Bildungsmisere. Alle zwei Wochen neu in der ARD-Mediathek und überall, wo es Podcasts gibt: https://www.ardaudiothek.de/sendung/kaffee-extra-schwarz-der-podcast-mit-mansour-und-mayer-rueth/13817849/
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