Die Behauptung, dass Deutsche zu wenig arbeiten, wird kritisch hinterfragt. Trotz sinkender Arbeitszeiten zeigt die Statistik, dass die Gesamtarbeitszeit durch Teilzeitarbeit gestiegen ist, was besonders Frauen betrifft. Die mangelnde Kinderbetreuung in Deutschland schränkt das Erwerbspotenzial ein. Außerdem wird die geplante Arbeitsreform der Regierung beleuchtet, deren Wirksamkeit angesichts hoher unbezahlter Überstunden fraglich ist. Die Rentenpolitik und deren mögliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind ebenfalls Thema der Diskussion.
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Deutsche Arbeitszeit im EU-Vergleich
Deutsche Vollzeitbeschäftigte arbeiten ungefähr 40,2 Stunden pro Woche und liegen damit genau im EU-Durchschnitt von 40,3 Stunden.
Der Eindruck, dass Deutsche weniger arbeiten, entsteht oft durch die hohe Anzahl an Teilzeitbeschäftigten, vor allem bei Frauen.
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Steigendes Arbeitsvolumen trotz Teilzeit
Das Gesamtarbeitsvolumen in Deutschland steigt trotz sinkender Durchschnittsarbeitszeit wegen der wachsenden Zahl erwerbstätiger Frauen.
Teilzeitbeschäftigung bei Frauen zieht den Durchschnitt der Arbeitszeit nach unten, obwohl insgesamt mehr gearbeitet wird.
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Frauen und verstecktes Erwerbspotenzial
Fast jede sechste Frau in Deutschland würde gerne mehr arbeiten, ist aber durch fehlende Betreuung oder traditionelle Rollen eingeschränkt.
Unterbeschäftigung betrifft besonders Mütter und gut qualifizierte Frauen, was ein verschwendes Erwerbspotenzial darstellt.
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Wohlstand für Alle
Die Bürger sollen mehr arbeiten, fordern Bundeskanzler Friedrich Merz und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann. Top-Ökonomen springen den Politikern zur Seite und rechnen vor, dass die Deutschen durchschnittlich viel weniger arbeiten als die Griechen – ausgerechnet, wo doch die Griechen nach der Finanzkrise von Konservativen immer wieder als faul beschimpft wurden.
Nicht nur würden viele Politiker gern die Wochenarbeitszeit verlängern, auch liebäugeln sie mit einem späteren Renteneintritt. Sieht man sich jedoch die Zahlen genauer an, stellt sich bald heraus: Deutsche Vollzeitbeschäftigte arbeiten keineswegs signifikant weniger – in Wahrheit liegt man ziemlich genau im EU-Durchschnitt. Also alles in bester Ordnung?
Das Bild wird ein anderes, wenn man auf die Teilzeitarbeit blickt, der vor allem Frauen nachgehen und die das – wie Umfragen belegen – oftmals gar nicht wollen. Weil die Betreuung von Kindern und Alten so häufig an den Frauen hängen bleibt und der Staat keine entsprechenden Betreuungsmöglichkeiten anbietet, wird das Erwerbspotenzial deutlich geschmälert. Ökonomisch folgt das keiner Rationalität, die Debatte zeugt in erster Linie von mangelndem politischen Gestaltungswillen.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
Literatur:
Mattis Beckmannshagen/Annika Sperling: “Durchschnittliche Arbeitszeiten in Deutschland sinken, Gesamtarbeitsvolumen auf Rekordhoch”, online verfügbar unter: https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.899369.de/24-16-1.pdf.
Sabine Böttcher/Ronald Gebauer: “Kitas und Kindererziehung in Ost und West”, online verfügbar unter: https://www.bpb.de/themen/deutsche-einheit/lange-wege-der-deutschen-einheit/47313/kitas-und-kindererziehung-in-ost-und-west/#footnote-target-12.
Eurostat: “Durchschnittliche normalerweise geleistete Wochenarbeitsstunden in Haupttätigkeit”, online verfügbar unter: https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/lfsa_ewhun2__custom_17195847/bookmark/table?lang=de&bookmarkId=ab3a0ad5-c905-4ea0-91d4-8324e855fcc1.
Max Hauser: “Studie: Steuerfreie Zuschläge auf Überstunden wirken nicht”, online verfügbar unter: https://www.surplusmagazin.de/steuerfreie-uberstunden-frankreich-studie-merz-arbeit/.
Helmut Raine et al.: “Öffentlich geförderte Kinderbetreuung in Deutschland: Evaluierung der Auswirkungen auf die Arbeitsmarktbeteiligung von Müttern”, online verfügbar unter:
https://www.ifo.de/DocDL/ifosd_2013_07_4.pdf.
Holger Schäfer: “Arbeitszeiten: Griechen arbeiten 135 Stunden im Jahr mehr als Deutsche”, online verfügbar unter: https://www.iwkoeln.de/presse/iw-nachrichten/holger-schaefer-griechen-arbeiten-135-stunden-im-jahr-mehr-als-deutsche.html.
Johanna Schoener/Lisa Seelig: “Ja, Kinder wären schön, aber …”, online verfügbar unter: https://www.zeit.de/2025/29/geburtenrueckgang-gruende-kinder-familien-demografie.
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