Thomas Schmidinger, Politikwissenschaftler, setzt sich für die Rückholung österreichischer Kinder aus Syrien ein. Werner Prinzjakowitsch, Sozialarbeiter in der Extremismusprävention, beleuchtet die Gefahren der Radikalisierung von Jugendlichen. Nina Brnada, Falter-Redakteurin, erzählt von den dramatischen Umständen der Rückkehr zweier Waisenkinder aus einem IS-Lager. Die Diskussion thematisiert die Verantwortung Österreichs, die Lebensbedingungen in den Lagern und die emotionalen Herausforderungen der betroffenen Familien.
Österreich trägt Verantwortung für die Rückführung von Staatsbürgern aus nordsyrischen Lagern, was Fragen zur Sicherheit und Integration aufwirft.
Die Radikalisierung junger Menschen bleibt ein kritisches Thema, da sie durch die Suche nach Sinn anfällig für extremistische Ideologien sind.
Deep dives
Rückführung von Kindern aus IS-Lagern
Zwei Waisenkinder wurden kürzlich von ihren Großeltern nach Österreich geholt, während ähnliche Bemühungen von anderen Großeltern in Salzburg stattfinden. Diese Rückführungen werfen die Frage auf, inwieweit Österreich Verantwortung für seine Staatsbürger in nord-syrischen Lagern trägt. Die dramatische Lage in der Region, insbesondere die Möglichkeit eines türkischen Angriffs auf kurdisch kontrollierte Gebiete, könnte die Situation der dort gefangenen IS-Angehörigen und ihrer Familien erheblich beeinflussen. Die Unsicherheit über die Sicherheit und den Schutz dieser Volksgruppen und Gefangenen innerhalb der Lager ist von großer Bedeutung, da die Lager mit zehntausenden Insassen überfüllt sind, von denen viele gefährliche IS-Kämpfer und deren Familienangehörige sind.
Psychosoziale Unterstützung für Rückkehrer
Die Rückkehr der betroffenen Kinder führt zu der Herausforderung, ihnen in Österreich eine neue Lebensumgebung zu bieten. Nach ihrer Ankunft wurden die Kinder in eine Betreuungseinrichtung des Bundesheeres gebracht und stehen unter dem Kontakt und der Aufsicht der Wiener Kinder- und Jugendwohlfahrt. Angesichts ihrer traumatischen Erfahrungen im IS-Umfeld besteht ein erhöhter Bedarf an psychosozialer Unterstützung, um den Kindern bei der Integration in die österreichische Gesellschaft zu helfen. Die Familie der Kinder zeigt Interesse an Zusammenarbeit mit den Sozialdiensten, um den bestmöglichen Übergang in ein normales Leben zu gewährleisten.
Radikalisierung von Jugendlichen in Europa
Die Radikalisierung junger Menschen, die in früheren Jahren zum IS gingen, bleibt ein besorgniserregendes Thema in Europa. Es wird festgestellt, dass Jugendliche in ihrer Entwicklungsphase oft auf der Suche nach Sinn und Gemeinschaft sind, was sie anfällig für extremistische Ideologien macht. Während der Höhepunkte der IS-Aktivitäten zwischen 2014 und 2015 hatte diese Radikalisierung ein besonders starkes Wachstum, von dem einige Jugendliche noch heute betroffen sind. Es gibt Hinweise, dass solche extremistischen Narrative durchaus weiterhin existieren, jedoch nicht mehr in der gleichen starken Anziehungskraft wie zuvor, was teilweise auf den Mangel an territorialer Kontrolle des IS zurückzuführen ist.
Ist Österreich für Gefangene in nordsyrischen Lagern mitverantwortlich? Erst vor wenigen Tagen sind zwei österreichische Waisenkinder von dort nach Wien geholt worden. Und: Warum Terroristen für manche Jugendliche Helden sind.
Dazu diskutieren mit Raimund Löw der Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger, der an der Rückholung der Kinder beteiligt war, der Sozialarbeiter Werner Prinzjakowitsch, die Psychotherapeutin Yasmin Randall, Psychotherapeutin sowie Falter-Redakteurin Nina Brnada.