Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, thematisiert besorgniserregende Ähnlichkeiten zwischen den 1920er und 2020er Jahren und warnt vor wirtschaftlichen Umbrüchen. Sie diskutiert die Lehren aus historischen Fehlern der Geldpolitik und die Herausforderungen von Inflation und Niedrigzinsen. Rüdiger Bachmann, Wirtschaftswissenschaftler, teilt seine Gedanken über mögliche Nobelpreisträger und deren Einfluss auf aktuelle ökonomische Themen. Beide erörtern die Rolle der Zentralbanken im Kontext globaler Krisen und technologischer Veränderungen.
Christine Lagarde zieht bedeutende Parallelen zwischen den wirtschaftlichen Herausforderungen der 1920er und der heutigen Zeit und warnt vor dem Risiko ähnlicher Krisen.
Die EZB sieht sich großen Herausforderungen gegenüber, da Klimawandel und demografischer Wandel langfristige Effekte auf die Inflationspolitik haben können.
Die Diskussion um den Alfred-Nobel-Preis für Wirtschaftswissenschaften beleuchtet die Relevanz moderner Geldpolitik und die Beiträge führender Ökonomen, was die Theorie und Praxis miteinander verbindet.
Deep dives
Christine Lagarde und die Parallelen zwischen den Jahrzehnten
Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, zieht in ihrer Rede bedeutende Parallelen zwischen den 1920er Jahren und der aktuellen wirtschaftlichen Situation in den 2020ern. Sie warnt vor den rückläufigen globalen Handelsbeziehungen und dem zunehmenden wirtschaftlichen Nationalismus, die beide in beiden Dekaden auffällig waren. Lagarde betont, dass die wirtschaftlichen Schocks der Gegenwart, wie die Pandemie und geopolitische Konflikte, die Strukturen der Wirtschaft verändert haben, ähnlich wie die Ereignisse vor fast einem Jahrhundert. Dies deutet darauf hin, dass die Lehren aus der Vergangenheit bei zukünftigen wirtschaftlichen Entscheidungen nicht ignoriert werden sollten.
Die Herausforderungen der Geldpolitik in Krisenzeiten
Lagarde hebt hervor, dass die heutige Geldpolitik vor großen Herausforderungen steht, insbesondere wegen der anhaltenden Unsicherheiten in der globalen Wirtschaft. Sie erwähnt, dass aufgrund von Faktoren wie Klimawandel und dem demografischen Wandel langfristige Effekte auf die Inflationspolitik zu beobachten sind. Die EZB hat das Ziel, die Inflation bis 2025 wieder auf 2 Prozent zu stabilisieren, doch Lagarde warnt vor den Schwierigkeiten, die dies mit sich bringen kann, da die wirtschaftliche Landschaft deutlich komplexer geworden ist. Diese vielfältigen Herausforderungen erfordern, dass die Zentralbanken flexible und analysekraftige Strategien entwickeln, um die geldpolitischen Ziele effektiv zu erreichen.
Technologischer Fortschritt als Treiber der wirtschaftlichen Entwicklung
Ein wesentlicher Punkt der Rede betont den positiven Einfluss des technologischen Fortschritts auf die wirtschaftliche Produktivität, analog zu den Entwicklungen in den 1920er Jahren. Lagarde erklärt, dass fortschrittliche Technologien, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz, das Potenzial haben, verschiedene Industrien zu transformieren, einschließlich des Finanzsektors. Die Fintech-Branche hat bereits signifikanten Einfluss auf die globalen Bankeneinnahmen, und dieser Trend wird bis 2028 voraussichtlich weiter wachsen. Solche technologischen Veränderungen können, wenn sie richtig genutzt werden, sowohl das Wachstum fördern als auch die geldpolitischen Entscheidungen der Zentralbanken unterstützen.
Risiken einer neuen Finanzkrise
Lagarde weist darauf hin, dass die aktuelle wirtschaftliche Situation und die hohe Verschuldung in vielen Sektoren, sowohl privat als auch staatlich, das Risiko einer neuen Finanzkrise erhöhen könnten. Die niedrigen Zinssätze führen dazu, dass in der Öffentlichkeit Spekulationen über eine Übertaktung der Märkte zunehmen, die an die Entwicklungen der 1920er erinnern. Die Einsicht, dass die Notenbanken aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben, ist fraglich, da sie möglicherweise immer noch in einer ähnlichen Denkweise gefangen sind, die zu übermäßiger Risikoübernahme führen kann. Die Lehre ist, dass Umstände, die zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch führen, sorgfältig beobachtet werden müssen, um präventiv handeln zu können.
Spekulationen über die Nobelpreise in der Wirtschaft
Im Podcast wird die zukünftige Vergabe des Alfred-Nobel-Preises für Wirtschaftswissenschaften besprochen, wobei der Discours um die relevantesten Themen der Volkswirtschaftslehre kreist. Professor Rüdiger Bachmann wird als Experte hinzugezogen, um potenzielle Preisträger und deren Beiträge zu diskutieren, insbesondere im Bereich der modernen Geldpolitik und der Wettbewerbsökonomie. Namen wie Michael Woodford und John Taylor heben sich aufgrund ihrer Einflussnahme auf die zeitgenössische Geldpolitik hervor. Diese Diskussion reflektiert nicht nur die Wichtigkeit der theoretischen Weiterentwicklung, sondern auch die Relevanz dieser Theorien in der heutigen Wirtschaftsdebatte.
bto#263 – Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, warnt in einer Rede vor den gefährlichen Parallelen zwischen den 1920er- und den 2020er-Jahren. Angesichts der ungewöhnlichen Herausforderungen sieht Lagarde die Notenbanken allerdings vorbereitet. Die Notenbanker hätten aus früheren Fehlern gelernt und würden dafür sorgen, dass es zu keinen Krisen kommt. Ob dieser Optimismus berechtigt ist, klären wir in dieser Episode.
Außerdem: Professor Dr. Rüdiger Bachmann von der University of Notre Dame du Lac in Indiana/USA spekuliert über die aussichtsreichsten Kandidaten für den diesjährigen Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften und gibt dabei einen Überblick über die Top-Themen der Volkswirtschaftslehre.
Hörerservice
Den vollständigen Redetext von Christine Lagarde finden Sie hier.
Den Bloomberg-Podcast Merryn Talks Money mit dem früheren Gouverneur der Bank of England, Mervyn King, finden Sie hier.
Professor Bachmanns Liste der Kandidaten für den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier.
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