Anneliese Rohrer, eine erfahrene Innenpolitikjournalistin, und Gerfried Sperl, ebenso renommierter Journalist, beleuchten die Fehlerkultur in der österreichischen Politik. Sie diskutieren die Glaubwürdigkeit von politischen Entschuldigungen und deren Einfluss auf die Wähler. Persönliche Fehler werden kritisch betrachtet, insbesondere im Kontext der Corona-Pandemie. Zudem thematisieren sie die Verantwortung der Medien bei der Berichterstattung über politische Fehler und reflektieren über den Einfluss der 68er-Bewegung auf den Journalismus.
Die zunehmende Entschuldigung von Politikern wird als inflationär wahrgenommen, was das Vertrauen in die politische Kultur nachhaltig belastet.
Die Medien spielen eine entscheidende Rolle im öffentlichen Druck auf Politiker, was zu weniger authentischen Entschuldigungen führen kann.
Deep dives
Fehlerkultur im politischen Kontext
Die Diskussion über Fehler und Fehlerkultur beleuchtet die zunehmende Tendenz von Politikerinnen und Politikern, sich für Fehltritte zu entschuldigen, was als inflationär dargestellt wird. Politische Akteure scheinen oft in der Überzeugung gefangen zu sein, Zuversicht verbreiten zu müssen, selbst wenn sie die tatsächlichen Umstände nicht richtig einschätzen können, was insbesondere im Rahmen der Corona-Pandemie deutlich wurde. Ein Beispiel ist die frühzeitige Erklärung des Ex-Kanzlers Sebastian Kurz, dass die Pandemie für Geimpfte beendet sei, was später als irreführend wahrgenommen wurde. Diese Art von politischer Kommunikation hinterlässt einen Eindruck von Unglaubwürdigkeit und schädigt das Vertrauen in die politische Kultur, da Entschuldigungen häufig als nicht authentisch empfunden werden.
Die Rolle der Medien bei Fehlern
Die Rolle der Medien wird als entscheidend in der Erzeugung von öffentlichem Druck wahrgenommen, insbesondere wenn Politiker sich für Fehler entschuldigen müssen. Im Gespräch wird darauf hingewiesen, dass die Medien oft dazu neigen, Fehler vermehrt thematisieren, was wiederum zu öffentlichen Entrüstungen führt. Dies schafft einen Teufelskreis, in dem eine ehrliche Entschuldigung als weniger wertvoll erachtet werden kann, wenn sie unter Druck erfolgt. Ein Beispiel für diesen Druck ist die Rolle der sozialen Medien, die es der Öffentlichkeit erleichtern, auf journalistische Fehler aufmerksam zu machen und somit die Transparenz in der Berichterstattung zu erhöhen.
Vergleich von Fehlern in der Politik und im Journalismus
Ein bedeutender Punkt in der Diskussion ist der Vergleich der Fehlerkultur in der Politik und im Journalismus. Während Politiker oft in der Kritik stehen, müssen auch Journalisten Verantwortung für ihre Fehler übernehmen, insbesondere in einem sich schnell verändernden und herausfordernden Umfeld. Ein Beispiel für einen Skandal ist der Fall des Redakteurs Klaas Relotius, der bewusste Falschaussagen verbreitete, was die Glaubwürdigkeit seiner Berichterstattung stark beeinträchtigte. Hier wird deutlich, dass Prämissen des Journalismus, wie Korrektheit und Glaubwürdigkeit, wesentliche Anforderungen sind, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu wahren.
Zusammenhang zwischen Fehlern und politischer Strategie
Der Zusammenhang zwischen Fehlern und möglicher politischer Strategie wird in der Diskussion als kritisch erachtet. Es wird argumentiert, dass politische Akteure manchmal Fehler bewusst in Kauf nehmen könnten, um Aufmerksamkeit zu generieren oder ihre Botschaften zu verstärken. Ein Beispiel sind überzogene Äußerungen von Politikern, die möglicherweise nicht aus einem klaren Problembewusstsein resultieren, sondern eher als taktisches Mittel zur Mobilisierung ihrer Wählerbasis dienen. Diese Taktiken erfordern jedoch eine Sensibilität für die Auswirkungen auf die politische Kultur und die langfristige Glaubwürdigkeit der Akteure.
Fehler einzugestehen und diese offenzulegen fällt vielen schwer. Besonders scheint das für Menschen des öffentlichen Lebens zu gelten, für Politikerinnen und Politiker zum Beispiel, aber auch Journalistinnen und Journalisten.
Im zweiten Teil unserer Podcast Serie Oldies but Goldies diskutieren die renommierten Innenpolitik-Journalist·innen Anneliese Rohrer und Gerfried Sperl über die Fehlerkultur in Österreich. Das Gespräch führt DOSSIER-Chefredakteur Florian Skrabal.
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