Richard Socher, ein führender KI-Experte, und Dinah Pfau, Wissenschaftlerin am Deutschen Museum in Berlin, diskutieren die faszinierende Geschichte der Künstlichen Intelligenz. Sie beleuchten, wie antike Mythen moderne Technologien beeinflussen und welche Rolle Frauen wie Ada Lovelace in der KI-Entwicklung spielten. Zudem geht es um ethische Herausforderungen, die durch Deepfakes und Gesichtserkennung entstehen, sowie um die Zukunft von KI in der Gesellschaft und deren Einfluss auf Kreativität und Arbeitsplätze.
Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz hat historische Wurzeln, die bis zu Ada Lovelace und ihrer visionären Arbeit im 19. Jahrhundert zurückreichen.
Obwohl KI in vielen Bereichen Fortschritte erzielt, wirft ihr Einsatz ethische Fragen auf, insbesondere in Bezug auf Datenschutz und Arbeitsplatzsicherheit.
Frauen wie Ada Lovelace hatten entscheidenden Einfluss auf die Technologie, jedoch ist ihre Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung oft unterrepräsentiert.
Deep dives
Die Anfänge der Rechenmaschinen
Im Jahr 1843 entwickelte Charles Babbage die Idee einer mechanischen Rechenmaschine, bekannt als die Analytical Engine, um komplexe nautische Berechnungen durchzuführen. Das Problem bestand darin, dass alle Eingabewerte manuell auf Lochkarten übertragen werden mussten, was anfällig für Fehler war. Die britische Mathematikerin Ada Lovelace erkannte, dass eine Maschine die Fähigkeit haben könnte, selbstständig zu rechnen, ohne auf manuelle Eingaben angewiesen zu sein. Sie entwarf den ersten Algorithmus der Geschichte und dachte damit die Informatik um Jahrzehnte voraus, lange bevor Computer existierten.
Die Revolution der Künstlichen Intelligenz
Heutige Künstliche Intelligenz (KI) kann eine Vielzahl von Aufgaben ausführen, von der Texterstellung bis zur Bilderkennung, die unsere Lebensqualität erheblich verbessern. KI-Systeme unterstützen in verschiedenen Bereichen, einschließlich Medizin, Landwirtschaft und Verkehr, indem sie Daten analysieren und Vorhersagen treffen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist ein KI-gesteuertes Deepfake-Video, das die Stimme und das Bild eines bekannten Politikers imitierte, was Fragen zur Glaubwürdigkeit und seinem Potential aufwirft. Diese technologischen Fortschritte bringen jedoch auch ethische Herausforderungen und moralische Fragen über die Auswirkungen von KI auf unsere Gesellschaft mit sich.
Der historische Kontext der Künstlichen Intelligenz
Die grundlegenden Vorstellungen von Künstlicher Intelligenz sind nicht neu; sie reichen bis in die Antike zurück. Bereits im 19. Jahrhundert, während der Zeit von Ada Lovelace, gab es viele literarische Werke über menschenähnliche Automaten, die Fähigkeiten und Merkmale von Menschen nachahmten. Die Dartmouth-Konferenz im Jahr 1956 gilt als Geburtsstunde der KI-Forschung, bei der John McCarthy den Begriff 'Künstliche Intelligenz' prägte und die Grundlagen für zukünftige Entwicklungen legte. Seither hat sich die Technologie rasant weiterentwickelt, inspiriert von den frühen Visionen über Maschinen, die eigenständig denken können.
Ethische Überlegungen und Herausforderungen
Die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz führt zu signifikanten moralischen und ethischen Fragen, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und die Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Während KI viele Aufgaben effizient erledigen kann, fürchten viele Menschen, dass sie Arbeitsplätze überflüssig macht und somit gesellschaftliche Umbrüche verursacht. Besorgnisse über Fake News und die Verwendung von KI für Täuschungen und Manipulationen sind ebenfalls wachsende Themen. Experten betonen die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit dieser Technologie, um sowohl ihre Vorteile zu maximieren als auch potenzielle Risiken zu minimieren.
Die Rolle der Frauen in der Technologiegeschichte
Obwohl heutzutage Männer die Mehrheit der großen Tech-Unternehmer ausmachen, hatten Frauen wie Ada Lovelace und Katherine Johnson frühzeitig einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von Computern und KI. Lovelace gilt als die erste Programmiererin und ihre visionären Ideen sind grundlegende Bausteine der Informatik. In den Anfangsjahren der Computerprogrammierung arbeiteten viele Frauen in diesem Bereich, bevor ihre Rolle von Männern dominiert wurde. Diese Geschichte zeigt, dass Frauen in der Technologie eine unverzichtbare Rolle gespielt haben, die oft in der öffentlichen Wahrnehmung untergeht.
ChatGPT, AlphaZero, Deepfakes, selbstfahrende Autos – Künstliche Intelligenz ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. KI erleichtert inzwischen in vielen Bereichen unser Leben und hilft bei Problemlösungen, wie etwa in der Medizin oder in der Landwirtschaft. Aber KI-erzeugte Fake News fluten auch das Netz, Deepfakes imitieren Politiker täuschend echt und legen ihnen Worte in den Mund, die sie nie gesagt haben. Hinzu kommt: KI verbraucht Unmengen an Energie für die komplexen Rechenprozesse, die dahinterstecken. Und Künstliche Intelligenz wird mit Daten trainiert, die wir zum Beispiel auf Social Media zur Verfügung stellen. Aber was ist dann mit dem Datenschutz? Was, wenn eine KI mit Hilfe von Gesichtserkennung Menschen identifiziert und klassifiziert und sie dadurch Nachteile haben, etwa im Beruf oder im Alltag? Ein Podcast über antike Vorstellungen von Künstlicher Intelligenz, den ersten Chatbot der Geschichte und die Frage: Versteht eine KI eigentlich Humor?
Gesprächspartner*innen
Mar Hicks
Christopher Koska
Adrienne Mayor
Dinah Pfau
Richard Socher
Team
Moderation: Mirko Drotschmann
Sprecher*innen: Andrea Kath, Nils Kretschmer, Lauralie Schweiger
Buch und Regie: objektiv media GmbH, Janine Funke und Andrea Kath
Technik: Sascha Schiemann
Musik: Sonoton
Produktion: objektiv media GmbH im Auftrag des ZDF
Redaktion ZDF: Katharina Kolvenbach
Literatur
Abbate, Janet (2000): Inventing the Internet (Inside Technology).
Catani, Stephanie (Hrsg.) (2024): Handbuch Künstliche Intelligenz und die Künste.
Dendorfer, Jürgen; Hochbruck, Wolfgang; Pape, Jessica (2024): Ritter Basisartikel: Ritterspiele: Das höfische Mittelalter als Geschichte und Projektion.
Fischer, Ernst Peter (2023): Ein Scheiterhaufen der Wissenschaft: Die Großen an ihren Grenzen.
Gutmann, Mathias; Wiegerling, Klaus; Rathgeber, Benjamin (Hrsg.) (2024): Handbuch Technikphilosophie.
Hartmann, Doreen (2015): Zwischen Mathematik und Poesie. Leben und Werk von Ada Lovelace, in: Sybille Krämer (Hrsg.): Ada Lovelace. Die Pionierin der Computertechnik und ihre Nachfolgerinnen, S.15-33.
Hicks, Mar (2017): Programmed Inequality: How Britain Discarded Women Technologists and Lost Its Edge in Computing (History of Computing).
Klüver, Christina; Klüver, Jürgen (2022): Ewiges Leben durch künstliche Intelligenz und künstliche Gesellschaften.
Koska, Christopher (2021): Ethik der Algorithmen. Auf der Suche nach Zahlen und Werten (Bd. 6).
Menabrea, Luigi Frederico; Lovelace, Ada (1996), in: Grundriss der von Charles Babbage erfundenen Analytical Engine, S. 309-381.
Mayor, Adrienne (2020): Götter und Maschinen. Wie die Antike das 21. Jahrhundert erfand.
Project Metadata (2023): AI and Poetry.
Settele, Veronika; Schmitt, Martin (2024): Cows and Computers. Electronic Data Processing in German Cattle Farming, 1960s-1990s.
Weizenbaum, Joseph (1966): ELIZA—a computer program for the study of natural language communication between man and machine, in: Communications of the ACM, Volume 9, Issue 1, S.36-45.