Muriel Asseburg, Politikwissenschaftlerin und Nahostexpertin, taucht tief in die komplexe Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts ein. Sie erklärt die Nakba von 1948 und deren weitreichende Folgen für die palästinensische Identität. Auch die bedeutenden Herausforderungen der heutigen besetzten Gebiete und die Rolle der Hamas werden diskutiert. Muriel betont, dass Schwarz-Weiß-Denken nicht weiterhilft und gibt persönliche Einblicke in die Dynamiken vor Ort, während sie wertvolle Literatur und Medien als Quellen empfiehlt.
01:17:58
forum Ask episode
web_stories AI Snips
view_agenda Chapters
menu_book Books
auto_awesome Transcript
info_circle Episode notes
insights INSIGHT
Historische Dimension Palästinas
Palästina wird oft als koloniales Mandatsgebiet von 1922 betrachtet, umfasst heutiges Israel, Westjordanland und Gaza.
Viele Nationen sind historisch eher Konstrukte als natürliche Einheiten mit fester Abstammung.
insights INSIGHT
Nakba und Staatsgründung Israel
1948 rief Israel den Staat aus, nach dem UN-Teilungsplan von 1947.
Die Nakba bezeichnet die Vertreibung und Flucht von drei Vierteln der palästinensischen Bevölkerung in diesem Krieg.
insights INSIGHT
Zwangsvertreibung und Rückkehrverbot
Viele Palästinenser flüchteten aufgrund von Massakern und gezielten Vertreibungen im Krieg 1948.
Israel verhinderte durch Gesetze und Militärmaßnahmen ihre Rückkehr und zerstörte verlassene Dörfer.
Get the Snipd Podcast app to discover more snips from this episode
Eine der Folgen, die sich in den letzten Jahren am meisten Menschen gewünscht haben: Was ist da in Palästina eigentlich los? Muriel Asseburg erklärt Palästina vom osmanischen Reich bis heute. Warum man mit Schwarz-Weiß-Denken nicht weit kommt – und warum trotzdem klar ist, wer hier wen unterdrückt.
🙆 Muriel Asseburg ist Politikwissenschafterin und Nahostexpertin. Sie ist Senior Fellow in der Foschungsgruppe Afrika und Mittlerer Osten bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).
Diese Bücher empfiehlt Muriel:
Der letzte Himmel: Meine Suche nach Palästina von Alena Jabarin. Aktuelles Buch über das Leben im Westjordanland und Israel. Warum wertvoll: Persönliche Perspektive einer israelischen Palästinenserin, die persönliche Erlebnisse mit gut recherchierten Fakten verwebt.
Ein Tag im Leben von Abed Salama von Nathan Thrall. Warum wertvoll: Analytische Aufarbeitung der Machtbeziehungen im Westjordanland anhand eines tragischen Busunfalls.
Der hundertjährige Krieg um Palästina von Rashid Khalidi. Warum wertvoll: Umfassende historische Aufarbeitung mit Archivmaterial, nuancierte Geschichtsschreibung.
Muriels Shoutout für Medien:
Deutschlandfunk. Muriels bevorzugte Informationsquelle für Deutschland/Europa.
Was nehme ich mir mit?
Das Jahr 1948 ist für Palästinenser:innen prägend. Damals fand die Nakba statt. Das heißt übersetzt die Katastrophe. Drei Viertel der palästinensischen Bevölkerung musste fliehen oder wurde vertrieben. 1948 wurde der Staat Israel ausgerufen. Bereits davor gab es bürgerkriegsähnliche Zustände. Am Tag nach der Staatsgründung erklärten die arabischen Staaten Israel den Krieg. In diesem Gemengenlage verloren viele Palästinenser:innen ihr Zuhause. Eigentlich haben sie ein Rückkehrrecht, aber das wird von Israel großteils verhindert.
Zwei traumatisierte Völker stehen sich gegenüber. Jüdinnen und Juden blicken auf eine Geschichte der Vertreibung, Verfolgung, Diskriminierung und industriellen Emordung zurück. Für sie bedeutete die Gründung Israels endlich Sicherheit und Ankommen. Für die dort bereits lebende Bevölkerung hieß das aber auch Verdrängung und Vertreibung. Viele Palästinenser:innen leben seit Generationen in Flüchtlingsheimen oder müssen immer wieder fliehen oder werden vertrieben. Beide Völker haben großes Leid erfahren, was Mitgefühl für die andere Seite und damit eine Konflikftlösung extrem schwierig macht.
Israel bricht regelmäßig das Völkerrecht. Schon 700.000 jüdische Siedler:innen leben im Westjordanland. Die jetzige Regierung unter Benjamin Netanjahu hat keinerlei Interesse daran, dass die Palästinenser:innen einen eigenen Staat bekommen. Die Landnahme Israels im Westjordanland ist illegal. Man annektiert de facto Teile des Gebietes. Das restliche Gebiet hält Israel seit 50 Jahren besetzt, was über so einen langen Zeitraum kein Zustand ist.
***
Erklär mir die Welt hilft dir dabei, die Welt besser zu verstehen. Hilf wie 400+ andere Hörer:innen mit, den Podcast zu finanzieren. Danke an alle Unterstützer:innen!