Maximilian Kreuzer, Tatortreiniger aus Oberding bei München, bietet faszinierende Einblicke in seinen ungewöhnlichen Beruf. Der Großteil seiner Einsätze betrifft Sterbefälle durch Einsamkeit oder Unfälle, nicht Mord. Kreuzer erklärt, dass oft die gesamte Wohnung geräumt und saniert werden muss, da der Geruch nicht einfach zu beseitigen ist. Zudem spricht er über die Herausforderungen, die Balance zwischen Empathie für Angehörige und professioneller Distanz zu finden, und teilt, dass schockierende Momente in seinem Beruf selten, aber intensiv sind.
Die Mehrheit der Einsätze von Tatortreinigern betrifft sterbende Menschen, die unerkannt in ihrer Wohnung verstorben sind, nicht Mordfälle.
Die emotionale Sensibilität im Umgang mit Angehörigen ist entscheidend, da humorvolle Kommentare oft unangebracht sein können.
Deep dives
Realität des Berufs als Tatortreiniger
Die Arbeit als Tatortreiniger unterscheidet sich stark von der unterhaltenden Darstellung in den Medien. Während Fernsehsendungen oft mit humorvollen Sprüchen und außergewöhnlichen Ereignissen aufwarten, ist der tatsächliche Alltag routinierter und bietet selten schockierende Momente. Der Umgang mit Kunden erfordert Empathie, da diese häufig in schwierigen emotionalen Situationen sind, und der Einsatz von humorvollen Äußerungen kann oft unangemessen wirken. In der Realität werden Tatortreiniger meist im Team eingesetzt, um mit großen Objekten wie Möbeln sicher umzugehen.
Häufigkeit und Art der Fälle
Mehr als erwartet, sind die meisten Einsätze von Tatortreinigern keine Mordfälle oder Verbrechen, sondern betreffen oft Menschen, die einsam verstorben sind. In etwa 10 bis 20 Prozent der Einsätze sind es tatsächlich Mord- oder Totschlagsfälle, während die häufigsten Fälle, die behandelt werden müssen, der Tod durch Einsamkeit, Suizide oder Unfälle sind. Die Vorstellung der Öffentlichkeit über den Beruf beruht also häufig auf Missverständnissen, da die Realität oft viel direkter und weniger dramatisch ist. Diese Einsätze sind prägend für die Arbeit von Tatortreinigern und erfordern besondere Sensibilität im Umgang mit den Angehörigen.
Ausbildung und Fachwissen
Die Ausbildung zum Tatortreiniger beinhaltet umfangreiches Fachwissen über den Verwesungsprozess und die geeigneten Desinfektionsmethoden. Ein zertifizierter Kurs bringt den angehenden Reinigern bei, wie man mit biologischen Gefahren umgeht und welche speziellen Hilfsmittel für die Reinigung verwendet werden müssen. Diese Kenntnisse sind entscheidend, um sicherzustellen, dass Reinigung und Desinfektion effektiv durchgeführt werden, ohne die Gesundheit des Reinigungsteams zu gefährden. Der Umgang mit Körperflüssigkeiten erfordert Präzision und Fachkenntnis, um eine vollständige und sichere Reinigung zu gewährleisten.
Emotionale Auswirkungen des Berufs
Das Arbeiten als Tatortreiniger bringt sowohl emotionale Herausforderungen als auch Erfüllungen mit sich. Obwohl die Konfrontation mit Tod und Verletzlichkeit belastend sein kann, gibt es auch Momente des Erfolgs, wenn ein Raum erfolgreich gereinigt und wieder bewohnbar gemacht wird. In schwierigen Fällen, wie dem unerwarteten Fund eines verstorbenen Haustiers, wird die emotionale Belastung des Jobs besonders spürbar. Die Fähigkeit, in solchen Momenten weiterhin professionell zu handeln, zeigt die Wichtigkeit von Empathie und der Unterstützung durch professionelle Seelsorger für die Angehörigen.
"Man stellt sich ja immer vor, dass Tatortreiniger ausschließlich wegen Verbrechen, Mordfällen und überhaupt den schlimmste Delikten kommen", sagt der Oberdinger Tatortreiniger Marcel Kreuzer im Podcast Frisch an die Arbeit. "Das ist aber gar nicht so: Der Großteil sind Menschen, die einsam in ihrer Wohnung verstorben sind und unentdeckt wochenlang dort lagen."
Tatsächlich sei die Berufsbezeichnung "Tatortreiniger" etwas irreführend: Nur bei zehn bis 20 Prozent seiner Aufträge gehe es wirklich um Mordfälle, "viel weniger als man annimmt", erzählt Kreuzer im Arbeitspodcast von Zeit Online. Neben natürlichen Todesursachen kämen auch Suizide und Unfälle leider häufig vor. Entsprechend aufwändig sei auch die Reinigung. "Gerade in einer Wohnung, in der wochenlang eine Leiche lag, reicht es nicht zu putzen", sagt Kreuzer. "Dann muss tatsächlich die ganze Wohnung geräumt und manchmal auch saniert werden. Man bekommt den Geruch einfach nicht raus."
"Es gibt selten Momente, die uns wirklich schockieren – auch wenn das trotzdem vermutlich noch häufiger vorkommt als bei anderen Berufen", sagt Kreuzer. Besonders schwierig sei es, den richtigen Grad der Nähe zu den Angehörigen zu finden, sie seien letztlich ja Reinigungskräfte, keine Seelsorger: "In so einer Situation kann ein witziger Spruch ja schnell nach hinten losgehen."
[ANZEIGE] Mehr hören? Dann testen Sie unser Podcast-Abo mit Zugriff auf alle Dokupodcasts und unser Podcast-Archiv. Jetzt 4 Wochen kostenlos testen. Und falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos DIE ZEIT. Hier geht's zum Angebot.
Get the Snipd podcast app
Unlock the knowledge in podcasts with the podcast player of the future.
AI-powered podcast player
Listen to all your favourite podcasts with AI-powered features
Discover highlights
Listen to the best highlights from the podcasts you love and dive into the full episode
Save any moment
Hear something you like? Tap your headphones to save it with AI-generated key takeaways
Share & Export
Send highlights to Twitter, WhatsApp or export them to Notion, Readwise & more
AI-powered podcast player
Listen to all your favourite podcasts with AI-powered features
Discover highlights
Listen to the best highlights from the podcasts you love and dive into the full episode