Wirecard – eine österreichische Affäre? (2/4): Das Netzwerk
Jan 21, 2023
auto_awesome
Zu Gast sind Fabian Schmidt, Investigativjournalist beim Standard, der sich mit Jan Marsaleks Verbindungen beschäftigt, Andreas Danzer, der über den Wirecard-Prozess berichtet, und Martin Hesse, Journalist beim Spiegel. Sie diskutieren die engen Kontakte von Markus Braun und Jan Marsalek zur österreichischen Politik und deren strategische Netzwerke. Dabei kommen auch die geheimen Verbindungen zu Russland sowie Marsaleks unkonventionelle Asylprojekte in Libyen zur Sprache, die Fragen zu möglichen politischen Machenschaften aufwerfen.
Jan Marsalek nutzte seine charismatische Art, um weitreichende Kontakte in der Politik und Wirtschaft zu knüpfen, insbesondere in Österreich und Russland.
Markus Braun baute strategische Verbindungen zur ÖVP auf und verwendete finanzielle Spenden, um Einfluss in der politischen Arena zu gewinnen.
Deep dives
Die Hintergründe von Jan Marsalek
Jan Marsalek, der mutmaßliche Drahtzieher des Wirecard-Skandals, hat durch seine charmante und extrovertierte Art viele Kontakte geknüpft, die sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik von Bedeutung sind. Geboren in Wien, zeigte Marsalek schon früh ein Talent für das Knüpfen von Beziehungen und fand schnell seinen Weg in die Geschäftswelt, wo er sich als IT-Techniker einen Namen machte. Trotz seiner normalen Herkunft und dem Fehlen eines Schulabschlusses stieg er rasch in der Unternehmenshierarchie auf und wurde schließlich Chief Operating Officer bei Wirecard. Seine beeindruckenden Fähigkeiten, sowohl zwischenmenschlich als auch in seiner beruflichen Laufbahn, lassen darauf schließen, dass er mehr wusste und konnte, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Markus Braun und seine politischen Verbindungen
Markus Braun, der ehemalige CEO von Wirecard, pflegte ein weitreichendes Netzwerk in der österreichischen Politik, insbesondere zur ÖVP, der Partei von Kanzler Sebastian Kurz. Brauns strategischer Einsatz von finanziellen Spenden an politische Parteien offenbarte seine Absicht, Einfluss zu gewinnen und das Unternehmen in der politischen Arena zu positionieren. Seine Kontakte reichten von hochrangigen Politikern bis zu einflussreichen Führungspersönlichkeiten, was es ihm ermöglichte, eine bedeutsame Rolle in der Konzernvermarktung zu spielen. Diese Beziehungen und seine Lobbyarbeit scheinen nicht nur dem Unternehmen, sondern auch seinen eigenen Machtambitionen gedient zu haben.
Marsaleks Außergewöhnliche Unternehmungen in Libyen
Jan Marsalek verfolgte in Nordafrika ambitionierte und teils fragwürdige Projekte, darunter das Vorhaben, eine Zementfabrik in Libyen zu errichten und eine Miliz zum Schutz dieser Fabrik aufzubauen. Diese Aktivitäten, die primär nichts mit seinem Engagement bei Wirecard zu tun hatten, könnten darauf hindeuten, dass er in der Migrationskrise eine Rolle spielen wollte, um die illegale Einwanderung nach Europa zu bekämpfen. Marsalek, der enge Verbindungen zu politisch einflussreichen Personen in Österreich hatte, suchte dabei offenbar auch das Gehör der FPÖ und ihrer Mitglieder. Seine Pläne stießen jedoch sowohl bei politischen Akteuren als auch bei Entwicklern auf Skepsis, was zu seiner Isolation bei dem Vorhaben führte.
Die Verbindungen zu Russland und der Geheimdienst
Es gibt starke Hinweise darauf, dass Jan Marsalek nicht nur in Österreich, sondern auch in Russland enge Netzwerke pflegte, was seine Rolle und Motive im Wirecard-Skandal weiter kompliziert. Seine Verbindungen zu russischen Institutionen sowie möglichen Geheimdienstaktivitäten werfen Fragen darüber auf, ob er möglicherweise als Handlungsträger für russische Interessen auftrat. Berichte über seine geheimen Treffen und Kontaktversuche mit russischen Beamten zeigen, dass er über beträchtliche Ressourcen verfügte, um seine Ziele zu verfolgen. Diese Situation führt zu Bedenken, dass Marsalek, jenseits von Wirecard, in Spielchen verwickelt war, die weitreichende geopolitische Relevanz haben könnten.
Welche Spuren im Fall Wirecard führen nach Österreich? In Folge zwei nehmen wir die Kontakte von Markus Braun und Jan Marsalek zur österreichischen Politik ins Visier
Die beiden Hauptverdächtigen im Wirecard-Skandal, Markus Braun und Jan Marsalek, haben wenig gemeinsam. Braun gilt als introvertierter Workaholic, Marsalek als extrovertierter Charismatiker. Doch: Beide kommen ursprünglich aus Österreich – und pflegten enge Kontakte zur heimischen Politik. Während Braun vor allem die Nähe der ÖVP und des damaligen Bundeskanzlers Sebastian Kurz suchte und Geld an die Partei spendete, kümmerte sich Marsalek um die Annäherung an die FPÖ.
Doch Marsaleks Netzwerkaktivitäten gingen weit über gewöhnliche Lobbyarbeit hinaus. So warb er bei Regierungsmitgliedern für ein ominöses Asylprojekt in Libyen, das der Abwehr von Flüchtlingen dienen sollte und mit dem Finanzunternehmen Wirecard nichts zu tun hatte. Auch seine Verbindungen nach Russland werfen viele Fragen auf. Hat Marsalek versucht, russische Interessen in Österreich durchzusetzen?
**Wirecard – eine österreichische Affäre?
**
In dieser Reihe von "Inside Austria" blicken wir auf die österreichische Seite des Wirecard-Skandals. In der zweiten Folge geht es um das politische Netzwerk von Jan Marsalek und Markus Braun in ihrer Heimat. Wir schauen, welche Parteikontakte die beiden pflegten, wohin Spenden geflossen sind. Welche Projekte Marsalek auf eigene Faust umsetzte. Und warum all das wichtig ist, um zu verstehen, warum Wirecard womöglich nicht nur ein Finanzskandal, sondern auch eine Geheimdienstaffäre ist.
Get the Snipd podcast app
Unlock the knowledge in podcasts with the podcast player of the future.
AI-powered podcast player
Listen to all your favourite podcasts with AI-powered features
Discover highlights
Listen to the best highlights from the podcasts you love and dive into the full episode
Save any moment
Hear something you like? Tap your headphones to save it with AI-generated key takeaways
Share & Export
Send highlights to Twitter, WhatsApp or export them to Notion, Readwise & more
AI-powered podcast player
Listen to all your favourite podcasts with AI-powered features
Discover highlights
Listen to the best highlights from the podcasts you love and dive into the full episode