Adam Tooze, Wirtschaftshistoriker an der Columbia University und einer der bedeutendsten Wirtschaftsdenker des Jahrzehnts, diskutiert zentrale Ereignisse des Jahres 2024. Er beleuchtet die dramatische Klimakrise mit ihren Chancen und globalen Herausforderungen. Chinas Investitionen in erneuerbare Energien stehen im Fokus, während die stagnierende Wirtschaft in Europa und die Rückschläge des Green New Deals aufgedeckt werden. Tooze bietet eine spannende Analyse, die sowohl alarmierende Entwicklungen als auch Lichtblicke aufzeigt.
Die globale Wirtschaft steht vor Herausforderungen durch geopolitische Spannungen, während Europas stagnierende Wirtschaft und Chinas Rückgang längerfristige Auswirkungen zeigen.
Die signifikante Zunahme erneuerbarer Energien, besonders in China, bietet Hoffnung auf eine transformationale Wende trotz der eskalierenden Klimakrisen.
Deep dives
Globale wirtschaftliche Herausforderungen
Die Welt steht vor bedeutenden wirtschaftlichen Herausforderungen, die durch geopolitische Spannungen und krisenhafte Entwicklungen verstärkt werden. In Europa zeigt sich eine stagnierende Wirtschaft, während die USA ein moderates Wachstum verzeichnen können, was die Divergenzen zwischen beiden Regionen verdeutlicht. Gleichzeitig sinkt das Wachstum in China, auch wenn es im Vergleich zu Europa noch relativ stark bleibt. Das zeigt jedoch die langfristigen Auswirkungen auf die globale wirtschaftliche Landschaft, insbesondere durch hohe Schuldenstand und instabile Märkte in vielen Entwicklungsländern.
Klimakrise und ihre Auswirkungen
Die Eskalation der Klimakrise zeigt sich in dramatischen Naturereignissen, wie dem verheerenden Hurricane Helene, der massive Zerstörungen in den USA verursacht hat. Diese Herausforderungen stellen die Gesellschaften, insbesondere in den USA, vor große Probleme, deren Lösung sie oft unvorbereitet trifft. Dennoch gibt es auch positive Entwicklungen, wie die signifikante Zunahme an erneuerbaren Energien, insbesondere in China, wo große Investitionen in Solarkapazitäten durchgeführt werden. Ein Beispiel dafür ist die rasche Umstellung der Energieversorgung in Pakistan durch private Initiativen mit Solarenergie, was die Notwendigkeit einer Transformation in Krisengebieten verdeutlicht.
Geopolitische Strategien und Spannungen
Die geopolitischen Spannungen haben die europäische Sicherheitspolitik in eine kritische Lage gebracht, in der auf die Unterstützung der USA vertraut wird, während Europa selbst kaum verteidigungsfähig ist. Diese Abhängigkeit offenbart sich in der mangelnden Koordination innerhalb Europas sowie in der Uneinigkeit über sicherheitspolitische Strategien. Die Notwendigkeit einer klaren europäischen Positionierung wird immer dringlicher, insbesondere im Kontext von Konflikten im Ukraine-Krieg und im Nahen Osten. Dabei bleibt das strategische Versagen Europas präsent, da es an einer konsistenten und unabhängigen Sicherheitsstrategie mangelt.
Diskussion über industrielle Transformation
Die europäische Industrie steht vor der Herausforderung eines fundamentalen Wandels, der meist durch eine Abhängigkeit von veralteten Sektoren gekennzeichnet ist. Trotz einer klaren Warnung vor der industriellen Transformation hat die europäische Politik versäumt, entsprechende Maßnahmen einzuleiten, während China in neuen Technologien und nachhaltigen Antriebssystemen Fortschritte macht. Dies zeigt sich in der stark abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit europäischer Automobilhersteller, die nun mit einer ernsthaften Deindustrialisierung konfrontiert sind. Ein Versäumnis der politischen Führung, langfristig zu denken und in Innovationen zu investieren, verstärkt die Probleme und treibt die Angst vor Arbeitsplatzverlust und wirtschaftlichem Niedergang voran.
Klimakatastrophen, eskalierende bewaffnete Konflikte und eine schwächelnde globale Wirtschaft: Was bleibt von 2024, wenn wir den Blick über die Schlagzeilen hinaus richten?
Gemeinsam mit Adam Tooze werfen wir in dieser Folge einen umfassenden Rückblick auf die zentralen Ereignisse und fragen: Welche Trends und Dynamiken stechen hervor? Trotz vieler alarmierender Entwicklungen gibt es auch Grund zur Hoffnung: Der beispiellose Ausbau erneuerbarer Energien, vor allem in Asien, zeigt, dass der Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft in vollem Gange ist. Gleichzeitig verändert die zunehmende Multipolarität der Weltordnung die Machtstrukturen – mit Chancen und Herausforderungen für alle. Wir sprechen über die großen Krisen und die kleinen, oft übersehenen Fortschritte, die 2024 zu einem ebenso turbulenten wie richtungsweisenden Jahr gemacht haben.
Adam Tooze ist Professor an der Columbia University in New York, zuvor lehrte er in Yale und Cambridge. 2019 zeichnete ihn das Foreign Policy Magazine als einen der 10 bedeutendsten Wirtschaftsdenker des Jahrzehnts aus. Sein Newsletter "Chartbook" informiert über globale Krisen und Trends.
Hosts: Jörg Haas und Sarah Ribbert, Referat Globalisierung und Transformation, Heinrich-Böll-Stiftung
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Kapitel:
(00:01) Intro
(02:13) Klimakrise und globale Energiewende
(06:41) COP29 & Chinas Beitrag zur globalen Klimapolitik
(09:22) Industriepolitik in Europa, USA & China
(23:40) Scheitern der Ampelkoalition
(27:11) Welchen geopolitischen Herausforderungen begegnet Europa in Zukunft?
(31:21) Die globale Multipolarität
(36:21) Outro
Credits: artiom.photo, Komkrit/Adobe Stock, alle Rechte vorbehalten; World Economic Forum/flickr, CC BY-NC-SA 2.0; Montage: hbs.
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