35 – mit Erdal Uğur Ahlatçı zum Thema Status, Mobilität und Zugehörigkeit
Feb 12, 2025
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Erdal Uğur Ahlatçı, Unternehmer und Host des Podcasts „Woher kommst Du wirklich?“, teilt seine Erfahrungen mit Mobilität, Identität und sozialer Gerechtigkeit. Er diskutiert, wie Autos für manche ein Statussymbol und für andere eine teure Abhängigkeit sind. In dem Gespräch wird die Verbindung zwischen Mobilität und sozialem Aufstieg beleuchtet sowie die Wahrnehmung von Rassismus im Straßenverkehr. Ahlatçı hinterfragt die Verantwortung der Verkehrspolitik für gesellschaftliche Teilhabe und untersucht die Herausforderungen des Nahverkehrs in deutschen Städten.
Das Verkehrssystem spiegelt soziale Gerechtigkeit wider und zeigt, wie Mobilität eng mit Identität und Teilhabe verknüpft ist.
Autos fungieren oft als Statussymbole, wobei deren Besitz in verschiedenen sozialen Schichten unterschiedlich wahrgenommen wird.
Rassismus und Klassismus prägen die öffentliche Wahrnehmung von Mobilität, insbesondere in Bezug auf Jugendliche mit Migrationshintergrund.
Deep dives
Die Herausforderung der Kinderarmut in Deutschland
In Deutschland leben schätzungsweise zwei bis drei Millionen Kinder in Armut, was in der politischen Diskussion oft vernachlässigt wird. Dies wurde im Kontext eines Wahlkampfes thematisiert, wo die Bedürfnisse und Herausforderungen dieser Kinder nicht ausreichend Beachtung finden. Der Gast spricht über die Notwendigkeit, diese sozialen Probleme zur Sprache zu bringen, um eine gerechtere Gesellschaft zu fördern. Die Mobilität ist daher nicht nur eine Frage der Fortbewegung, sondern sie steht auch in Verbindung zu sozialen Ungerechtigkeiten.
Autos als Statussymbole und persönliche Entscheidungen
Autos sind in der Gesellschaft nach wie vor ein Statussymbol, das für viele Menschen in verschiedenen sozialen Schichten wichtig ist. Der Gesprächsteilnehmer beschreibt seine persönliche Entscheidung, auf ein Auto zu verzichten, und die damit verbundenen Überlegungen zu Mobilität und Identität. Er reflektiert über seine Erfahrungen mit Carsharing und der Befreiung, die er durch den Verzicht auf ein eigenes Fahrzeug empfand. Dies steht im Kontrast zu dem Druck, den andere empfinden, um ihr Ansehen durch den Besitz eines Autos zu legitimieren.
Soziale Mobilität und Identitätsfragen
Das Gespräch thematisiert die soziale Mobilität des Sprechers und dessen Herkunft aus einer Gastarbeiterfamilie. Er beschreibt, wie verschiedene Lebensumstände und Einstellungen im Hinblick auf Mobilität und Statussymbole im Laufe seines Lebens eine Rolle spielten. Die Diskussion zeigt, dass die gesellschaftlichen Zuschreibungen oft eng mit finanziellen Möglichkeiten und sozialen Schichten verknüpft sind. Diese Erfahrungen offenbaren eine tiefere Einsicht in das Spannungsfeld zwischen Status, Identität und Mobilität in der Gesellschaft.
Öffentlicher Nahverkehr und Teilhabe
Der Zustand des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin wird als kritisch und unterfinanziert beschrieben, was die Teilhabe vieler Bürger einschränkt. Die Notwendigkeit, die Infrastruktur zu verbessern und attraktiver zu gestalten, wird betont, um die Menschen zu ermutigen, den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Der Vorschlag, öffentliche Verkehrsmittel kostenfrei anzubieten, wird als Möglichkeit diskutiert, um Mobilität für alle zugänglicher zu machen. Zudem wird die Wichtigkeit von Sauberkeit und Sicherheit im Nahverkehr hervorgehoben, um das Nutzererlebnis zu verbessern.
Die kulturelle Wahrnehmung von Mobilität
Im Gespräch wird die kulturelle Wahrnehmung von Mobilität thematisiert, insbesondere die Effekte von Rassismus und Klassismus im Straßenverkehr. Bestimmte Gruppen, insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund, werden oft negativ betrachtet und mit verstärkter Aggression im Straßenverkehr assoziiert. Der Gast kritisiert diese Zuschreibungen als unzureichend und fordert ein Umdenken in der Gesellschaft. Dies verdeutlicht, dass Mobilität und der Umgang miteinander stark von gesellschaftlichen Vorurteilen geprägt sind, die es zu hinterfragen gilt.
Was sagt unser Verkehrssystem über soziale Gerechtigkeit aus? Warum ist das Auto für manche ein unverzichtbares Statussymbol – und für andere ein überholtes Relikt? Und warum hängen Fragen von Identität, Klassismus und gesellschaftlicher Teilhabe so eng mit Mobilität zusammen?
In dieser Folge von Ring Frei sprechen wir mit Erdal Uğur Ahlatçı – Unternehmer, Gründer und Host des Podcasts „Woher kommst Du wirklich?“. Erdal kennt die Fragen von Zugehörigkeit und Ausgrenzung aus eigener Erfahrung: Aufgewachsen in einem niederbayerischen Dorf als Sohn sogenannter Gastarbeiter, hat er sich durch verschiedene soziale Milieus bewegt, Unternehmen gegründet und gelernt, zwischen den Welten zu wandern.
Wir sprechen mit ihm darüber, 🚗 warum das Auto in vielen Communities mehr als nur ein Fortbewegungsmittel ist, 🏙 wie sich sozialer Aufstieg und Mobilität beeinflussen, 🚦 warum „Aggression im Straßenverkehr“ oft mit rassistischen Klischees verbunden wird, 🚌 und was eine gerechtere Verkehrspolitik mit echter gesellschaftlicher Teilhabe zu tun hat.
Drei markante Aussagen aus dem Gespräch:
„Wenn Christian Lindner mit einem Porsche fährt, ist das Leistung. Wenn ich mit einem Porsche fahre, denken die Leute, ich bin Drogendealer.“
„Wir tun so, als wäre das Auto die größte Freiheit – aber für viele ist es eher eine teure Abhängigkeit.“
„Ich bin in vielen sozialen Schichten unterwegs gewesen. Ich weiß, wie sich sozialer Aufstieg anfühlt – und wie man an Blicken merkt, wenn man auf der Leiter wieder nach unten fällt.“
Eine Folge über die sozialen Mechanismen unserer Mobilität, strukturelle Ungleichheit und die Macht von Statussymbolen.
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