Gerhard Pfister tritt zurück - so geht es nun weiter
Jan 7, 2025
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Larissa Rhyn, Bundeshauschefin von Tamedia und Expertin für Schweizer Politik, analysiert den überraschenden Rücktritt von Gerhard Pfister. Sie spricht über die Transformation der Partei von der CVP zur Mitte und Pfisters bemerkenswerte politische Positionierung im Laufe seiner Amtszeit. Themen sind die Herausforderungen, mit denen er konfrontiert war, und seine strategischen Entscheidungen im Konkurrenzkampf mit der FDP. Zudem wird untersucht, welche Auswirkungen sein Rücktritt auf die zukünftige Parteistruktur und mögliche Nachfolger haben könnte.
Gerhard Pfister hat die Partei die Mitte durch strategische Neuausrichtung und Offenheit für gesellschaftspolitische Themen stark geprägt.
Sein überraschender Rücktritt stellt die Partei vor die Herausforderung, einen geeigneten Nachfolger zu finden, um sein Erbe fortzuführen.
Deep dives
Gerhard Pfisters Rücktritt und seine Auswirkungen auf die Partei
Gerhard Pfister tritt nach neun Jahren an der Spitze der Mitte zurück, was einen entscheidenden Einschnitt für die Partei bedeutet. Während seiner Amtszeit hat er die Partei stark geprägt und mit bedeutenden Veränderungen, wie der Fusion mit der BDP und der Umbenennung von CVP zu Mitte, neu positioniert. Unter seiner Führung gelang es der Partei, einen leichten Aufwärtstrend bei den letzten Wahlen zu verzeichnen, was darauf hindeutet, dass er den Niedergang der Traditionspartei zumindest vorübergehend aufgehalten hat. Seine Entscheidung, die Nachfolge zu regeln und sich selbst nicht mehr zur Wahl zu stellen, stellt die Partei vor die Herausforderung, einen geeigneten Nachfolger zu finden, der in der Lage ist, das Erbe fortzuführen.
Gerhard Pfisters strategische Neuausrichtung der Mitte
Pfister hat entschieden, die Mitte politisch neu auszurichten und sich von einem konservativen Kurs zu distanzieren, um mehr Wählerschaft zu gewinnen. Dies umfasste eine offenere Haltung zu gesellschaftspolitischen Themen, die zuvor von der alten CVP abgelehnt wurden, wie die Ehe für alle und die Samenspenderegelung. Über die Jahre hat Pfister erkannt, dass die Identifikation vieler Wählerinnen und Wähler mit traditionell christlichen Werten abnimmt, was zu einer strategischen Neupositionierung der Partei führte. Durch seine Anpassungen gelang es, die Mitte als ein starkes Zentrum im politischen Spektrum zu etablieren und sich von der Konkurrenz abzugrenzen.
Die politische Rivalität zwischen Mitte und FDP
Die Rivalität zwischen der Mitte und der FDP ist ein zentrales Thema, das Pfisters politische Strategie prägte. Pfister sah die FDP als Hauptkonkurrenten und versuchte, mit einer Neuausrichtung Wähler zurückzugewinnen, die zuvor zur FDP abgewandert waren. Die letzten Wahlen zeigten, dass die Mitte nahe daran war, die FDP zu überholen, wodurch die Ambitionen auf einen zweiten Bundesratssitz wieder in den Fokus rückten. Dieser Druck auf die FDP wird auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen, insbesondere mit dem bevorstehenden Rücktritt von Viola Amherd und der Suche nach ihrer möglichen Nachfolge.
Er trat vor neun Jahren sein Amt als CVP-Präsident an mit dem Versprechen, er werde «nicht viel verändern». Es kam anders. Heute heisst die Partei die Mitte – und Gerhard Pfister, ihr Präsident, hat ihren Kurs geprägt, wie kaum ein anderer Präsident seine Partei. Nun tritt Pfister aus dem Amt zurück.
Als er es antrat, stand er politisch noch eher rechts der Mitte. Aufhören wird er links davon. Warum? Wie hat er es geschafft, dass die Partei diese Bewegung mitmacht? Wie gelang es ihm, den Kurs der politischen Mitte so anzupassen, dass sie heute erfolgreicher dasteht als ihre grosse Konkurrenz, die FDP? Und was steckt hinter Pfisters überraschenden Rücktritt? Darüber spricht Bundeshauschefin Larissa Rhyn in einer neuen Folge des täglichen Podcasts «Apropos».