René Bäselt, Zugchef bei der Deutschen Bahn mit 36 Jahren Erfahrung, gibt Einblicke in seinen herausfordernden Arbeitsalltag. Er schildert, wie er bis zu 1.000 Passagiere während seiner Schichten betreut und wie er mit aggressiven Fahrgästen umgeht. Obwohl er drei tödliche Unfälle miterlebt hat, bleibt sein Engagement ungebrochen. Bäselt erklärt die Bedeutung von Streiks für die Rechte der Mitarbeiter und kritisiert die hohen Boni für Bahnvorstände, während das Personal unter Druck leidet. Trotz aller Schwierigkeiten liebt er seinen Job.
René Bäselt beschreibt die enormen psychischen Belastungen, die Zugchefs aufgrund aggressiver Fahrgäste und hoher Arbeitsanforderungen erleiden müssen.
Der Podcast thematisiert die Ungleichheit zwischen kontrolliertem Service und den hohen Boni des Vorstands, was die Mitarbeiter unzufrieden macht.
Deep dives
Die Herausforderungen der Deutschen Bahn
Die Deutsche Bahn wird oft für ihre Unzuverlässigkeit kritisiert, insbesondere aufgrund von Verspätungen, defekten Klimaanlagen und Toiletten. Diese Probleme werden gelegentlich durch Streiks verschärft, was die Dienstpläne der Mitarbeiter zusätzlich belastet. Ein Zugchef beschreibt die häufigen Verspätungen als Teil des Arbeitsalltages, was die Planung für Angestellte und Fahrgäste erheblich erschwert. Dabei ist der Druck auf die Mitarbeiter groß, da sie zunehmend mit den Unzulänglichkeiten der Infrastruktur und des Services konfrontiert werden.
Der Arbeitsalltag eines Zugchefs
Ein Zugchef hat vielfältige Aufgaben, darunter die Koordination des Personals und die Gewährleistung der Sicherheit der Fahrgäste. Auch wenn er Ansagen macht, konzentriert er sich mehr auf die Fakten als auf unterhaltsame Durchsagen. Der Arbeitsalltag ist geprägt von unregelmäßigen Schichten, die manchmal über zwölf Stunden dauern und wenig Zeit für Erholung lassen. In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie die Deutsche Bahn für ihre Mitarbeiter attraktiv bleiben kann, um das notwendige Personal zu gewinnen und zu halten.
Psychische Belastungen und Übergriffe
Zugchefs berichten von der Zunahme aggressiver Übergriffe durch Fahrgäste, insbesondere während bzw. nach der Corona-Pandemie. Diese Vorfälle haben nicht nur physische, sondern auch psychische Folgen für die Mitarbeiter, die oft nicht ausreichend unterstützt werden. In einigen Fällen sind psychologische Hilfsangebote vorhanden, deren Nutzung jedoch nicht die Regel ist. Der Druck, in stressigen Situationen professionell zu handeln, verstärkt die psychischen Herausforderungen in diesem Berufsfeld signifikant.
Kritik an der Bahn und der Servicequalität
Die Diskussion über die Deutsche Bahn offenbart tiefere Probleme, die mit einer erhöhten Profitmaximierung und einer Abnahme der Servicequalität zusammenhängen. Die Angestellten fühlen sich oft überlastet und unterbezahlt, während der Vorstand hohe Boni für die Erreichung fragwürdiger Ziele einstreicht. Ein Zugchef fordert eine Rückkehr zu einem kundenorientierten Dienstleistungsgedanken sowie eine Investition in die Infrastruktur, um die Qualität der Bahn zu verbessern. Die grundlegenden Arbeitsbedingungen müssen geändert werden, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen und die Bahn für neue Angestellte attraktiv zu machen.
"Wir arbeiten oft sechs Tage die Woche im 10-Stunden-Schichtsystem. Die Arbeitsbelastung ist einfach enorm hoch", sagt René Bäselt, der als Zugchef bei der Deutschen Bahn angestellt ist. Gemeinsam mit einer Kollegin oder einem Kollegen betreut er in den ICE bis zu 1.000 Passagiere, entwertet Fahrkarten oder beantwortet Fragen. Auch bei Notfällen, wenn es jemanden beispielsweise nicht gut geht, ist er zuständig.
"In 36 Jahren habe ich drei tödliche Unfälle auf den Gleisen miterlebt, Suizide waren auch dabei", erzählt er. Ein sehr guter Schnitt sei das, manche Kollegen müssten drei solcher Fälle im Jahr verkraften. "Das geht an die Psyche", sagt der 53-Jährige.
Bäselt ist Mitglied der Gewerkschaft der Deutschen Lokomotivführer (GDL), die sich auch für das Bahnpersonal einsetzt. Auch wenn er den Unmut der Fahrgäste verstehen kann, findet er die häufigen Streiks wichtig: "Wir müssen uns doch für unsere Rechte einsetzen." Am meisten ärgert ihn, dass an den Bahnvorstand immer wieder Boni in Millionenhöhe ausgezahlt werden, während das Personal unter den steigenden Anforderungen leidet.
Im Podcast erzählt er Host Elise Landschek, wie er mit aggressiven Fahrgästen umgeht, wie oft er selbst in verspäteten Zügen sitzt und warum er trotz allem keinen anderen Job machen möchte.
"Frisch an die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Es moderieren im Wechsel Daniel Erk, Hannah Scherkamp und Elise Landschek. Das Team erreichen Sie unter frischandiearbeit@zeit.de.
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