Hannes Androsch, führender Industrieller und ehemaliger Vizekanzler, und Armin Thurnher, Herausgeber des Falter, diskutieren die drängenden Herausforderungen Europas. Sie beleuchten den Einfluss nationalistischer Demagogen auf die Demokratie und untersuchen die Relevanz von Karl Polanyi in der heutigen Gesellschaft. Außerdem wird die Bedrohung der Pressefreiheit in Österreich thematisiert und wie neoliberale Strukturen die soziale Stabilität gefährden. Ihre Analyse bietet spannende Einblicke in die Notwendigkeit von Reformen und sozialer Gerechtigkeit.
Der Aufstieg nationalistischer Demagogen in Europa steht im Zusammenhang mit der Skepsis gegenüber der EU und wirtschaftlichen Umbrüchen.
Karl Polanyi's Konzepte zur Marktregulierung werden als Schlüssel betrachtet, um soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität in der EU zu fördern.
Deep dives
Europas Identität im Wandel
Der EU-Wahlkampf zeigt einen entscheidenden Konflikt zwischen den Vorstellungen von mehr oder weniger Europa. Österreich, obwohl seit 1995 EU-Mitglied und einer der größten Nutznießer, hat viele der bisherigen Integrationsschritte kritisch betrachtet. Diese Skepsis könnte mit einer wiederkehrenden nationalistischen Rhetorik und den damit verbundenen Fehlinformationen über die EU zusammenhängen. Der Aufstieg nationalistischer Figuren wird als Bedrohung wahrgenommen, da sie möglicherweise Interessen von externen Mächten wie Russland oder den USA unterstützen.
Die Rolle der Wirtschaftstheorie
Karl Polanyi wird als bedeutende Figur in der Diskussion über die aktuellen wirtschaftlichen Umbrüche betrachtet. Er hat die Auswirkungen der Marktliberalisierung der 1920er Jahre untersucht und Parallelen zu heute gezogen, als soziale Proteste sowohl von progressiven als auch von rechtspopulistischen Bewegungen aufbrechen. Eine der großen Herausforderungen für Europa besteht darin, eine Balance zwischen Marktfreiheit und sozialer Gerechtigkeit zu finden. Diese Diskussion über die Marktkräfte ist entscheidend, um die langfristigen wirtschaftlichen und sozialen Stabilität innerhalb der EU zu gewährleisten.
Künftige Herausforderungen Europas
Europa steht vor der Notwendigkeit, grundlegende politische und wirtschaftliche Reformen anzugehen, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Die Notwendigkeit eines „New Deals“ für die digitalisierte Welt wird hervorgehoben, insbesondere hinsichtlich der Regulierung der großen Tech-Konzerne. Ein starkes und vereintes Europa könnte in der globalen Politik effektiver Einfluss nehmen, während nationale Ansätze oft ineffizient sind. Zudem wird betont, dass die EU eine menschenwürdige Asyl- und Migrationspolitik entwickeln muss, um auf die vielfältigen Herausforderungen zu reagieren.
Europa definiert sich neu. Wie der Aufstieg nationalistischer Demagogen und Umbruch in der Wirtschaft zusammenhängen. Braucht unsere Marktwirtschaft mehr Kontrolle, um den Nationalismus in die Schranken zu weisen, wie das einst der linke Vordenker Karl Polanyi vertreten hat?
Zu hören: der Industrielle und ehemalige SPÖ-Vizekanzler Hannes Androsch, die Soziologin und Universitätsprofessorin Brigitte Aulenbacher und FALTER-Herausgeber Armin Thurnher. Lesen Sie den FALTER vier Wochen lang kostenlos: https://abo.falter.at/gratis