Martin R. Dean, ein Schriftsteller mit karibischen und europäischen Wurzeln, spricht über seine Familiengeschichte im Kontext des Kolonialismus. Er beleuchtet verdrängte Traumata und Rassismus, die seine Identität geprägt haben. Dean reflektiert über seine Kindheit und betont die Bedeutung von Traditionen und Erinnerungen, die durch Tabak und Schokolade symbolisiert werden. Die Dynamik von Identität und Fremdheit wird diskutiert, ebenso wie die Herausforderungen der Integration und der Einfluss von Globalisierung auf persönliche Identitäten.
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Auffallen in Menziken
Martin R. Dean fiel in Menziken aufgrund seiner Hautfarbe auf.
Als Kind wurde er oft neugierig gefragt, woher er komme.
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Schulzeit
In der Schule wurde Dean aufgrund seiner Hautfarbe oft von Blicken begleitet.
Die Neugier war meist echt und nicht feindselig.
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James Baldwin in Leukerbad
James Baldwin lebte in den 50er Jahren in Leukerbad und beschrieb die unverstellte Neugier der Dorfbewohner.
Er fühlte sich dort aufgehoben, litt aber in Amerika unter Rassismus.
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In "Tabak und Schokolade" verwebt Martin R. Dean seine persönliche Familiengeschichte mit der Geschichte des Kolonialismus. Der Roman beleuchtet die Erfahrungen seiner Vorfahren, die von Indien in die Karibik verschifft und später in die Schweiz flohen. Er thematisiert Traumata, Entwurzelung und Rassismus, die die Familie über Generationen hinweg prägten. Durch die detaillierte Schilderung seiner eigenen Lebensgeschichte und die seiner Vorfahren schafft Dean ein eindrückliches Bild der Auswirkungen kolonialer Vergangenheit. Der Roman regt zur Reflexion über Identität, Zugehörigkeit und die anhaltende Bedeutung von Kolonialismus an. Er ist ein wichtiger Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Schweizer Geschichte und der komplexen Frage nach Identität in einer globalisierten Welt.
Fremder im Dorf / Schwarzer Körper
James Baldwin
Teju Cole
James Baldwin's essay 'Ein Fremder im Dorf' (Stranger in the Village), written in 1953, recounts his experiences as the first black man in the predominantly white Swiss village of Leukerbad. He writes about the racism and cultural isolation he faced. More than sixty years later, Teju Cole visits the same village and reflects on how things have changed yet how racism persists. Cole's piece, 'Schwarzer Körper,' engages in a dialogue with Baldwin's work, highlighting the ongoing issues of racial identity and social politics.
Schwarze Haut, weiße Masken
Frantz Fanon
In 'Schwarze Haut, weiße Masken' untersucht Frantz Fanon die psychische Dimension des kolonisierten Menschen, seine Erfahrungen und Entfremdung. Das Buch kombiniert literarische Analysen, Reflexionen über gelebte Erfahrungen und kritische Ansätze zur wissenschaftlichen Literatur, insbesondere aus Psychologie und Philosophie. Fanon setzt sich mit den Theorien verschiedener Philosophen und Psychoanalytiker auseinander, wie Marx, Hegel, Existenzialisten, Freud, Jung, Adler und Lacan. Besondere Bedeutung hat Lacans Theorem des Spiegelstadiums und Sartres Phänomenologie des Blicks für die Ausarbeitung von Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung. Das Werk ist eine 'Suche nach Entfremdung' und endet mit einem Aufruf, dass schwarze und weiße Menschen gemeinsam den inhumanen Stimmen ihrer Vorfahren den Rücken kehren sollten, um authentische Kommunikation zu ermöglichen[1][4][5].
Der Schriftsteller Martin R. Dean erzählt im Roman «Tabak und Schokolade» seine tabuisierte Familiengeschichte: eine Geschichte des Kolonialismus, der Traumata, der Entwurzelung. Yves Bossart spricht mit ihm über verdrängte Vergangenheiten, über Rassismus und über das Fremdsein in der Welt.
Martin R. Dean hat die ersten Jahre seines Lebens in der Karibik verbracht, in Trinidad und Tobago, der Heimat seines Vaters. Die Vorfahren des Vaters stammten aus Indien und wurden Mitte des 19. Jahrhunderts als «Kontraktarbeiter» unter sklavenähnlichen Bedingungen in die Karibik verschifft, um für die britische Kolonialmacht auf den Kakaoplantagen zu arbeiten. Deans Mutter stammt aus dem Aargau und war die Tochter von «Stumpenfabrikarbeitern», die den Tabak aus Übersee in Rauchware umformten. In Deans Familiengeschichte spiegelt sich ein Stück verdrängte Kolonialgeschichte. Seine Hautfarbe wurde schnell zum Tabu im konservativen Dorf. Was hat das mit ihm gemacht? Wie versöhnt man sich mit der eigenen traumatischen Vorgeschichte? Und wie lernt man, das Fremde als solches wertzuschätzen?