Fremd in der Welt – Martin R. Dean über Herkunft und Identität
Jan 4, 2025
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Martin R. Dean, ein Schriftsteller mit karibischen und europäischen Wurzeln, spricht über seine Familiengeschichte im Kontext des Kolonialismus. Er beleuchtet verdrängte Traumata und Rassismus, die seine Identität geprägt haben. Dean reflektiert über seine Kindheit und betont die Bedeutung von Traditionen und Erinnerungen, die durch Tabak und Schokolade symbolisiert werden. Die Dynamik von Identität und Fremdheit wird diskutiert, ebenso wie die Herausforderungen der Integration und der Einfluss von Globalisierung auf persönliche Identitäten.
Martin R. Dean reflektiert über die Auswirkungen kolonialer Traumata auf Identität und das Gefühl der Zugehörigkeit in seiner Lebensgeschichte.
Er fordert ein Umdenken im Umgang mit Fremdheit, um diese als Bereicherung und Chance für persönliche und gesellschaftliche Weiterentwicklung zu erkennen.
Deep dives
Die koloniale Vergangenheit
Die Familientradition des Schriftstellers Martin Dean ist stark mit der Geschichte des Kolonialismus verbunden. Seine Vorfahren wurden aus Indien nach Trinidad und Tobago verschifft, um den Arbeitskräftemangel auf den Plantagen zu decken, nachdem die Sklaven frei wurden. Die brutalen Bedingungen, unter denen sie transportiert wurden, erinnern an traumatische Erfahrungen, die auch die nachfolgenden Generationen geprägt haben. Diese kolonialen Wurzeln beeinflussen nicht nur Deans Identität, sondern auch sein Werk, das sich mit der komplexen Geschichte der Migration auseinandersetzt.
Identität und Fremdsein
Dean reflektiert über seine eigene Identität und das Gefühl des Fremdseins, das ihn begleitet hat. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der Schweiz als nicht-weißes Kind, erlebte er oft Neugierde und Vorurteile, die durch seine ethnische Herkunft verstärkt wurden. Seine Erfahrungen zeigen, wie das gesellschaftliche Umfeld und die Fragen der Zugehörigkeit auch heute noch Einflüsse auf das Identitätsgefühl haben. Gleichzeitig erkennt er, dass Identität als ein dynamischer Prozess betrachtet werden sollte, der von verschiedenen kulturellen Einflüssen geprägt ist.
Traumata und deren Auswirkungen
Die Erforschung von Traumata, die durch die Geschichte seiner Vorfahren entstanden sind, spielt eine zentrale Rolle in Deans Werk. Diese Traumata, die über Generationen vererbt werden können, beeinflussen das heutige Leben und das Gefühl von Identität und Zugehörigkeit. Dean spricht darüber, wie solch eine familiäre Geschichte zu einer Rastlosigkeit und einer ständigen Suche nach Selbstverständnis führen kann. Der Prozess der schriftlichen Auseinandersetzung mit dieser Vergangenheit wird für ihn zu einem Akt der Selbstfindung und -heilung.
Die Relevanz von Rassismus und Integration
Dean thematisiert die fortwährenden Herausforderungen von Rassismus und sozialer Ungleichheit in der Schweiz. Trotz der Fortschritte in der Gesellschaft bleibt die Frage der Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte ein wichtiges Thema. Er fordert eine Sensibilisierung für rassistische Strukturen und einen Perspektivenwechsel hinsichtlich der Diversität in der Gesellschaft. Gleichzeitig betont er, dass die Beziehung zu Fremdheit nicht aus Angst heraus gestaltet werden sollte, sondern als Möglichkeit zur Bereicherung und Weiterentwicklung betrachtet werden kann.
Der Schriftsteller Martin R. Dean erzählt im Roman «Tabak und Schokolade» seine tabuisierte Familiengeschichte: eine Geschichte des Kolonialismus, der Traumata, der Entwurzelung. Yves Bossart spricht mit ihm über verdrängte Vergangenheiten, über Rassismus und über das Fremdsein in der Welt.
Martin R. Dean hat die ersten Jahre seines Lebens in der Karibik verbracht, in Trinidad und Tobago, der Heimat seines Vaters. Die Vorfahren des Vaters stammten aus Indien und wurden Mitte des 19. Jahrhunderts als «Kontraktarbeiter» unter sklavenähnlichen Bedingungen in die Karibik verschifft, um für die britische Kolonialmacht auf den Kakaoplantagen zu arbeiten. Deans Mutter stammt aus dem Aargau und war die Tochter von «Stumpenfabrikarbeitern», die den Tabak aus Übersee in Rauchware umformten. In Deans Familiengeschichte spiegelt sich ein Stück verdrängte Kolonialgeschichte. Seine Hautfarbe wurde schnell zum Tabu im konservativen Dorf. Was hat das mit ihm gemacht? Wie versöhnt man sich mit der eigenen traumatischen Vorgeschichte? Und wie lernt man, das Fremde als solches wertzuschätzen?
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