Konfliktforscherin Deitelhoff: „Das Ende der transatlantischen Freundschaft“
Feb 20, 2025
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Nicole Deitelhoff ist Friedens- und Konfliktforscherin am Leibniz-Institut und Professorin an der Frankfurter Goethe-Universität. Sie diskutiert über die geopolitischen Spannungen durch Donald Trumps Entscheidungen und deren Auswirkungen auf internationale Beziehungen, insbesondere zur Ukraine. Deitelhoff beleuchtet die Notwendigkeit einer stärkeren europäischen Zusammenarbeit und strategischen Alternativen zu Großmächten. Außerdem wird die Bedeutung der regelbasierten Ordnung für kleinere Staaten und die Herausforderungen der deutschen Außenpolitik thematisiert.
Trumps Rhetorik über den ukrainischen Präsidenten Zelensky könnte nicht nur den Konflikt verschärfen, sondern auch das Vertrauen in die westliche Ordnung gefährden.
Die geopolitische Ungleichheit in Verhandlungen zwischen den USA und Russland könnte Russlands Position stärken und künftige Konflikte begünstigen.
Deep dives
Trumps besorgniserregende Rhetorik
Der amerikanische Präsident äußert sich besorgniserregend über den ukrainischen Präsidenten Zelensky und bezeichnet ihn als Diktator, was die internationale Ordnung destabilisieren könnte. Diese Rhetorik wird als Teil eines größeren Plans von Trump angesehen, der vorrangig auf innenpolitische Ziele abzielt und das Bild eines starken Führers vermitteln möchte. Ein Beispiel dafür ist, dass Trump in früheren Äußerungen seine vermeintliche Fähigkeit zur Friedensstiftung in der Ukraine betont, während er gleichzeitig die komplexen politischen und menschenrechtlichen Aspekte ignoriert. Experten warnen, dass solche Äußerungen nicht nur den Konflikt in der Ukraine, sondern auch das Vertrauen in die westliche Weltordnung gefährden können.
Die geopolitische Dynamik
Die geopolitische Situation wird zunehmend komplex, besonders nach dem Treffen zwischen den USA und Russland, wo der amerikanische Präsident möglicherweise seine eigenen Verhandlungsfähigkeiten überschätzt hat. Der russische Verhandlungsstab wurde als äußerst erfahren wahrgenommen, während das amerikanische Team nicht dieselbe Verhandlungserfahrung aufwies. Diese Ungleichheit in den Verhandlungsführungen könnte Russland dazu verhelfen, seine Position auf der internationalen Bühne zu stärken und die Narrative der Amerikaner zu nutzen, um sich selbst als Opfer der Isolation darzustellen. Diese Dynamik stellt die Frage in den Raum, ob es unter diesen Bedingungen zu einem nachhaltigen Frieden kommen kann oder ob die Weichen für künftige Konflikte bereits gestellt werden.
Eurasien und die regelbasierte Ordnung
Die Diskussion dreht sich auch um die Zukunft der regelbasierten Ordnung, die durch die politischen Entscheidungen Trumps und dessen Umgang mit internationalen Beziehungen unter Druck gerät. Es wird betont, dass viele Länder, auch im globalen Süden, ein großes Interesse an einer funktionierenden gemeinschaftlichen Ordnung haben und sich nicht für die Machtspiele der Großen einsetzen lassen wollen. Diese Staaten sind an Reformen interessiert und wollen eine Mitspracherechtsordnung schaffen, die auch kleinere Nationen schützt. Ein starkes Europa, das selbstständig agieren kann, muss sich dieser Herausforderung stellen und die Zusammenarbeit mit den USA neu definieren, während es gleichzeitig regionale und globale Allianzen bildet.
US-Präsident Donald Trump scheint mit seinem außenpolitischen Vorgehen alle bisherigen Bündnisse über Bord zu werfen. Wir sprechen mit Nicole Deitelhoff vom Leibniz-Institut über aufgekündigte Partnerschaften und mögliche Chancen.
Host der Woche: Kathrin Jakob
Mitarbeit: Sandra Klüber, Michael Götz, Jennifer Brückner, Kevin Gremmel