Zu Gast sind Dr.-Ing. Markus J. Löffler, ein Energieexperte und emeritierter Professor, sowie Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister, und Ralf Fücks, Direktor des Zentrums Liberale Moderne. Sie diskutieren die anhaltende Rezession in Deutschland und die Ignoranz der Regierung gegenüber wissenschaftlichen Studien zur Energiewende. Löffler warnt vor den unrealistischen Ansprüchen an Wasserstoffproduktionen und plädiert für einen Energiemix für die Versorgungssicherheit. Fücks äußert kritische Gedanken zur aktuellen Energiepolitik.
Die deutsche Wirtschaft steckt im zweiten Jahr einer Rezession, während die Regierung trotz wissenschaftlicher Warnungen an ihren festgelegten Zielen festhält.
Studien zeigen, dass die deutsche Energiewende unrealistisch und unfinanzierbar ist, wobei Import von Grundstoffen kostengünstiger sein könnte als inländische Herstellung.
Ein strategischer Kurswechsel in der Energiepolitik ist notwendig, um durch ein diversifiziertes Energiesystem stabile Energieversorgung und Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten.
Deep dives
Die aktuelle wirtschaftliche Lage Deutschlands
Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer schwierigen Rezession, die nun schon im zweiten Jahr anhält. Experten erwarten einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent für das laufende Jahr, während wichtige Stimmungsindikatoren ebenfalls negative Trends anzeigen. Trotz dieser alarmierenden Situation bleibt die Bundesregierung am eingeschlagenen Kurs fest, was den Eindruck erweckt, dass kein Kurswechsel oder neue Strategie in Aussicht steht. Der Wirtschaftsminister Robert Habeck hat klargestellt, dass die bestehenden Ziele weiterverfolgt werden, jedoch ohne eine kritische Überprüfung der Strategien, die möglicherweise nicht mehr tragbar sind.
Kritik an der deutschen Energiewende
Die Energiewende in Deutschland wird zunehmend als unrealistisch und nicht finanzierbar angesehen, insbesondere hinsichtlich der Vorgaben zur Produktion von grünem Wasserstoff. Studien des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung zeigen, dass es kostengünstiger sein könnte, Grundstoffe wie Stahl zu importieren, anstatt sie im Inland mit Wasserstoff herzustellen. Die Forscher warnen vor 'Stranded Assets', was bedeutet, dass Investitionen in nicht rentable Projekte später zu finanziellen Verlusten führen können. Diese Bedenken werden von führenden Wirtschaftsvertretern und auch prominenten Mitgliedern der Grünen, wie Ralf Fuchs, geteilt, die auf die unzureichenden Erfolge der letzten 20 Jahre hinweisen.
Versorgungssicherheit und Dunkelflauten
Die Studie von Professor Markus Löffler thematisiert die Herausforderungen der Versorgungssicherheit, insbesondere während längerer Dunkelflauten, in denen erneuerbare Energien nicht zur Verfügung stehen. Löffler hebt hervor, dass zusätzliche, steuerbare Energiequellen erforderlich sind, um Blackouts zu vermeiden, wobei Gaskraftwerke, Wasserstoffkraftwerke und Pumpspeicherkraftwerke als mögliche Lösungen genannt werden. Die Blockierung von Kapazitätsausbau und die vorherrschende Abhängigkeit von internationalen Stromimporten stellen jedoch zusätzliche Risiken dar. Ein Mangel an deutschen Kraftwerken, die in der Lage sind, diese Anforderungen zu erfüllen, wurde als kritisches Problem identifiziert.
Energiekosten und internationale Wettbewerbsfähigkeit
Die hohe Abhängigkeit von Energieimporten und die vorherrschenden Energiekosten sind wesentliche Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. Studien zeigen, dass die Variationen der Energiekosten entscheidend sein werden, wenn es darum geht, industrielle Produktionsstandorte in Deutschland zu halten. Die Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland wird zunehmend zum Thema, da Unternehmen versuchen, von niedrigeren Energiekosten zu profitieren. Diese Trends könnten langfristig zur Deindustrialisierung Deutschlands beitragen, wenn keine ausgewogene Strategie zur Sicherung preiswerter Energiequellen entwickelt wird.
Notwendigkeit eines strategischen Kurswechsels
Ein strategischer Kurswechsel in der Energiepolitik wird als dringend erforderlich erachtet, um den Herausforderungen der Energiewende gerecht zu werden. Ein solcher Kurs könnte die verstärkte Nutzung von Kernkraftwerken und Gaskraftwerken umfassen, um eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten. Forscher und Experten plädieren dafür, die Förderung erneuerbarer Energien kritisch zu hinterfragen und ein nachhaltiges Energiesystem zu planen, das auf diversifizierten Energiequellen basiert. Erfolgreiche Modelle anderer Länder, die eine effiziente Integration erneuerbarer Energie mit konventionellen Energiequellen kombinieren, sollten als Vorbild dienen.
bto#264 – Die deutsche Wirtschaft befindet sich im zweiten Jahr der Rezession. Trotzdem hält die Regierung am eingeschlagenen Kurs fest und ignoriert wissenschaftliche Studien, die aufzeigen, dass die angestrebten Ziele nicht zu erreichen sind. So rechnet das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) vor, dass es immer deutlich günstiger sein wird, Grundstoffe wie Stahl zu importieren, als hierzulande mit Wasserstoff zu produzieren. Würden wir trotzdem versuchen, eine solche Produktion hierzulande aufzubauen, dann arbeiten wir sehenden Auges an Investitionsruinen.
Andere Studien zeigen obendrein auf, dass die Grundannahmen der Energiewende nicht nur unrealistisch, sondern auch unfinanzierbar sind. Statt einen maximalen Anteil Erneuerbarer Energien anzustreben, sollte man auf einen Energiemix setzen, um Versorgungssicherheit und wettbewerbsfähige Energiekosten zu erreichen.
Im Gespräch dazu der Energieexperte Dr.-Ing. Markus J. Löffler, emeritierter Professor der Westfälischen Hochschule in Nordrhein-Westfalen.
Die Studie des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung finden Sie hier.
Die Studie des Westfälischen Energieinstituts finden Sie hier.
Den Kommentar von Ralf Fücks, Direktor des Zentrums Liberale Moderne in Berlin, finden Sie hier.
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