Humayun Alisade, Menschenrechtsexperte mit UN-Erfahrung, Omar Al-Rawi, Wiener SPÖ-Gemeinderat mit irakischen Wurzeln, und Franz Kössler, FALTER-Außenpolitikkolumnist, diskutieren die geopolitischen Spannungen nach der Ermordung von General Soleimani. Sie beleuchten die Reaktion im Iran und Irak sowie die internen Konflikte, die die militärischen Dynamiken beeinflussen. Dabei wird die begrenzte Rolle Europas in der Deeskalation thematisiert, ebenso wie die komplexen regionalen Beziehungen und die Herausforderungen der Atompolitik.
Die Ermordung von General Soleimani hat die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten verschärft und die inneren Konflikte im Irak beeinflusst.
Europas Versuche zur Deeskalation sind durch Uneinigkeit behindert, was die Mitte der internationalen Interessenlage erschwert.
Deep dives
Die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten
Die Ermordung des iranischen Generals Qassem Soleimani durch die USA hat die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten erheblich verschärft. Die USA und der Iran standen kurz vor einer weiteren Eskalation, jedoch gelang es beiden Seiten, einen direkten Konflikt abzuwehren. Der Schattenkrieg um die regionale Vorherrschaft geht jedoch unvermindert weiter, was die Präsenz von destabilisierten Kräften im Irak und den instabilen Verhältnissen in Teheran zeigt. Experten verdeutlichen, dass die unvorhersehbaren Entscheidungen der US-Regierung unter Trump zudem die Situation weiter komplizieren.
Die Rolle von Qassem Soleimani in der iranischen Politik
Qassem Soleimani war eine zentrale Figur im Iran, die sowohl von der Regierung als auch von Teilen der Bevölkerung als strategischer Anführer geschätzt wurde. Trotz seines umstrittenen Rufs war er maßgeblich an der iranischen Außenpolitik beteiligt und genoss einen direkten Draht zu den höchsten politischen Autoritäten. Seine Ermordung sorgte für massive Trauer und Mobilisierungen im Iran, was zeigt, dass er als Symbol für den iranischen Einfluss gilt. Das politische Erbe Soleimanis hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Wahrnehmungen der Bevölkerung und die innenpolitischen Dynamiken im Iran.
Amerikas Einfluss und Reaktionen im Irak
Die Reaktionen auf die Ermordung Soleimanis waren im Irak vielschichtig und verdeutlichten die komplexe Lage im Land. Demonstrationen gegen amerikanische Truppen und den Einfluss Irans zeigen, dass der irakische Widerstand gegen ausländische Intervention zunimmt. Die US-Präsenz im Irak wird durch neue politische Strömungen herausgefordert, wobei gleichzeitig die Ängste vor einem erstarkten IS-Bedrohung präsent sind. Diese Auseinandersetzungen verdeutlichen, dass die inneren Konflikte im Irak stark mit den US-amerikanischen und iranischen Interessen verwoben sind.
Europäische Diplomatie und der Iran-Atomdeal
Die Europäer haben sich um eine Deeskalation der Situation bemüht, jedoch fehlen ihnen die notwendigen Einflussmöglichkeiten, um die Ereignisse entscheidend zu lenken. Ansätze zur Vermittlung zwischen Teheran und Washington haben bislang keine greifbaren Ergebnisse erzielt, da die politische Landschaft innerhalb Europas uneinig bleibt. Während einige europäische Länder den amerikanischen Entscheidungen folgten, ist die Sorge über die iranische Atomrüstung und deren Auswirkungen auf die Stabilität in der Region weiterhin präsent. Es bleibt abzuwarten, ob die Europäer einen konsistenten Weg finden, um ihre Interessen in dieser sich ständig wandelnden geopolitischen Situation zu wahren.
Nach der gezielten Ermordung des iranischen Generals Soleimani durch die USA schien eine Eskalation nahe. Wie kam es zu der Situation? Welche Rolle die innenpolitische Situation im Irak und Iran spielt, ob Europa etwas zur Entschärfung beitragen kann und wie es um die Zukunft des Atomdeals steht, diskutiert eine Runde von Außenpolitikexperten im FALTER Radio mit Raimund Löw: Menschenrechtsexperte Homayoun Alizadeh, Irakkenner und Wiener SPÖ-Gemeinderat Omar Al-Rawi, Profil-Außenpolitikjournalist Robert Treichler sowie FALTER-Außenpolitikkolumnist Franz Kössler