Kenza Ait Si Abbou: "Eine Mail mit einem Danke im Betreff liest jeder Chef"
Aug 8, 2023
auto_awesome
Kenza Ait Si Abbou, Managerin bei IBM und Expertin für emotionale künstliche Intelligenz, spricht über die Kluft zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften. Sie betont die Bedeutung von Empathie und erklärt, dass Chefs oft andere Prioritäten haben. Kenza gibt praktische Tipps für eine positive Beziehung zu Vorgesetzten, wie beispielsweise das Versenden von Dankes-E-Mails. Zudem erörtert sie, wie emotionale Intelligenz – sowohl menschlich als auch maschinell – die Kommunikation am Arbeitsplatz beeinflusst.
Empathie in der Führung ist entscheidend, da beidseitige Verständigung zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften eine positive Arbeitsumgebung schafft.
Positive Rückmeldungen sind wesentlich für die Mitarbeitermotivation, indem sie Wertschätzung zeigen und eine offene Kommunikationskultur fördern.
Die Hierarchien im Unternehmen können den Austausch von Feedback behindern, weshalb offene Gespräche über Erwartungen und Bedürfnisse notwendig sind.
Deep dives
Emotionale Intelligenz und Führung
Emotionale künstliche Intelligenz spielt eine entscheidende Rolle in der Beziehung zwischen Menschen und Maschinen, indem sie es Maschinen ermöglicht, menschliche Emotionen zu erkennen und zu verstehen. Diese Technologie beeinflusst, wie Führungskräfte mit ihren Mitarbeitenden kommunizieren, indem sie empathische Interaktionen fördert. Empathie in der Führung wird jedoch oft als unzureichend wahrgenommen, da der Druck auf Chefinnen und Chefs enorm ist, ständig empathisch und unterstützend zu sein. Dies führt dazu, dass der Austausch von Empathie zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften einseitig wird, wobei Führungskräfte oft weniger Empathie von unten erfahren.
Die Bedeutung von 360-Grad-Empathie
Das Konzept der 360-Grad-Empathie legt nahe, dass nicht nur Führungskräfte empathisch gegenüber ihren Mitarbeitenden sein sollten, sondern auch umgekehrt. Diese wechselseitige Empathie kann zu einem besseren Arbeitsklima führen, in dem Verständnis und gegenseitige Unterstützung gefördert werden. Es wird jedoch angemerkt, dass viele Führungskräfte oft das Gefühl haben, dass ihre eigene Empathie und Unterstützung nicht ausreichend gewürdigt werden, was zu Frustrationen führen kann. Ein besserer Dialog über Empathie kann helfen, diese Missverständnisse zu klären und eine harmonischere Arbeitsumgebung zu schaffen.
Herausforderungen in der Kommunikation
Die Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden ist oft durch Hierarchien und ein Machtgefälle geprägt, was hinderlich für den Austausch von Empathie und Feedback ist. Viele Mitarbeitende fühlen sich durch diese Hierarchien eingeschüchtert und haben Schwierigkeiten, direkte Rückmeldungen zu geben. Dies kann dazu führen, dass wertvolles Feedback nicht gegeben wird, was die Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften zusätzlich belastet. Der Podcast ermutigt dazu, offen über Erwartungen und Bedürfnisse zu sprechen, um ein besseres Verständnis zu schaffen und eine kollaborative Kultur zu fördern.
Empathie als Führungsstil
Die Rolle der Empathie im Führungsstil wird als entscheidend erachtet, wobei es wichtig ist, einen Raum für offene Gespräche zu schaffen und verletzlich zu sein. Führungskräfte müssen auch ihre eigenen Emotionen mitteilen, um authentisch zu wirken und das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden zu gewinnen. Es wird betont, dass Empathie nicht nur eine Pflicht ist, sondern auch als nützliches Instrument zur Steigerung der Teamleistung gesehen werden sollte. Indem Führungskräfte für einfließende und authentische Kommunikation sorgen, können sie das Engagement und die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden erhöhen.
Positive Rückmeldungen und deren Wirkung
Positive Rückmeldungen spielen eine zentrale Rolle in der Mitarbeiterführung, da diese Wertschätzung und Motivation fördern können. Es wird empfohlen, konkrete und aufrichtige Rückmeldungen zu geben, um eine offene Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften zu schaffen. Immer wieder wird darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass Mitarbeitende sich nicht scheuen, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken, auch wenn dies eine Herausforderung darstellen kann. Durch den Austausch positiver Rückmeldungen kann das Vertrauen in die Führung gestärkt und eine ehrliche Kommunikationskultur gefördert werden.
Woher kommt die Distanz zwischen Mitarbeitenden und ihren Vorgesetzten? Und sind wirklich immer die Chefs an allem schuld? In der neuen Podcastfolge von Was Chefinnen wirklich denken ist die Managerin Kenza Ait Si Abbou zu Gast. Sie führt beim Computer-Konzern IBM mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Gespräch mit den beiden Podcast-Hosts Leonie Seifert und Moritz Müller-Wirth spricht sie über Empathie zwischen verschiedenen Hierarchieebenen in einem Unternehmen.
Die 42-Jährige sagt: "Jeder Mensch denkt, die eigenen Themen sind die wichtigsten. Es ist schwer vorstellbar, dass das für den Chef gerade nicht das Wichtigste ist." Empathie bedeute für sie, sich in andere Menschen hineinzuversetzen – und zu reflektieren, wann der richtige Zeitpunkt für Feedback und Forderungen sei. Nur dann kämen diese auch an. Im Podcast gibt sie Tipps für ein gutes Verhältnis zu Führungskräften: "Eine Mail mit einem Danke im Betreff liest jeder Chef", sagt sie.
Sie erreichen das Podcastteam unter chefinnen@zeit.de.