Ep. 269: Wie Dating und Heiratsmarkt heute funktionieren
Oct 2, 2024
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In dieser Folge wird untersucht, wie finanzielle Aspekte und Bildung die Partnerwahl beeinflussen. Die assortative Partnerwahl trägt zur wachsenden sozialen Ungleichheit bei, während Dating-Apps den Heiratsmarkt revolutionieren. Vor allem gut ausgebildete Frauen haben es schwer, passende Partner zu finden. Zudem wird deutlich, dass eine Vielzahl an Optionen die Selektivität in der Partnerwahl erhöht, ohne die Qualität der Matches zu verbessern. Die Diskussion über Männerüberschuss und weiße Fische im Dating-Markt gibt weitere Einblicke in moderne Beziehungstrends.
Die assortative Partnerwahl verstärkt die Einkommensungleichheit, da Menschen zunehmend Partner aus ähnlichen sozialen Schichten auswählen.
Dating-Apps haben die Partnerwahl revolutioniert, jedoch nicht die Matching-Effizienz erhöht, was zu mehr Frustrationen führt.
Deep dives
Der Einfluss von Geld auf die Partnerwahl
Das Geld hat einen signifikanten Einfluss auf die Partnerwahl, was direkt mit der Zunahme der Ungleichheit in den USA und in OECD-Ländern verbunden ist. Eine steigende Tendenz der assortativen Partnerwahl sorgt dafür, dass Menschen tendenziell Partner wählen, die in ähnlichen finanziellen Verhältnissen leben. In den USA wird geschätzt, dass ein Drittel der Zunahme der Einkommensunterschiede zwischen 1967 und 2007 durch diese Art der Partnerwahl verursacht wurde. Durch Eheschließungen zwischen unterschiedlichen sozialen Schichten könnte die Ungleichheit, ähnlich einer Umverteilung, signifikant verringert werden.
Brautpreis und gesellschaftliche Konflikte
Der Brautpreis, eine Praxis in bestimmten Kulturen, zeigt, wie finanzielle Bedingungen im Heiratsmarkt zu sozialen Herausforderungen und Konflikten führen können. Ein steigender Brautpreis kann zu einer erhöhten Ungleichheit führen, indem er ärmere Männer davon abhält, zu heiraten, was zur Gewalt und zum Rekrutieren für Extremismus führen kann. In vielen Gesellschaften führt die Abhängigkeit des sozialen Status von der Heiratsfähigkeit dazu, dass vor allem Männer mit limitierten finanziellen Mitteln unter Druck geraten und in verzweifelten Situationen agieren. Ein Beispiel dafür ist die Rekrutierung von Mitgliedern für terroristische Gruppen im Kontext finanzieller Unterstützung für Brautpreise.
Das Heiratsmarktsystem: Ungleichheiten und Bildung
Die zunehmende Bildungsungleichheit zwischen Männern und Frauen beeinflusst den Heiratsmarkt erheblich, da immer mehr Frauen akademische Abschlüsse erreichen. Männer mit geringerer Bildung oder Einkommen haben es zunehmend schwerer, Partner zu finden, da Frauen oft nach ähnlichem oder höherem Bildungshorizont suchen. Die finanziellen und bildungsbasierten Präferenzen führen dazu, dass sich homogame Paare bilden, was die Einkommensungleichheit weiter verstärkt. Die Bildungsstruktur der Gesellschaft zeigt somit, dass finanzielle Überlegungen bei der Partnerwahl eine immer größere Rolle spielen.
Daten und digitale Partnerwahl
Das Zeitalter der Dating-Apps hat die Art und Weise verändert, wie Menschen Partner wählen, indem es den Zugang zu anderen erleichtert, jedoch nicht unbedingt die Matching-Effizienz erhöht. Eine Untersuchung zeigt, dass 85 Prozent der Nutzer in einem Missverhältnis existieren, was die Interaktion zwischen Geschlechtern beeinflusst und zu Frustrationen führt. Die Tarnung von finanziellen Hintergründen und der damit verbundene soziale Status sind entscheidend für die Partnerwahl auf diesen Plattformen. Gleichzeitig ist es auffällig, dass finanzielle Kompatibilität für viele jüngere Menschen wichtiger erscheint als körperliche oder intellektuelle Merkmale.
Wohlstand für Alle
Während das romantische Ideal besagt, dass sich "Herz zu Herzen findet", zeigt sich in der Realität häufig: Geld heiratet Geld. Wir diskutieren, wie die assortative Partnerwahl – also die Tendenz, Partner aus der gleichen Einkommens- oder Bildungsschicht zu wählen – zur wachsenden Ungleichheit beiträgt.
Ein weiteres Thema sind die Auswirkungen von Dating-Apps auf den Heiratsmarkt. Studien zeigen, dass über die Hälfte der Ehen heutzutage durch Apps zustande kommen, was den Trend zur "Paarung unter Gleichen" verstärkt. Hier spielen vor allem Bildung, Einkommen und soziale Klasse eine Rolle. Die wachsenden Optionen führen aber nicht unbedingt zu einer besseren "Matching-Effizienz" – vielmehr verstärken sie die Selektivität bei der Partnerwahl.
„Nehmen Sie `nen Alten!“, empfahl Otto Reuter in den 1920er Jahren den Frauen, da es Männermangel aufgrund des Ersten Weltkriegs gab. Heute gibt es hingegen einen Männerüberschuss im Osten Deutschlands, aber auch sonst haben es Männer auf dem Heiratsmarkt deutlich schwerer. Die Bildungsexpansion hat für die Frauen ausgezeichnet funktioniert, junge Frauen mit Studienabschluss sind nun in westlichen Ländern in der Überzahl. Diese gut ausgebildeten Frauen suchen adäquate Partner, von denen es aber nicht genügend gibt.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
Literatur:
Gustaf Guze über Bildung zwecks Heirat: https://www.jstor.org/stable/24517893
Zahlen zum Männerüberschuss im Osten:
https://www.bib.bund.de/DE/Fakten/Fakt/B94-Geschlechterproportion-Alter-15-49-Kreise.html#:~:text=In%20der%20Mehrzahl%20der%20ostdeutschen,110%20M%C3%A4nner%20auf%20100%20Frauen.
Ein Spiegel-Artikel über Führungspersönlichkeiten und ihre Frauen:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/heiratsmarkt-hoehergebildete-frauen-und-maenner-heiraten-untereinander-a-1016268.html
Michael Hartmann über die Ehen von Top-Verdienern: https://taz.de/!91767/
Valerie M. Hudson und Hilary Matfess in “International Security” über den Brautpreis: https://www.jstor.org/stable/26777808
Studie “Marriage Market Sorting in the U.S.”:
https://s3.amazonaws.com/real.stlouisfed.org/wp/2023/2023-023.pdf
Eine Studie zu monetären Aspekten bei GenZ und Millenials:
https://news.northwesternmutual.com/planning-and-progress-study-2023
Die Zahlen zu Studienabschlüssen bei Frauen und Männern.
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/europa/299805/hochschulabschluss/
John Burn-Murdoch in der “FT” über abgehängte Männer: https://www.ft.com/content/17606f25-1d03-4f37-b7f4-f39989af9bde
Termine:
Am 14.10 um 17:00 ist Wolfgang in Frankfurt auf einem Podium, um über „Visual Power and the Game of Influence: The Role of Film and Propaganda in the Digital Age“ zu sprechen: https://vp.eventival.com/b3/2024/film-schedule?day=2024-10-14&view=compact&showScreenings=1&showEvents=1
Am 16.10. präsentiert Wolfgang gemeinsam mit dem Regisseur Felix M. Bühler den Dokumentarfilm „Bis hierhin und wie weiter?“ in Koblenz: https://www.odeon-apollo-kino.de/event/114790
Am 17.10. und 19. 10. sind Wolfgang und Ole bei einer Tagung in Frankfurt – Oles Termin steht aber noch nicht genau fest:
https://www.ifs.uni-frankfurt.de/295/organisierte-halbbildung-konferenz-zur-kritik-der-neoliberalen-universitaet.html
Am 23. 10. stellen Ole und Wolfgang ihr Kinderbuch in Mainz vor:
https://asta.uni-mainz.de/files/2024/09/PNG-PolBi-KriWo24.png
Unser Kinderbuch namens "Die kleinen Holzdiebe" ist nun erschienen! Alle Informationen findet ihr unter:
https://www.suhrkamp.de/buch/die-kleinen-holzdiebe-und-das-raetsel-des-juggernaut-t-9783458644774
Unsere Zusatzinhalte könnt ihr bei Steady und Patreon hören. Vielen Dank!
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Betreff: Wohlstand fuer Alle
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Ole: twitter.com/nymoen_ole
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Die gesamte WfA-Literaturliste:
https://wohlstand-fuer-alle.netlify.app
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