"Dann macht das Handy Ping und das Mindgame in Beziehungen beginnt"
Aug 14, 2023
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Sonja Bröning, Professorin für Entwicklungspsychologie an der Medical School Hamburg, erforscht, wie Smartphones unsere Beziehungen beeinflussen. Im Gespräch geht es um Phubbing und dessen Auswirkungen auf Konflikte und Intimität in Beziehungen. Sie erläutert, wie die ständige Ablenkung durch digitale Geräte Emotionen stören kann. Auch die Herausforderungen der Sexualität in einer von sozialen Medien geprägten Welt werden thematisiert, ebenso wie der Einfluss von Influencern und die Bedeutung von kommunikativen Grenzen.
Phubbing kann die Kommunikation und Intimität in Beziehungen erheblich beeinträchtigen, was zu Gefühlen der Verletzung und Eifersucht führt.
Soziale Medien bieten sowohl Vorteile als auch Risiken, insbesondere durch den Vergleich mit idealisierten Darstellungen, der zu Unzufriedenheit führt.
Eine bewusste Mediennutzung und das Setzen von Grenzen sind entscheidend, um gesunde Beziehungen in Zeiten digitaler Ablenkung aufrechtzuerhalten.
Deep dives
Einführung in die Smartphone-Nutzung
Die Smartphone-Nutzung hat in Deutschland ein hohes Maß erreicht, wobei Menschen im Durchschnitt etwa 20 Stunden pro Woche online sind. Bei Personen unter 40 Jahren steigert sich diese Zahl sogar auf fast 32 Stunden. Diese starke Präsenz des Smartphones im Alltag führt oft zu Ablenkungen in sozialen Situationen sowie Unterstützung von Fernbeziehungen durch ständige Erreichbarkeit. Es wird kritisch hinterfragt, wie diese Abhängigkeit unsere Beziehungen beeinflusst und ob das Smartphone eine Art Konkurrenz zu realen zwischenmenschlichen Interaktionen darstellt.
Fabbing: Die Auswirkungen der Handynutzung auf Beziehungen
Fabbing, ein Begriff aus den Wörtern 'Phone' und 'Snubbing', beschreibt das Unterbrechen von direkten Gesprächen durch die Nutzung des Smartphones. Dieses Verhalten wird als unhöflich wahrgenommen und kann dazu führen, dass sich Partner in ihrer Beziehung weniger wertgeschätzt fühlen. Studien zeigen, dass häufiges Fabbing mit einem Rückgang an Intimität in Beziehungen korreliert, was Gefühle der Verletzung und Eifersucht hervorrufen kann. Gestörte Kommunikation und mangelnde Aufmerksamkeit können jedoch auch langfristige Schäden an der Beziehung anrichten.
Einfluss von sozialen Medien und digitalen Inhalten
Soziale Medien können sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf Beziehungen haben. Sie bieten zwar hilfreiche Inhalte und Inspiration, jedoch besteht auch die Gefahr des Vergleichs mit idealisierten Darstellungen, die zu Unzufriedenheit führen können. Menschen fühlen sich manchmal gezwungen, eine perfekte Beziehung nach außen zu präsentieren, was die eigenen Bedürfnisse und Probleme in den Hintergrund drängt. Dies kann dazu führen, dass Paare sich weniger zuhören und so das Gefühl der Verbundenheit verlieren.
Medienkompetenz und der Umgang mit digitalen Störungen
Medienkompetenz wird als entscheidend für den gesunden Umgang mit Smartphones in Beziehungen erachtet. Ratschläge beinhalten, sich über die Nutzung des Smartphones auszutauschen und gemeinsame Grenzen zu setzen, um Fabbing zu vermeiden. Zudem wird betont, dass professionelle Hilfe in Form von Paarberatung sinnvoll sein kann, wenn die Herausforderungen durch digitale Störungen zunehmen. Eine reflektierte Herangehensweise an die eigene Mediennutzung hilft, eine tiefere Verbindung und Achtsamkeit in Beziehungen zu fördern.
Die Rolle von Kindern und deren emotionale Entwicklung
Die Auswirkungen von Fabbing und Handynutzung auf Kinder ist ein wichtiger Aspekt, der nicht vernachlässigt werden darf. Kinder benötigen für ihre emotionale Entwicklung intensive Bindung und Aufmerksamkeit von Bezugspersonen, die durch übermäßige Smartphone-Nutzung gefährdet sein kann. Die Wahrnehmung von Kindern ist stark ausgeprägt, und sie spüren, wenn sie nicht die nötige Aufmerksamkeit erhalten, was langfristige Einfluss auf ihre Bindungserfahrungen haben kann. Eine frühe sensibilisierte Erziehung hinsichtlich digitaler Medien kann helfen, gesunde Beziehungen aufzubauen.
Vermutlich kennt es jede und jeder von uns: Plötzlich schaut das Gegenüber aufs Handy – mitten im Gespräch, im Streit oder auch während des Dates. Phubbing heißt es, wenn es uns vor den Kopf stößt, dass der andere sein Smartphone checkt, statt uns seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Nur ein wenig unhöflich oder schon ein echtes Problem? Die Entwicklungspsychologin Sonja Bröning erforscht das Phänomen und was es mit unseren engsten Beziehungen macht. Tatsächlich kann der Blick aufs Handy Konflikte eskalieren, die ohnehin schon da sind, sagt sie. Und vermutlich spielt es eine Rolle, wer oder was da plötzlich dringender scheint als das direkte Gegenüber.
"Manche bezeichnen Phubbing schon als soziales Allergen", sagt Sonja. Eine Gewohnheit, die erst nur etwas stört, sich aber selbst verstärken kann. Und uns dann Intimität und Nähe zu den Menschen nimmt, die uns am wichtigsten sind. Oder auch das Gefühl, zu wenig Zeit füreinander zu haben. Denn im Smartphone stecke so gut wie alles: Freunde, Nachrichten und eben auch die liebgewonnene Bubble auf Instagram und TikTok. Die kann stärken, aber eben auch ständig ablenken. Mit den Podcasthosts Melanie Büttner und Sven Stockrahm spricht Sonja darüber, wann Handynutzung zu intensiv wird und was erste Forschungsergebnisse zum Phubbing zeigen – das von jüngeren Menschen übrigens teils ganz anders bewertet wird als von älteren.
Das Handy ist ein ständiger Begleiter: So zeigt die bevölkerungsrepräsentative Digitalstudie im Auftrag der Postbank, dass im Jahr 2022 Menschen in Deutschland im Schnitt rund 20 Stunden pro Woche mit dem Smartphone online waren. Die unter 40-Jährigen sogar fast 32 Stunden.
Folgt den Sexpodcasthosts, der Ärztin und Sexualtherapeutin Melanie Büttner und dem ZEIT-ONLINE-Ressortleiter Wissen, Sven Stockrahm, auf Instagram unter @melaniebuettner1 und @svensonst sowie auf Twitter: @svensonst.
Seit dem 15.1.2025 sind alle Folgen von "Ist das normal?", die vor dem 31.3.2021 erschienen sind, nur noch exklusiv mit einem Digitalabo der ZEIT zu hören – auf ZEIT ONLINE, auf Apple Podcasts und auf Spotify. Ein kostenloses Probeabo kannst du hier abschließen. Wie du dein Abo mit Spotify oder Apple Podcasts verbindest, liest du hier.