Heinz Fischer und Jean Asselborn im Gespräch – #112
Nov 21, 2018
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Jean Asselborn, Außenminister Luxemburgs, bekannt für seine scharfe Kritik an Nationalismus, und Heinz Fischer, ehemaliger Bundespräsident Österreichs und Europa-Befürworter, diskutieren die Bedrohungen offener Gesellschaften durch nationalistische Demagogen. Asselborn erzählt von seiner hitzigen Reaktion auf die fremdenfeindlichen Äußerungen italienischer Politiker. Sie beleuchten die Herausforderungen der Migration, den Einfluss populistischer Bewegungen und die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit und europäischer Verantwortung.
Europa steht vor der Herausforderung, sich gegen nationalistische Demagogen zu wehren, die die Grundlagen einer offenen Gesellschaft bedrohen.
Das Theaterstück 'Alles kann passieren' wird als effektives Mittel zur kritischen Auseinandersetzung mit politischer Rhetorik hervorgehoben, um europäische Solidarität zu schützen.
Deep dives
Nationalistische Demagogen herausfordern
Es wird betont, dass Europa vor der Herausforderung steht, sich gegen nationalistisches Gedankengut und populistische Demagogen zur Wehr zu setzen, die die Grundlagen einer offenen Gesellschaft bedrohen. Die Diskussion verweist auf die Notwendigkeit, den europäischen Gedanken zu stärken und eine klare Antwort auf gefährliche Rhetorik zu finden. Ein Beispiel ist die Auseinandersetzung zwischen Jean Asselborn und dem italienischen Innenminister Salvini, wo Asselborn mutig auf fremdenfeindliche Äußerungen reagierte. Dies verdeutlicht, dass es wichtig ist, eine klare Haltung gegen Spaltungen und Ausgrenzung einzunehmen.
Die Rolle von Theater in der politischen Auseinandersetzung
Das Theaterstück 'Alles kann passieren', das auf der Grundlage fremdenfeindlicher Äußerungen politischer Vertreter in Europa entstand, wird als effektives Mittel zur kritischen Auseinandersetzung mit politischen Themen hervorgehoben. Durch die theatralische Inszenierung wird angestrebt, die Wucht von politischer Sprache in einem anderen Kontext erlebbar zu machen und die zugrunde liegende Politik zu reflektieren. Der Initiator des Stücks, Jean Asselborn, sieht darin eine Möglichkeit, die Errungenschaften der Nachkriegszeit, wie europäische Solidarität, zu schützen. Die Debatte um das Stück zeigt, dass kulturelle Ausdrucksformen effektiv zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit genutzt werden können.
Europäische Zusammenarbeit und Multilateralismus
Die Diskussion thematisiert die Tendenz in Europa, die multilateral orientierten Ansätze zu untergraben und stattdessen eine Rückbesinnung auf nationale Egoismen zu fördern. Der österreichische Bundeskanzler Kurz wird kritisiert, weil er populistische Stimmen einbindet und die Prinzipien des Multilateralismus in Frage stellt. Dies wird als gefährlich für die europäische Einheit und Zusammenarbeit eingeschätzt, insbesondere im Hinblick auf Fragen wie Migration und Asylpolitik. Es wird betont, dass nur durch gemeinsames Handeln und Verständnis auf europäischer Ebene wirklich nachhaltige Lösungen gefunden werden können.
Österreichs Innenpolitik und ihre Auswirkungen auf Europa
Die innenpolitische Stimmung in Österreich wird als widersprüchlich wahrgenommen, da viele Bürger und Intellektuelle den Kurs der Regierung ablehnen und sich für eine pluralistische und offene Gesellschaft einsetzen. Die Diskussion über Kopftuchverbote und die Behandlung von Migranten werden als Beispiele für eine zunehmende Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung angeführt. Es zeigt sich, dass in der Gesellschaft ein wachsendes Bewusstsein für die Probleme und eine Bereitschaft zur Diskussion über diese Themen besteht. Die Widerstände gegen populistische Trends in der Politik deuten darauf hin, dass die Zivilgesellschaft in Österreich stark ist und aktiv für den Erhalt demokratischer Werte kämpft.
Schlafwandelnd in Europa? Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn und Österreichs Ex-Bundespräsident Heinz Fischer über nationalistische Demagogen und wie sie unsere offene Gesellschaft bedrohen. Mit "Merde alors" hatte Asselborn bei einem EU-Treffen in Wien auf eine fremdenfeindliche Tirade des Italieners Salvini reagiert. Ein Gespräch mit Raimund Löw und Florian Klenk im Podcast Falter Radio und auf W24.