Martin Mutschlechner, ein Historiker mit Fokus auf die kaiserlichen Residenzen, erzählt spannende Geschichten über Energieeffizienz am Kaiserhof. Er erklärt, wie man mit teuren Wachskerzen umging und Licht nur dort nutzte, wo man sich aufhielt. Der Spiegelsaal diente dem Zweck, Licht optimal zu nutzen. Zudem beleuchtet er die interessante Baugeschichte von Schloss Schönbrunn und der Hofburg sowie die Herausforderungen des Lebens am Kaiserhof, geprägt von Rang und Stellung.
Am Kaiserhof war die Beleuchtung der Prunkräume limitiert, um Kosten zu sparen und Ressourcen effizient zu nutzen.
Die Hierarchie am Hof spiegelte sich im Wohnkomfort der Bediensteten wider, je nach Rang und Funktion unterschiedlich gestaltet.
Deep dives
Die Ökonomie des Lichts am Hof
Die Beleuchtung der kaiserlichen Residenzen war ein kostenintensives Unterfangen, da Wachskerzen für ihre Herrschaftsräume reserviert waren. Am Hof wurden die Räume nur nach Bedarf beleuchtet, um die Brenndauer der Kerzen zu schonen und Kosten zu minimieren. Abgebrannte Kerzen und Wachsreste wurden nicht einfach entsorgt, sondern zurückverkauft, was die Ressourcenoptimierung unterstrich. Selbst opulente Räume waren oft nur im Dämmerlicht erhellt, da die Einführung von elektrischem Licht erst Ende des 19. Jahrhunderts stattfand.
Die Residenzen und ihre Bewohner
Die kaiserlichen Residenzen waren nicht nur Wohnsitze für den Kaiser, sondern auch für seine engsten Vertrauten und Bediensteten. Abhängig vom Rang und der Funktion des Personals variierte der Wohnkomfort erheblich, von bescheidenen Unterkünften für einfache Angestellte bis hin zu komfortablen Appartements für Adelige. Die engsten Angehörigen des Kaisers lebten meist in unmittelbarem Kontakt zu ihm, während niedrigere Bedienstete oft in einfacheren und gemeinschaftsorientierten Unterkünften untergebracht waren. Diese hierarchische Aufteilung spiegelt die gesellschaftlichen Strukturen und den Status der Bewohner wider.
Öffentlichkeit und Besichtigung der Residenzen
Bereits zu Kaiserzeiten waren Teile der Residenzen für ein ausgewähltes Publikum zugänglich, während andere Bereiche strikt privat blieben. Besichtigungstermine wurden durch Zimmeraufseher organisiert, und im Laufe der Jahre wurden Regeln für die öffentliche Zugänglichkeit eingeführt, die während und nach dem Ersten Weltkrieg schwankten. Es gab eine hohe Nachfrage nach Touristenführungen, insbesondere nach der Monarchie, als die Privaträume erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Diese Residenzen sind auch heute noch bedeutende touristische Ziele und Orte, an denen die Verbindung zu den Habsburgern erlebbar ist.
Mit Ressourcen sparsam umzugehen, das war selbst am Kaiserhof unumgänglich. Zum Beispiel beim Licht: Wachskerzen waren teuer, das abgetropfte Wachs wurde abgeschabt und neu verwendet. Beleuchtet wurden immer nur die Räume, wo man sich aufhielt. Der Spiegelsaal hatte zunächst die Funktion, über die verspiegelten Wände aus den vorhandenen Lichtquellen das meiste herauszuholen. Als dann in Schönbrunn und in der Hofburg das Licht eingeleitet wurde, sah man die neue Helligkeit anfangs als Verschwendung an – zu sehr waren die Augen an das Dämmerungslicht der Kerzenzeit gewöhnt. Ein Gespräch von Mariella Gittler mit dem Historiker Martin Mutschlechner über Energieeffizienz und Sparsamkeit anno dazumal.
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