3-5 Erträge, Umwelt, Profit: Was kann Gentechnik? – mit Matin Qaim
Mar 21, 2024
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Matin Qaim, Agrarökonom und Direktor des ZEF in Bonn, diskutiert die Chancen der Gentechnik für eine nachhaltige Landwirtschaft. Er erklärt, wie gentechnisch veränderte Pflanzen Erträge steigern, Pestizide reduzieren und Kleinbauern unterstützen können. Qaim beleuchtet die strengen Regulierungen in Europa und die Potenziale von Technologien wie CRISPR-Cas. Zudem thematisiert er die spezifischen Herausforderungen in der Lebensmittelproduktion, etwa bei Käse und Bier, und ruft dazu auf, die Gentechnik verantwortungsvoll zu nutzen.
Gentechnisch veränderte Pflanzen könnten in Europa Erträge um 8 bis 10 Prozent steigern und gleichzeitig den Pestizideinsatz reduzieren.
Die strengen regulatorischen Rahmenbedingungen in Europa behindern die Nutzung von Gentechnik, basierend oft auf unbegründeten Ängsten statt auf wissenschaftlichen Fakten.
Gentechnik bietet nicht nur Großbetrieben Vorteile, sondern kann auch kleinstrukturierte Landwirtschaft unterstützen, wenn gezielt passende Merkmale entwickelt werden.
Deep dives
Violetta Parisini und ihr neues Album
Violetta Parisini, eine bedeutende Musikerin aus Wien, hat ihr viertes Album erstmals weitgehend eigenständig produziert. Die Musik spiegelt ihre emotionale Intelligenz und Herzlichkeit wider und behandelt Themen wie die Sehnsucht nach Ruhe und die Wut auf patriarchale Strukturen. Um die Produktion des Albums, Promotion und die Erstellung eines Musikvideos finanzieren zu können, benötigt sie 9000 Euro und hat dafür ein Crowdfunding ins Leben gerufen. Diese Initiative bietet Fans und Unterstützern der Indie-Musik die Möglichkeit, sich aktiv an der Förderung ihrer Werke zu beteiligen.
Klimakrise und Lösungen
Die Podcast-Folge thematisiert die fortschreitende Klimakrise und das Artensterben sowie die bereits bekannten Problematiken in diesen Bereichen. Andreas Sator verweist auf die Notwendigkeit, Lösungen zu finden, um die Herausforderungen der Umweltzerstörung effektiv anzugehen. Der Fokus liegt darauf, gemeinsam an einem nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu arbeiten. Um das Projekt langfristig zu unterstützen, wird die Unterstützung der Zuhörer hervorgehoben.
Martin Keim über Gentechnik und Landwirtschaft
Martin Keim, ein Agrarökonom, liefert in einem interessanten Gespräch Erkenntnisse über die Rolle der Gentechnik in der nachhaltigen Landwirtschaft. Er betont, dass Gentechnik effektive Lösungen bieten kann, um die Welternährung nachhaltig zu gewährleisten, insbesondere im Hinblick auf erhöhte Erträge und eine umweltfreundlichere Produktion. Obwohl die moderne Gentechnik in anderen Ländern bereits seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt wird, bleibt sie in Europa stark reguliert, was die Einführung neuer Technologien erschwert. Keim erläutert, dass die bisherigen Regelungen oft auf unbegründeten Ängsten basieren, anstatt auf wissenschaftlichen Fakten, wodurch die Technologie eingeschränkt und ihre Vorteile nicht angemessen genutzt werden können.
Ertragssteigerung durch innovative Technologien
Keim beschreibt, dass die Einführung gentechnisch veränderter Pflanzen in Europa potenziell zu Ertragssteigerungen von 8 bis 10 Prozent führen könnte. Diese Technologien könnten es Landwirten ermöglichen, steigende Erträge zu erzielen, während gleichzeitig der Einsatz von chemischen Pestiziden reduziert wird. Der Einsatz von Insektenresistenzen in Pflanzen könnte dazu führen, dass weniger Pestizidmittel spritzen müssen, was sowohl die Umwelt schont als auch die Produktionskosten senkt. Solche Veränderungen wären insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Notwendigkeit, nachhaltige Praktiken zu fördern, von großer Bedeutung.
Öffentliche Wahrnehmung und Regulation von Gentechnik
Die öffentliche Wahrnehmung von Gentechnik ist stark von Vorurteilen geprägt, die oft auf Angst und Unkenntnis basieren. Keim weist darauf hin, dass viele der Ängste vor Gentechnik nicht begründet sind und legt nahe, dass der Diskurs über diese Technologie offener und informierter geführt werden sollte. Die strengen Regulierungen in Europa erschweren die Forschung und den Einsatz innovativer gentechnologischer Ansätze, die erhebliche Vorteile für die Landwirtschaft bieten könnten. Ein Umdenken in der Regulierung könnte in Zukunft dazu beitragen, dass sowohl kleine als auch große Betriebe von den Vorzügen der Gentechnik profitieren können.
Gentechnik schön und gut - aber wie viel kann sie wirklich für eine nachhaltigere Welt bringen? Gar nicht so wenig, wie der Agrarökonom Matin Qaim erklärt. Über gentechnisch veränderten Käse und Bier – und wie wir die Potenziale modernster Technik für eine gute Zukunft für unsere Kinder optimal nutzen.
Der Gast:
Matin Qaim ist Agrarökonom. Er ist Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) an der Universität Bonn. Außerdem ist er Teil der Deutschen Leopoldina, der Nationalen Akademie der WIssenschaften.
Zum Vertiefen
Die deutsche Nationale Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) hat sich ausführlich mit Gentechnik befasst und dort den Stand des Wissens zusammengefasst. Hier kannst du dich einlesen.
Die Folge in 10 Punkten:
🌿 Gentechnisch veränderte Pflanzen versprechen Ertrags- und Umweltvorteile für Europa. Doch die restriktive Regulierung behindert ihre Nutzung und beeinflusst die weltweite Anwendung von Gentechnik in der Landwirtschaft.
🌽 Erfahrungen aus verschiedenen Ländern belegen: Gentechnisch veränderte Pflanzen steigern Erträge, reduzieren Pestizide und erhöhen Profite für Landwirte. Lokale Bedingungen, Merkmale der Pflanzen sowie Patente und Saatgutpreise beeinflussen die Effekte.
🚜 Gentechnik ist keine Technologie nur für Großbetriebe, sondern kann auch kleinstrukturierte Landwirtschaft unterstützen. Dafür braucht es vielfältigere Merkmale, die gezielt für kleinere Betriebe entwickelt werden.
🔬 Wissenschaftliche Studien zeigen: Ökologische Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen unterscheiden sich nicht grundsätzlich von konventionell gezüchteten. Eine evidenzbasierte Risikobewertung ist wichtig und sollte sich an Fakten orientieren.
🧬 CRISPR-Cas und Co. bieten vielfältige Chancen für nachhaltigere Landwirtschaft. Sie ermöglichen die präzise und schnelle Entwicklung von ertragreichen, klima- und umweltfreundlicheren Pflanzen. Konstruktiver Diskurs ist gefragt, um Potenziale zu heben.
🔍 Europas Gentechnik-Kennzeichnung führt zur Verbrauchertäuschung. Mehr Transparenz könnte Wahlfreiheit stärken und Ängste abbauen. Bei CRISPR-Cas-Mutationen ist eine Kennzeichnung kaum machbar.
🧀 In Käse und Bier steckt oft Gentechnik – ohne Kennzeichnung. Verbraucher sind täglich mit Gentechnik in Kontakt, ohne Nachteile. Offenere Kommunikation könnte die Debatte versachlichen.
🐮 Intensiv oder extensiv? Zielkonflikte zwischen Klima, Biodiversität und Tierwohl prägen die Landwirtschaftsdebatte. Weniger Fleischkonsum kann extensive Tierhaltung mit mehr Tierwohl und Biodiversität ermöglichen, ohne das Klima übermäßig zu belasten. Bei Pflanzen sind ertragreichere und zugleich umweltfreundlichere Anbaumethoden gefragt.
🌾 Nachhaltige Landwirtschaft braucht ertragreiche, chemiearme und vielfältige Pflanzenproduktion sowie geringere Tierbestände und weniger Fleischkonsum. Smarte Technologien wie Gentechnik und Digitalisierung, gute Agronomie und diverse Fruchtfolgen können dabei helfen.
🌍 Europa kann mit reduziertem Fleischkonsum und optimierten Tierbeständen Vorbild für globale Nachhaltigkeit sein. Veränderte Ernährungsgewohnheiten, schrittweise Auflagen und wettbewerbsfähige Landwirtschaft sind dabei zu vereinen. So kann Europa hoffnungsvoll vorangehen.