Militärexperte Lange nach erfolgreicher Kursk-Offensive: „Putin ist sehr geschwächt“
Aug 22, 2024
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Nico Lange, ein Militärexperte, und Konrad Schuller, Berliner Korrespondent, analysieren die jüngste ukrainische Offensive gegen die russische Region Kursk und deren Bedeutung für den Krieg. Lange erklärt, wie geschwächt Putin jetzt ist und beschreibt die strategischen Vorbereitungen der Ukraine. Schuller deckt eine versteckte Haushaltslücke hinsichtlich der Unterstützung der Ukraine auf und diskutiert die Herausforderungen, die sich aus politischen und finanziellen Entscheidungen der Bundesregierung ergeben.
Die erfolgreiche Kursk-Offensive der Ukraine verdeutlicht sowohl die strategischen Planungsfähigkeiten der ukrainischen Truppen als auch Russlands Verteidigungsschwächen.
Die Entscheidung der Bundesregierung, keine neuen Geldmittel für die Ukraine bereitzustellen, könnte den Kriegsverlauf und die deutsche Außenpolitik erheblich negativ beeinflussen.
Deep dives
Überraschungsangriff der Ukraine auf Kursk
Die Ukraine hat vor zwei Wochen einen effizienten Überraschungsangriff auf die russische Region Kursk durchgeführt, was als die größte Offensive seit dem Zweiten Weltkrieg gilt. Ukrainische Truppen eroberten mehr als 1000 Quadratkilometer, indem sie geheim und strategisch vorgeplant vorgingen, was Russland überrumpelte, da deren Einheiten an der Grenze nicht ausreichend besetzt waren. Viele der russischen Grenzschutztruppen waren überfordert und konnten dem vorsorglich und breit angelegten ukrainischen Vorstoß nicht standhalten. Diese Überraschung zeigt nicht nur die Fähigkeit der Ukraine zur strategischen Planung, sondern auch die Schwächen in Russlands Verteidigungsmechanismen.
Strategische Überlegungen der Ukraine
Die Offensive in Kursk dient nicht nur der Eroberung von Territorium, sondern auch als strategischer Schritt, um die russischen Kräfte abzulenken und zu schwächen. Der ukrainische Präsident Selenskyj formulierte, dass es die zentrale Aufgabe sei, so viel russisches Militärpotenzial wie möglich zu eliminieren und eine Pufferzone zu schaffen. Auch die Frage der Kriegsgefangenen stellt ein wichtiges Ziel dar, da die Ukraine Kräfte aus dem eigenen Land zurückgewinnen möchte. Dieser mehrdimensionale Ansatz könnte als ein entscheidender Faktor für zukünftige Entwicklungen im Konflikt angesehen werden.
Finanzielle Unterstützung für die Ukraine aus Deutschland
Die Bundesregierung Deutschlands hat eine überraschende Entscheidung getroffen, keine neuen Geldmittel für die Ukraine zur Verfügung zu stellen, was zu einer zahlenmäßigen Abnahme der militärischen Unterstützung führen könnte. Ein geheimer Brief des Bundesfinanzministeriums deutet darauf hin, dass zukünftige Hilfen nur innerhalb bestehender Höchstgrenzen genehmigt werden, was bedeutet, dass es keine zusätzlichen Bestellungen mehr für Waffen und Munition geben wird. Diese Entscheidung hat große Bedenken in der Ukraine ausgelöst, da sie befürchten, dass eine Einschränkung der Unterstützung durch Deutschland den Kriegsverlauf negativ beeinflussen könnte. Darüber hinaus könnte dies Putins Kalkulation verstärken, dass er mit seiner Aggression einfach abwarten kann, bis die Unterstützung in Deutschland nachlässt.
Interne politische Konsequenzen in Deutschland
Die Entscheidung, die Unterstützung für die Ukraine zu kürzen, könnte auch als ein wahltaktisches Manöver der deutschen Regierung interpretiert werden, um den innerpolitischen Druck und die Opposition zu verringern. Kritiker befürchten, dass dieses Vorgehen möglicherweise zu einem neuen, temporären Frieden führen könnte, der jedoch nicht nachhaltig ist und die Möglichkeit eines künftigen Konflikts erhöht. Es besteht die Sorge, dass die Bundesregierung damit eine Einladung an Russland ausspricht, aggressiv zu bleiben, während sie einen Verbündeten in Form der Ukraine im Stich lässt. Dies könnte langfristig sowohl für die Ukraine als auch für die deutsche Außenpolitik fatale Folgen haben.
Wir sprechen mit dem Militärexperten Nico Lange über die Lage an der Front auf russischem Boden. Und mit unserem Berliner Korrespondenten Konrad Schuller, der die versteckte Haushaltslücke gemeinsam mit Peter Carstens aufgedeckt hat.
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