Serhat Karakayalı, Professor für Soziologie und Migrationsexperte, diskutiert die ambivalente Rolle des Staates im Kapitalismus. Er beleuchtet, wie der Staat sowohl als Instrument der Herrschaft als auch als Arena gesellschaftlicher Konflikte fungiert. Die Staatstheorie von Nicos Poulantzas wird hervorgehoben, besonders die Bedeutung interner Reorganisationen für Machtkontrolle. Zudem wird das Zusammenspiel von sozialen Bewegungen, autoritären Tendenzen und der Rolle der politischen Linken analysiert, um gegenwärtige Herausforderungen zu verstehen.
56:20
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insights INSIGHT
Staat als eigenständige Sphäre
Pulanzas sieht den kapitalistischen Staat als eigenständige Sphäre, getrennt von ökonomischen Prozessen.
Der Staat ist ständig durch Gesetzgebungen und Infrastruktur in der Ökonomie präsent, aber gleichzeitig auch abwesend.
insights INSIGHT
Staat als Kräfteverhältnis
Der Staat manifestiert sich als Verdichtung von Klassenkräfteverhältnissen, nicht als einheitliches Ganzes.
Konflikte und Aushandlungen prägen stetig die Politik innerhalb der Staatsapparate.
volunteer_activism ADVICE
Strategie: Innen und Außen verbinden
Verknüpfe Kämpfe innerhalb und außerhalb des Staates für wirksamen Wandel.
Nutze demokratische Forderungen in Ämtern zusammen mit Aktivismus von sozialen Bewegungen.
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Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
Max Weber
In this book, Max Weber argues that the religious ideas of ascetic Protestantism, particularly Calvinism, played a significant role in the development of the modern capitalist spirit. Weber posits that the concept of the 'calling' in Protestantism gave worldly activity a religious character, leading Calvinists to seek signs of their salvation through success in worldly endeavors. This led to a valuation of profit and material success as indicators of God's favor. The book details how these Protestant values contributed to the breakdown of traditional economic systems and paved the way for modern capitalism, which eventually became secularized and independent of its religious roots[1][4][5].
Der Staat als gesellschaftliches Kräfteverhältnis - Alex Demirović im Gespräch mit Serhat Karakayalı
Das Verhältnis der Linken zum Staat und der sozialen Bewegungen ist ambivalent. Einerseits gilt der Staat als Gewalt- und Herrschaftsapparat – als der Staat des Kapitals, der zum Faschismus tendiert. Auf der anderen Seite gibt es die Erwartung, dass der Staat und zumal der Sozialstaat zur Bewältigung der gesellschaftlichen Probleme beitragen soll: Demokratie und Rechtssicherheit, soziale Absicherung, Infrastrukturen und technische Innovation, Bildung, Bewältigung der Klimakrise. Befürchtungen über den autoritären Staat wie Hoffnung, die in en seine Kompetenzen gesetzt werden, liegen nahe beieinander. In den 1970er Jahren kam es zu intensiven Diskussionen über diese Fragen, die unter dem Eindruck eines Mangels an Kenntnissen über die Funktionsweise des Staates und Strategien geführt wurden. Intensiv wurde deswegen auch Marx gelesen, der den nicht eingelösten Anspruch hatte, im Rahmen seiner Kritik der politischen Ökonomie ein Buch über den Staat zu schreiben. Diesen Anspruch wollte die staatstheoretische Debatte im Lichte der zeitgenössischen Erfahrung mit der parlamentarisch-repräsentativen Republik und ihren Institutionen einlösen. Einer der wichtigsten Autoren war der griechisch-französische Marxist Nicos Poulantzas, der den kapitalistischen Staat als ein ökonomisch-politisch-ideologisches Terrain von Kräfteverhältnissen der Ausarbeitung und Umsetzung von Herrschaftsstrategien und Klassenkompromissen begreift.
Zu Gast bei Alex Demirović ist in dieser Folge Serhat Karakayalı, unter anderem Leiter der Abteilung Migration am DeZIM-Institut und Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Migration und Mobilität an der Leuphana Universität Lüneburg.