Obstexperte: "In den Supermärkten nimmt die Sortenvielfalt ab"
Jul 26, 2024
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Bernd Kajtna, Obstsortenexperte beim Verein Arche Noah, setzt sich leidenschaftlich für den Erhalt gefährdeter Obst- und Gemüsesorten ein. Im Gespräch erklärt er, warum Vielfalt in der Landwirtschaft gegen den Klimawandel entscheidend ist. Kajtna führt uns in die Welt seltener Apfelsorten, die in Supermärkten oftmals fehlen. Er thematisiert die Herausforderungen und Methoden bei der Lagerung von Saatgut sowie die umstrittene Rolle von Gentechnik in der Pflanzenzüchtung. Zudem gibt er praktische Tipps, wie wir mehr Vielfalt in unser tägliches Leben integrieren können.
Die Abnahme der Sortenvielfalt im Supermarkt führt zu einem Verlust an kulinarischem Erbe und gefährdet unsere Ernährungssicherheit.
Der Verein Arche Noah sammelt und bewahrt alte Pflanzensorten, um genetische Vielfalt zu sichern und zukünftige Herausforderungen zu meistern.
Deep dives
Die Bedeutung seltener Obst- und Gemüsesorten
Die Vielfalt an Obst- und Gemüsesorten in Supermärkten hat deutlich abgenommen, während in traditionellen Anbauformen eine größere Auswahl existiert. Es gibt von vielen gängigen Arten wie Äpfeln oder Kartoffeln nur noch einige beliebte Sorten, die im Handel erhältlich sind, was zu einem Verlust an kulinarischem Erbe führt. Bernd Keitner vom Verein Achenor betont die Notwendigkeit, alte und seltene Sorten zu bewahren, um nicht nur die Biodiversität zu schützen, sondern auch um zukünftige essbare Pflanzen für die Ernährung zu sichern. Der Verlust von Vielfalt könnte letztlich auch negative Auswirkungen auf unsere Ernährungssicherheit haben, insbesondere in Anbetracht der aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel und industrielle Landwirtschaft.
Der Einfluss der industriellen Landwirtschaft
Die industrialisierte Landwirtschaft wirkt sich negativ auf die Sortenvielfalt aus, indem sie sich auf ertragreiche und leicht zu transportierende Arten konzentriert. Sorten wie Gala und Golden Delicious stehen im Mittelpunkt, da sie optisch ansprechend sind und langer haltbar bleiben, wobei geschmackliche Aspekte oft vernachlässigt werden. Diese einseitige Ausrichtung führt dazu, dass viele traditionelle und geschmacklich vielfältige Sorten nicht mehr angebaut werden. Alternativ zum konventionellen Anbau gibt es jedoch Nischenmärkte, in denen seltene Sorten gepflegt und vermarktet werden, insbesondere durch Selbstversorger und kleinere Betriebe.
Die Tätigkeit des Vereins Achenor
Der Verein Achenor sammelt und bewahrt über 5000 alte und seltene Pflanzensorten, um den Fortbestand dieser genetischen Vielfalt sicherzustellen. Keitner erklärt, dass es nicht nur darum gehe, die Samen zu lagern, sondern auch aktiv Sorten zu retten, die am Markt nicht mehr erhältlich sind. Dies erfolgt durch die Wiederherstellung alter Sorten sowie die Züchtung neuer Sorten, die für künftige Herausforderungen geeignet sind. Die Beispiele umfassen alte Tomatensorten, die in Vergessenheit geraten sind sowie neuere, die von Hobbygärtnern weitergegeben werden.
Zukunft der Sortenvielfalt angesichts des Klimawandels
Die Sortenzüchtung in der Zukunft wird sich stark mit den Herausforderungen des Klimawandels auseinandersetzen müssen. Es wird erwartet, dass Sorten entwickelt werden müssen, die mit extremen Wetterbedingungen, wie Hitze und Trockenheit, besser umgehen können. Keitner hebt hervor, dass alte Sorten als wertvolle genetische Ressource dienen, um neue, angepasste Kulturen hervorzubringen. Zudem wird eine Diversifizierung der Eiweißpflanzen gefordert, um alternative Quellen zu Soja zu fördern und einen nachhaltigen Anbau zu gewährleisten.
Warum es in Zeiten des Klimawandels künftig mehr Vielfalt beim Obst und Gemüse braucht
Jeder kennt sie, die roten Gala-Äpfel im Supermarkt. Aber wer hat schon einmal etwas vom Geistapfel, vom süßen Klapperapfel oder vom Mininger gehört? Alle drei Apfelsorten sind aktuell vom Aussterben bedroht und werden nur noch sehr lokal angebaut. Im Supermarkt sucht man sie meist vergeblich. Bernd Kajtna vom niederösterreichischen Verein Arche Noah versucht, solche seltene Sorten zu retten. Ihm geht es nicht nur um Äpfel-, sondern auch um viele andere Obst- und Gemüsesorten. In einer Samenbank speichert der Verein das Saatgut von mehr als 5000 alten und seltenen Pflanzensorten, um daraus eines Tages wieder neue Sorte züchten zu können.
Denn diese brauche es, um nicht nur auf den Klimawandel, sondern auch auf den Ernährungswandel zu reagieren, sagt Kajtna. Im Podcast spricht Kajtna darüber, wie lange Saatgut in solchen Samenbanken aufbewahrt werden kann, welche Gefahren er in Gentechnik sieht und was jeder Einzelne zu mehr Vielfalt beim Obst und Gemüse beitragen kann.
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