Robert Misiks „Herrschaft der Niedertracht“ – #168
Apr 19, 2019
auto_awesome
Robert Misik, Publizist und kritischer Denker über Rechtspopulismus, diskutiert mit Lorenz Gallmetzer, einem Experten für Italien, und Balasz Csekö, einem ungarischen Politikwissenschaftler, über autoritären Nationalismus. Susanne Hofer, von der Gewerkschaftsjugend, bringt Perspektiven zu den Auswirkungen auf junge Arbeiter ein. Die Gäste analysieren, wie populistische Bewegungen die politische Landschaft in Italien und Ungarn prägen, und beleuchten den Rückgang demokratischer Strukturen in Ungarn sowie die soziale Rolle des Rechtspopulismus.
Der autoritäre Nationalismus in Europa wird durch eine Kombination aus politischer Führung und gesellschaftlichem Klima verstärkt, was die demokratischen Werte gefährdet.
Rechter Populismus verändert sich signifikant, wenn er an die Macht gelangt, indem er Rhetorik gegen die Opposition und kritische Stimmen aus der Zivilgesellschaft wendet.
Deep dives
Die Herrschaft der Niedertracht und gesellschaftliches Klima
Die Herrschaft der Niedertracht beschreibt nicht nur eine Regierungskonstellation, sondern spiegelt ein gesellschaftliches Klima wider, das sich zunehmend verschärft. Diese Situation ist sowohl das Produkt politischer Führung als auch eine Rückkopplung, die von dieser Führung verstärkt wird. Das tägliche Handeln der Regierungen, die sich aus populistischen Bewegungen speisen, führt zu einer stetigen Verschlechterung des gesellschaftlichen Klimas, indem die Opposition angegriffen und delegitimiert wird. Diese Dynamik führt zu einer Erosion der demokratischen Werte und könnte langfristig autoritäre Regierungsformen fördern.
Rechter Populismus an der Macht
Der Unterschied zwischen rechtem Populismus in der Opposition und in der Regierungsverantwortung ist signifikant. In der Opposition fungieren sie oft als Kritiker des Establishments, während sie in der Regierung beginnen, die angestrebte Rhetorik gegen die Opposition selbst zu verwenden. Dies geschieht nicht nur gegen politische Gegner, sondern auch gegen kritische Stimmen aus der Zivilgesellschaft und Medien. Solche Angriffe untergraben die Grundlagen einer pluralistischen Gesellschaft und erschweren die demokratische Diskurse.
Mutlosigkeit als Herausforderung
Die alltägliche Konfrontation mit populistischen und extremistischen Tendenzen führt oft zur inneren Emigration vieler kritischer Stimmen. Dies geschieht, weil Menschen angesichts ständiger Empörung das Gefühl haben, keine Möglichkeit zur Veränderung zu haben. Diese innere Abkehr von politischen Diskussionen kann zur Normalisierung von inakzeptablen Zuständen führen, da sich die Gesellschaft an schleichende Erosion gewöhnt. Die größte Befürchtung besteht darin, dass die Vernünftigen sich zurückziehen und somit die Stimme der Vernunft minimiert wird.
Internationale Vergleiche und historische Wurzeln
Der Aufstieg populistischer Bewegungen wird durch verschiedene historische und gesellschaftliche Faktoren begünstigt, die sich über Ländergrenzen hinweg wiederholen. Länder wie Italien und Ungarn zeigen, wie historische Kontexte und nationale Identitäten die politischen Landschaften beeinflussen können. Diese Bewegungen nutzen historische Narrative, um Ängste auszulösen und sich als Vertreter des 'wahren Volkes' zu inszenieren. Dabei wird nicht nur auf die Vergangenheit, sondern auch auf gegenwärtige soziale und wirtschaftliche Herausforderungen verwiesen, um Unterstützung zu mobilisieren.
Worauf sich der autoritäre Nationalismus in Italien, Ungarn und Österreich stützt analysieren die Journalisten Lorenz Gallmetzer und Balasz Csekö sowie Susanne Hofer, Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend, mit dem Buchautor Robert Misik im Bruno Kreisky Forum in Wien.
Das ist der erste Teil der Diskussion. Der zweite Teil wird in einer weiteren Episode online gestellt.